Frag doch den Undertaker

Wie riecht eine Leiche und warum riechen die das nicht?

Warum riecht man in einem Mietshaus nicht, wenn in einer Wohnung monatelang eine Leiche verfault?

Man riecht es.
Aber zwischen „verfaulen“ und „verwesen“ und „mumifizieren“ ist ein himmelweiter Unterschied.
Den Unterschied zwischen dem Verfaulen und dem Verwesen kann man sich vereinfacht so vorstellen, wie den Unterschied, des es macht, ob man eine Schüssel mit Gemüseabfällen bei normalen Temperaturen wochenlang in der Küche stehen lässt, oder ob man sie in einer Kompostkiste den Bodenorganismen überlässt.

Das Mumifizieren ist das Gleiche, als wenn Naturvölker Fleisch und Fisch in den Wind hängen, um es zu trocknen und haltbar zu machen.

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Das regelrechte Verwesen, also das Vergehen einer Leiche, wie es in einem Grab der Fall wäre, kommt in Wohnungen nicht zustande. Im Wesentlichen hat man es hier mit feuchten oder trockenen Leichnamen zu tun.

Eine Wohnung ohne direkte Sonneneinstrahlung, mit geöffneten Fenstern und mit stetigem leichten Luftzug, kann ideale Voraussetzungen dafür bieten, daß ohnehin nicht sehr fleischige Verstorbene wie ein Stockfisch austrocknen und man kaum etwas von der Geruchsbelästigung mitbekommt.

Bei den Verstorbenen, die feucht vergehen, also die Körperflüssigkeiten in Bodenbelag, Möbel oder Bettzeug entlassen, spielt es noch eine Rolle, ob der Leichnam abgedeckt ist, etwa durch Bettzeug oder eine Decke.
Dementsprechend kann es zu einem plötzlichen Anstieg des Geruchs kommen oder zu einem ganz allmählichen, erst fast nicht wahrnehmbaren, dann stärkeren und danach wieder abflauenden…

Irgendetwas könnte man fast immer riechen. Aber die Erfahrung zeigt, daß dichte Wohnungstüren ebenso eine Rolle spielen, wie eben die Frage ob anderswo am Sterbeort Fenster offenstehen. So gibt es Fälle, da war im Treppenhaus außer dem Geruch nach Reinigungsmitteln, gar nichts wahrnehmbar, während sich der Mieter, der über dem geöffneten Küchenfenster wohnte, seit Monaten beim Hauswart beschwert hatte.

In anderen Fällen stinkt es im Treppenhaus so stark, daß man kaum Luft holen mag.

Nun spielt es aber auch eine Rolle, wie es sonst in diesem Haus riecht. Wenn da jemand wohnt, der jeden Tag Kohl kocht oder einen Hammel mit orientalischen Gewürzen brutzelt, dann könnten die anderen Mieter eventuell den durch die Leiche entstehenden Geruch falsch zuordnen.
Auch gibt es Häuser in denen die Mülltonnen unten im Hausgang oder im Keller untergebracht sind und wo die Mieter daran gewöhnt sind, daß es mitunter sehr streng riechen kann.

Immer wieder sagen die Nachbarn in solchen Häusern in denen Leichen gefunden wurden, daß sie zwar etwas gerochen haben, aber nicht wußten, was da so merkwürdig riecht und bis man es hätte orten können, sei der Geruch immer wieder weg gewesen.

In anderen Fällen muß man sich als Angehöriger der Polizei oder als Bestatter schon wundern, warum da niemand etwas gerochen haben will. Da schlägt einem beim Betreten des Hauses schon der typische Leichengeruch entgegen und die Wohnung ist nur unter Atemschutz oder mit Geruchsmaske betretbar. Und trotzdem steht der Hauswart ganz betroffen dabei und sagt, man habe nie was gerochen.

Es kann also auch daran liegen, daß sich die Leute in gewisser Form an den langsam entstehenden Geruch gewöhnen, zumindest wird das von manchen Experten so behauptet. Ich als Experte behaupte aber, daß man sich an diesen Geruch nicht gewöhnen kann. Der Geruch einer menschlichen Leiche ist so eigentümlich und unterscheidet sich nicht nur meiner Meinung nach gänzlich vom Geruch vergehender Tiere, daß ihm gewissermaßen eine Art Warnfunktion zukommt.
Gut, als Bestatter, Polizist, Retter oder Feuerwehrmann kennt man diesen Geruch und weiß sofort was da los ist, aber der Geruch ist so eigentümlich, daß auch jemand, der ihn noch nie zuvor wahrgenommen hat, eigentlich merken müsste, daß da kein Mülleimer verschimmelt.

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