Ich zeigte mich erstaunt: „Ach, Ihre Mutter trägt einen anderen Namen als Sie? Hat sie nochmals geheiratet?“
Von Plenken schob verlegen mit spitzen Fingern seinen Organizer wie ein Matchbox-Auto auf dem Tisch herum. Nach einer kleinen Pause sagte er: „Nun, sagen wir es so, mein Geburtsname ist Krause, Erich Krause. Ich habe den Namen meiner Ehegattin angenommen. Aber das tut hier ja nichts zur Sache.“
„Nein, natürlich nicht. Verraten Sie mir trotzdem, wie es zu den Vornamen kommt?“
Von Plenken-Krause zupfte seine Krawatte zurecht, schaute sich um, ob die Tür auch geschlossen ist, legte mir dann seine Hand auf den Arm und meinte leise: „Wollten Sie Erich heißen?“
Ich zuckte nur mit den Schultern, Erich ist ja nun kein besonders schlechter Name. Er fuhr fort: „Also im Ausweis steht Erich Fridolin von Plenken, geborener Krause. Meine Frau findet aber Erich und Fridolin nicht gut, weshalb sie mich Emmerich und Fido nennt.“
„Klingt gut“, sagte ich und dachte insgeheim, daß Erich Fridolin Krause ein ganz schön aufgeblasenes Gnurksel war. In meinen Augen war der doch ’ne Pusteblume. Toller Schein, doch wenn man näher hinsah oder gar hinfasste, puff, da flog der ganze schöne Schein davon.
Nun, mir sollte es egal sein, auch Herr Professor Dr. Gunther von Hagens, der bekannte Plastinator, heißt ja von Geburt aus Gunther Gerhard Liebchen und hat nur den Namen seiner ersten Frau angenommen, so selten ist das also offenbar nicht, vor allem wenn die Frau einen besonders klangvollen Namen hat.
Der Rest war schnell erledigt. Immerhin hatte von Plenken seiner Mutter den Umzug in ein gutes Seniorenstift ermöglicht und ich nahm die neue Adresse auf.
Wir waren durch, ich stand auf, von Plenken erhob sich. Und eben noch hatte ich das Gefühl, seine arrogante Art will wiederkehren, da besann er sich, kratzte sich am Kinn und fragte: „Ähem, das… das bleibt aber hier jetzt unter uns, nicht wahr?“
Was denkt so ein Mensch? Was brachte so einen dazu, hier einen Auftritt hinzulegen, als sei er Graf Koks persönlich, wo er doch wissen muss, daß er letztlich „die Hose runterlassen“ musste? Wie hatte er sich das vorgestellt? Vorne bei meiner Angestellten den dicken Maxe markieren und dann bei mir den kleinen Erich Krause spielen?
„Nein, nein“, sagte ich, „das sind Kundeninterna und das bleibt unter uns. Sie müssten lediglich noch vorne zu unserer Frau Büser und ihr kurz die Daten für den Computer geben. Weil der Vertrag ja von Ihrer Frau Mutter selbst abgeschlossen worden ist, muß sich Frau Büser auch eine Kopie von Ihrem Ausweis machen, damit das alles seine Richtigkeit hat.“
Er schluckte, nickte und zunächst wortlos stand er wenig später neben Frau Büser, die geflissentlich seine Angaben eintippte und ihm dann sein ganz persönliches Waterloo bereitete, indem Sie ihn seinen vollen Namen inklusive Erich, Fridolin und geborener Krause buchstabieren ließ.
Ich gönnte ihr den kleinen Triumph.
Von Plenken nahm mit zusammengekniffenen Lippen seinen Ausweis, steckte ihn in seine Brieftasche und fast schon verlegen stopfte er einen 10-Euro-Schein in die bunt beklebte Kaffeekasse auf Sandys Schreibtisch.
Eigentlich ein armes Würstchen, oder?
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