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Zahlungsausfälle

Rechtschreibung geprüft

Mir stellte sich gerade eine Frage: Du als Bestatter hast bzw. trägst immer ein beträchtliches Finanzielles Risiko.
Lässt du dir von „Neukunden“ einen Anteil der Kosten vor der Bestattung bezahlen? Oder immer via Rechnung nach der eigentlichen Bestattung? Sicherst du dich, durch eine Bonitätsprüfung z.B., vor Auftragsannahme ab?

Das Thema hatten wir schon mehrmals im Weblog, aber es ist in mehreren Artikeln versteckt.
Es ist tatsächlich so, daß wir ständig rund 50.000 Euro Außenstände haben, also Geld auf das wir warten und von dem wir nicht wissen ob es jemals wirklich kommt. Die Zahl der Kunden, die auch auf die letzten Mahnungen und den Besuch des Gerichtsvollziehers nicht reagieren, nimmt deutlich zu. Am Ende legen sie die Eidesstattliche Versicherung ab und ich kann das Geld komplett abschreiben.

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Erschwerend kommt hinzu, daß wir nicht nur unseren Gewinn verlieren, sondern auch für Blumen, Zeitungsanzeigen und die sehr hohen kommunalen Gebühren in Vorleistung gegangen sind. Oft stehen 1.500 Euro unseren Geldes durchlaufende Posten von 3.000 bis 5.000 Euro gegenüber, sodaß sich da dann schnell Summen von 4.000 bis 7.000 Euro ergeben.
Neben dem Ärger mit dem zahlungsunwilligen/-unfähigen Kunden steht dann noch der Ärger mit den Lieferanten ins Haus.

Man sieht es den Kunden oft nicht an, in welcher finanziellen Situation sie sich befinden. Manche haben ein unglaubliches schauspielerisches Talent und treten hier auf wie „Graf Koks“, um dann bei Erhalt der Rechnung zu erklären, daß sie sich das alles gar nicht leisten können.
Wieder andere verlassen sich auf ein Erbe, das dann nicht eintritt oder als Luftnummer entpuppt und manche dachten, die Familie würde zusammenlegen und hinterher wenden sich alle anderen entrüstet ab.
Gründe gibt es viele, warum jemand dann nicht zahlt.

Wir begegnen dem nicht durch Bonitätsanfragen, sondern durch Offenheit und Transparenz. Schon am Ende des Beratungsgespräches konfrontieren wir die Kunden mit ziemlich exakten zu erwartenden Zahlen und sehen ja dann die Reaktion.
Außerdem bieten wir unauffällig günstige Alternativen an, also Waren, die extrem günstig sind, denen man das aber nicht ansieht.
Auf Wunsch räumen wir ein längeres Zahlungsziel ein, etwa wenn wirklich auf ein Erbe oder eine Versicherungszahlung gewartet wird und wenn es dann noch eng wird, kann jeder in angemessenen Raten bezahlen.

Glücklicherweise haben doch recht viele Leute eine Lebensversicherung. Die rege Aktivität der Versicherungsvertreter in den 60er bis 80er Jahren zahlt sich da jetzt aus. Wie die meisten Bestatter übernehmen auch wir die Abwicklung dieser Versicherungen, beantragen die Leistungen und verrechnen die abgetretenen Gelder mit unseren Rechnungen und zahlen dann die gesamte Restsumme aus.

Im Falle eines Falles wickeln wir auch die Bestattung mit den Sozialstellen ab, dazu müssen wir aber auch wissen, daß die betr. Familie derartige Ansprüche hat.

Wer also vom Sozialamt lebt oder derartige Ansprüche hat, oder auch wer von vornherein weiß, daß er anders nicht zahlen kann, der muß das einfach nur sagen. Dann können wir schon im Vorfeld entsprechend reagieren und haben bis jetzt noch für jeden eine Lösung gefunden.

Wer jedoch beim Bestatter auftaucht, weiß, daß er nicht bezahlen kann und auch dann nicht bereit ist, wenigstens in kleinen Raten etwas zu leisten, der läuft Gefahr, daß er von den Strafverfolgungsbehörden für einen Betrüger gehalten wird.

Kommt jemand zu uns, von dem wir gleich von Anfang an den Eindruck haben, daß er Schwierigkeiten bei der Bezahlung haben könnte, reagieren wir zunächst durch Abtrennung aller Fremdkosten. Der Auftrag für Grab und Trauerhalle geht direkt an die Stadtverwaltung, so daß er direkt von dort auch eine -über die Stadtkämmerei eintreibbare- Rechnung erhalten wird. Auch von der Zeitung, vom Gärtner und vom anschließend besuchten Restaurant wird er separate Rechnungen erhalten. Dadurch vermeiden wir die Bündelung der nicht bezahlten Kosten zu unseren Ungunsten.
Desweiteren werden wir dann zu günstigen Alternativen raten, die zwar die Wünsche des Kunden grundsätzlich widerspiegeln aber eben zur Kostenminimierung beitragen.
Ja und dann gibt es eben auch Fälle, in denen wir knallhart einfach auf Vorkasse zumindest in Höhe unserer Vorleistungen auf der Basis der Einkaufspreise bestehen. Dann kommen wir im Falle eines Zahlungsausfalls mit einem blauen Auge davon.
In bestimmten Stadtteilen kennen die Leute es gar nicht anders und haben das Geld oft schon auf dem Tisch liegen, wenn der Bestatter kommt. Auch Personen, die bestimmten Gruppen angehören, die sich häufig in geschlossenen Familienverbänden von Ort zu Ort bewegen, etwa Schausteller, Zirkusleute, Landfahrer usw. empfinden es nicht als vorurteilsbehaftete Benachteiligung, wenn wir auf Vorkasse bestehen. Kein fester Wohnsitz, kein deutscher Paß, das sind die besten Voraussetzungen dafür, daß hinterher Mahnungen wieder zurückkommen und der Gerichtsvollzieher keinen finden kann.

Bleibt die Frage, warum man das als Bestatter dann überhaupt macht. Nun, wenn wir es nicht machen würden, würde es der nächste Kollege machen müssen. Würde auch der bei unklarer finanzieller Situation des Kunden das Ganze ablehnen, dann würden die Leute zu einem möglicherweise vorhandenen kommunalen Bestatter gehen oder zu einem Billigbestatter, der dann sicherlich besonders damit werben würde.

In Anbetracht der Tatsache, daß wir unterm Strich in den weitaus meisten Fällen unser Geld bekommen -und sei es nach jahrelangen Ratenzahlungen- besteht kein Grund, das Risiko grundsätzlich zu scheuen. Es ist nicht größer als das anderer Handwerker, die auf offene Rechnung arbeiten auch.

Zahlt ein Kunde nicht zum vereinbarten Termin, was wir durch eine Skontomöglichkeit versüßen, dann folgt recht bald ein Anruf einer Mitarbeiterin, die nach dem Grund des Ausbleibens der Zahlung fragt. Manchmal hat das ganz normale, verständliche und nachvollziehbare Gründe; dann bekommt der Vorgang einen entsprechenden Vermerk und wir verlängern das Zahlungsziel.
Gibt es keine Erklärung oder wird uns mit der Dauerausrede „haben wir schon überwiesen“ oder „der Scheck ist in der Post“ Quatsch erzählt, dann bekommen die Kunden eine Zahlungserinnerung. Wird auf die nicht reagiert, folgt erneut ein Anruf mit einem Angebot auf Ratenzahlung. Bis zu diesem Punkt haben schätzungsweise 90% aller Spätzahler dann bezahlt oder einen Zahlungsplan akzeptiert.
Der Rest bedarf eventuell noch eines persönlichen Besuches, bei dem ich mich nicht sehr leicht abwimmeln lasse. Da wird dann der zwar immer korrekte und sachliche Ton aber auch schon etwas direkter und rauher.
Hilft alles nichts, kommt ein Mahnbescheid vom Gericht und jeweils fristgemäß alle weiteren Folgen, wie Vollstreckungsbescheid, Gerichtsvollzieher, Wohnungsdurchsuchung, Pfändung, ggfs. Haftanordnung und Eidesstattliche Versicherung.
Mehr als Ratenzahlung selbst in kleinsten Raten anzubieten, kann man letztlich nicht tun. Zu verschenken haben wir nichts.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#Lektorin A #zahlungsausfälle

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(©si)