Geschichten

Das mit den Socken

Es ist ein ganz elementares Naturgesetz, daß paarweise in die Wäsche gegebene Herrensocken (vorzugsweise in der Größe 44-47) niemals ebenso paarweise wieder das Licht der oberhalb der Waschküche gelegenen Räumlichkeiten erblicken.
Nun macht es mir überhaupt nichts aus, eine blaue Socke mit einer dunkelgrauen zu einem tragbaren Paar zu verbinden. Doch was mir schlicht egal ist, nach außen hin aber als Ausdruck meines besonderen Verständnisses für farb- und rassenübergreifende Vermählungen dokumentiert wird, ist in den Augen meiner Frau eine ungeheure Freveltat, die sie mal zum Tippen an die Stirn, mal zum Beleidigtsein veranlasst. Beides kann sie sehr gut, das letztere kann sie länger.

Aber das ist nur eine Randgeschichte, die belegen soll, daß es innerhalb eines Hauses womöglich magische Kräfte gibt, die in der Lage sind, Herrensocken verschwinden zu lassen. Und sie tun noch etwas: Sie reißen Handfeger und Kehrblech auseinander.
Dabei gibt es Haushalte, in denen immer die Handfeger verschwinden und solche Wohnungen, in denen immer die Kehrschaufeln wie von Geisterhand verschwinden.
Wohl dem, der in einer Etagenwohnung lebt und dessen Gegenübermieter zur jeweils anderen Fraktion gehört. Hierbei ist jetzt mit „andere Fraktion“ einmal nicht die andersartige politische oder religiöse Überzeugung gemeint und es ist auch keine sexistische Anspielung auf so Langweiler, die noch hetero sind und damit so gar nicht dem Zeitgeschmack entsprechen, nein, die andere Fraktion ist logischerweise eben ein Handfegerverschwinder, wenn man selbst zu den Kehrschaufelverschwindern gehört und umgekehrt.

Wir haben aber keine Nachbarn, also keine wirklichen. Der eine im Haus links von uns ist so anders und die anderen auf der anderen Seite sind auch so… Vielleicht sind wir aber auch anders, jedenfalls ist das hier ein eher auf Inkompatibilität gegründetes Nachbarschaftsverhältnis, das sich aber angenehmerweise dadurch auszeichnet, daß man sich nichts tut und sich vor allem auch nicht gegenseitig zu irgendwas einladen, gratulieren oder beglückwünschen muß.

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Mit anderen Worten: Wenn der Feger mal wieder weg ist, sind wir auf uns allein gestellt. Und damit ist es auch ausgesprochen: Wir gehören zu den Handfegerverschwindern. Kehrschaufeln findet man bei uns in jedem Zimmer, in manchen sogar zwei oder drei.
Das bleibt ja auch nicht aus, denn bei nahezu jedem Einkauf im 1-Euro-Laden nehme ich gleich mehrere Kehrgarnituren mit, um das Manko an Fegern wieder auffüllen zu können und der 1-Euro-Laden verkauft keine einzelnen Feger, was mir ja völlig reichen würde. Doch das einzige ortsansässige Haushaltswarengeschäft verkauft zwar einzelne Feger, aber die sind von blinden, alleinerziehenden, schwangeren, homosexuellen und drogenabhängig-behinderten Mönchen in strengster Klausur handgeklöppelt und mit dem Munde bemalt und kosten 37,90 Euro. „Is‘ aber echtes Dachshaar!“

Nun dachte ich ja immer Dachshaar sei das, was sich die Bajuwaren als Büschel an ihre Hüte prömpeln, mußte mir aber sagen lassen, daß das völlig falsch ist, denn an den Hut gehöre Gamsbart und das diene nur zur Zierde und Dachshaar nähme man für die Rasierpinsel.
Jetzt hatte ich aber immer geglaubt, diese Mähnen- Fell- oder Haarbürste am Hut der Bayern sei ein dort aufgesteckter Rasierpinsel. Meine Vermutung war immer, die Bayern hätten vielleicht so behaarte Frauen, daß man sozusagen ständig bereit sein muß, diese schafsgleich zu scheren, bevor man sie bespringen kann.

Dummes Zeug, ich weiß, aber es ist Montagmorgen.

Nun also: Feger weg, Schaufeln da.
Was tun?

Meinem Sohn ist die ultimative Lösung eingefallen. Er hat durch das Loch am Ende des Griffes der Kehrschaufel und das Loch am Ende des Griffes des Handfegers einen Kunststoffkabelbinder gezogen und die beiden Teile unverlierbar aneinandergekettet.
Nie wieder wird in unseren Haus ein Kehrblech zum geschwisterlosen Einzelgänger.
Allerdings wird man in unserem Haus künftig auch nur noch Idioten sehen, die mit zwei Kehrgarnituren kehren, einem Feger, an dessen Ende ein viel zu kurz angebundenes Kehrblech hängt und einer Kehrschaufel an deren Ende ein Feger baumelt.
Praktisch ist das nicht.

Da ziehe ich lieber eine blaue und eine grüne Socke an.

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