Zum Begräbnis von Helmut Schmidt erreichen mich sehr viele Fragen. Zwei davon habe ich mal exemplarisch ausgesucht:
Hallo Herr Wilhelm,
ich würde gern einmal wissen, wie herum ein Sarg steht, wenn er vor einem kirchlichen Altar aufgebahrt wird – mit dem Kopf oder mit den Füßen zum Altar?
Und wie herum wird er in den Bestattungswagen geschoben? Es heißt ja immer „mit den Füßen voran“. Aber stimmt das?
Bei Helmut Schmidt war heute zu beobachten, dass die altarzugewandte Seite später zuerst in den Wagen geschoben wurde.
Danke für Ihre Antwort.
Und dann noch diese Frage hier:
heute habe ich auch mal eine Frage an den Fachmann:
Gestern erst waren die Trauerfeier und der Staatsakt im Hamburger Michel.
Bereits heute berichten die örtlichen Onlinemedien, dass die Urne heute beigesetzt worden ist. Das war dann wohl eine ziemlich schnelle Einäscherung und wurde sicher auch so in den letzten beiden Wochen so geplant.
Wenn man davon ausgeht, dass Helmut Schmidt eine Art Promibonus hatte:
Ist es überhaupt technisch möglich, dass die Asche so schnell für eine Beisetzung aufbereitet werden kann, z.B. kühlt die so schnell ab, also von einem Tag auf den anderen?
Über die Frage, ob ein Verstorbener mit den Füßen oder dem Kopf voran transportiert wird, habe ich hier in diesem Artikel schon etwas geschrieben.
Alle notwendigen Antworten zu Fragen über einen Leichenzug und die verschiedenen Transportrichtungen gibt Dir dieser Artikel hier.
Helmut Schmidts Sarg stand im Michel mit dem Kopfteil zum Altar und mit den Füßen zur Trauergemeinde.
Das ist seiner Prominenz geschuldet und Bestandteil des öffentlichen Protokolls.
Der ursprüngliche kirchliche Brauch ist ander, wie uns Pastorin Konstanze Helmers berichtet:
Meines Wissens ist es so: In Kirchen wird der Sarg eigentlich mit den Füßen zum Altar gestellt, also so, dass der Mensch im Sarg nach Osten schaut, denn Kirchen sind in der Regel mit dem Altar nach Osten ausgerichtet, also zur aufgehenden Sonne und somit in die Himmelsrichtung, die der Auferstehung zugeordnet wird. Der Gestorbene blickt also, wenn er mit den Füßen zum Altar steht, der Auferstehung entgegen. Auf alten Dorffriedhöfen wird auch noch so bestattet. Wie gesagt, so ist es eigentlich, leider macht das heute kaum noch ein Bestatter so. Ich finde das ein schönes Zeichen.
Mit den Füßen voran wurde er aus der Kirche und zum Bestattungswagen gebracht.
Richtigerweise wird dabei das Kopfende etwas erhöht getragen.
In den Bestattungswagen wird der Sarg mit dem Kopfende voran eingeladen.
Zur zweiten Frage:
Nun ja, wie schnell ist Grillkohle ausgekühlt? Wie schnell sind Kotelettknochen kalt?
Klingt vielleicht ein bißchen banal, aber natürlich ist die Asche nach kurzer Zeit kühl genug, um in eine Urne gefüllt zu werden.
In bestimmten Krematorien, z.B. in Holland, kommen die Angehörigen gemeinsam mit dem Sarg zu Krematorium und halten dort die Trauerfeier ab.
Dann wird der Sarg zur Einäscherung gebracht und die Trauergäste setzen sich zum Leichenschmaus zusammen.
Am Ende der Veranstaltung können sie dann schon die Urne mit der Asche in Empfang nehmen.
Bild: „Berlin, Trauerzug für Gustav Stresemann“ by Bundesarchiv, Bild 102-08501 / CC-BY-SA. Licensed under CC BY-SA 3.0 de
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Helmut Schmidt, Leichenzug, Trauerzug
…mit ist aufgefallen, dass der Bestattungswagen ohne Kennzeichen unterwegs war. Wenn man schon das Echte nicht zeigen will, um z.B. das Fahrzeug später nicht identifizieren zu können, hätte man immer noch Phantasie – „Filmkennzeichen“ einsetzen können.
@Chris: Es gibt schon Fotos vom Leichenwagen wo das Kennzeichen zu sehen ist.(z.B. Beim Video auf fr-online) Bei den Meisten dürfte es aber nachträglich unkenntlich gemacht worden sein!
@Chris: Beim Staatsakt und der öffentlichen Trauerfahrt waren die Fahrzeuge in hoheitlichem Auftrag in Erfüllung einer Staatsmission unterwegs.
Hierbei wurden sowohl die vorderen als auch die hinteren Kennzeichen mit einer schwarzen Folie abgedeckt.
Dies hat gleich mehrere Gründe.
Zum einen lenkt nichts vom Akt an sich ab.
Zum anderen sollte auch über die Kennzeichen kein Rückschluß auf die Herkunft der Fahrzeuge möglich sein.
Ja und es gibt da noch die Ansicht eines Journalisten, der meint, es sei auch aus dem Grund geschehen, weil das Kennzeichenkürzel HH auch Assoziationen anderer Art zuläßt.
In manchen Städten ist ja HH als Zusatzbuchstaben nicht zulässig, weil das als „Heil Hitler“ interpretiert werden könnte…
Bei der Überführung von Schmidt aus seinem Wohnhaus hatten die Bestattungsfahrzeuge keine abgehängten Kennzeichen. Daher stammen auch die Aufnahmen auf fr online.
Im Trauerforum Ohlsdorf gibt es eine Trauerfall in der die Angehörigen sehen können wie der Sarg in den Ofen einfährt. Nach einem Leichenschmaus im Coffee Fritz im selben Gebäude kann anschließend die Urne beigesetzt werden.
Da hab ich auch mal ne Frage, passt grade zum Thema: Ich habe vor einigen Tagen hier einen Artikel gelesen, in dem es um die Zeiten ging, die minimal bzw. maximal vom Tod bis zur Einäscherung vergehen darf. Dazu gab es eine Karte der Bundesländer in denen diese Zeiten unterschiedlich geregelt sind. Leider finde ich den Artikel jetzt nicht wieder. Aber meine Frage: Gibt es da Promiausnahmen? In Hamburg betrag glaube ich die maximale „Todeszeit“ 9 Tage. Das traf ja bei Helmut Schmidt nicht zu. Auch im Sommer nach dem Tod von Pierre Brice lagen wie ich mich erinnere fast drei Wochen zwischen Todestag und Trauerfeier ( mit Sarg ). Sind das Gesetze die eher locker gelten oder die für Promis generell garnicht gelten? Ich erinnere mich, dass vor einigen Jahren bei der Trauerfeier meines Großvaters der Bestatter sagte: Ewig können wir die Trauerfeier nicht aufschieben, egal wann die Verwandten aus dem Ausland anreisen können. Es war Sommer und klar uns leuchtete das ein. Werden die Körper anders behandelt z.B einbalsamiert oder so? Ich gehe… Weiterlesen »
@Eike:
Also die Zeiten sind regional sehr unterschiedlich. Ich meine nicht die vorgeschriebenen Fristen, sondern die praktischen Zeiten.
Bei meiner Stiefmutter haben sich Leute schon mokiert, da es länger wie drei Tage waren, aber es war eifach praktischer es nach dem WE zu machen.
Während bei meiner Tante in Berlin 3 Wochen zwischen Tod und Beerdigung lagen.
Das ist wiederum dort normalgewesen.
@Eike:
meine Schwiegermutter -überhaupt nicht prominent- wurde vor der Erdbestattung auch drei Wochen „kaltgestellt“, da Verwandtschaft vorher nicht verfügbar war.
Kostet halt ein paar €€€ – aber wenn man das bereitwillig zahlt, stört sich niemand daran!
Kann es nicht sein, dass Helmut Schmidt schon eingeäschert und der Sarg leer war?
@Rita-Eva Neeser: Ach, möglich wäre alles. Aber wozu?
Es besteht kein Grund, an den normalen Abläufen zu zweifeln.
Die Zeit zwischen dem Ableben des Herrn Schmidt und seiner Trauerfeier war nicht ungewöhnlich lang, vielleicht ein bißchen länger als normal, aber eben nicht außergewöhnlich.
Es bestand kein Anlaß, ihn vorzeitig einzuäschern.
@Peter Wilhelm: Räucherware hält sich länger.
@Peter Wilhelm: Wenn Sie es sagen, glaube ich das. Ich finde 14 Tage zwischen Tod und Bestattung elend lange. Schweiz: „Zwischen Tod und Beerdigung dürfen bis zu sieben Tage liegen“.
@Rita-Eva Neeser: Aber dafür gibt es doch entsprechende Kühlanlagen. Damit wird der Verwesungsprozess entsprechend aufgehalten/verzögert.
@Rita-Eva Neeser: In Wien sind je nach Konjunktur 10-14 Tage normal. Bei einem Cousin von mir waren es knapp drei Wochen!
@Rita-Eva Neeser: Also, natürlich sind 14 Tage eine recht lange Zeit. Normalerweise würde man sagen, daß ein Verstorbener binnen weniger Tage beigesetzt oder eingeäschert sein sollte. Die Veränderungen, die der Körper durchmacht, sind hier ja bekannt, und man würde alles tun, um einen Körper beizusetzen, bevor diese Veränderungen einen gewissen Grad überschreiten. Deshalb sehen die Landesbestattungsgesetze auch entsprechende Fristen vor und deshalb werden Leichen, um die sich die Angehörigen nicht kümmern, auch von Amts wegen zwangsbeigesetzt. Nun ist Helmut Schmidt aber nicht einfach ein Prominenter, der etwa einen Promi-Bonus gehabt hätte, sondern seine Beisetzung bzw. die Trauerfeier war als Staatsakt angesetzt. Hierbei reisen Staatsmänner aus fremden Ländern an, es müssen größere Vorbereitungen getroffen werden, was alles mehr als nur ein paar Tage an Vorbereitungen erfordert. Es ist auch ein hoheitlicher Akt, der über den normalen Abläufen steht und dessen Regeln außer Kraft setzt. Es gibt eine ganze Bandbreite an konservierenden Maßnahmen bis hin zur Einbalsamierung, um eine längere Liegezeit eines Verstorbenen zu ermöglichen. Im Zweifelsfall wird der Leichnam einfach eingefroren. 14 Tage sind dann kein… Weiterlesen »
@Peter Wilhelm: Im Bezug auf die Schnelligkeit mit der die Urne zur Verfügung stand: Es ist doch so, dass Krematoriumsöfen je nach Bauart alle 1 bis 2 Stunden neu belegt werden können. In so großen Krematorien wie in Hamburg ist es sicher möglich da jemanden „dazwischen“ zu nehmen, wenns eilig ist. Und für die zweite Leichenschau war in den zwei Wochen sicher Zeit genug. Ich sehe da auch nichts ungewöhnliches.
@A scheene Leich: „Am Ende der Veranstaltung können sie dann schon die Urne mit der Asche in Empfang nehmen.“ Und wenn’s mal ganz eilig ist, gibt es doch sicher auch wärmegedämmte Thermo-Urnen mit isolierten Griffen.
@A scheene Leich:
Bei „uns“ in Krefeld ist es durchaus möglich, morgens um 9 Uhr die Trauerfeier am Sarg zu halten und dann um 14 Uhr die Urne beizusetzen – allerings erst, seitdem es in Willich in privat-betriebenes Krematorium gibt. In Duisburg (kommunal) dauert die „Expresseinäscherung“ ein kleines bisschen länger…
@Peter Wilhelm:
ZDF History 2062: Ich bin Kevin, der letzte lebende Sargträger von Helmut Schmidt 2015 – der Sarg war so verdächtig leicht – könnte er leer gewesen sein? Beim Staatsakt für Merkel 2046 war er viel schwerer…
Das Foto am Anfang, ist das von der Beisetzung Gustav Stresemanns?
@Arno Nühm: Ja, deshalb steht das ja auch unter dem Artikel im Bildquellennachweis 😉
@Peter Wilhelm: Na ja, da steht ein Datum. *duck und weg* Hätte ja sonst noch jemand wichtiges um die Zeit über den Pariser Platz geschoben worden sein können.
@Peter Wilhelm: Ich korrigiere mich ungern: Wer schaut denn schon unter den Artikel nach, wenn unter dem Bild nichts steht?
Unter der National Flagge zeichnete sich ein Umriss ab, vom Umfang her war es ein Sarg in der „Heuss Truhen Klasse“, eigentlich zu schade so etwas zu kremieren!
Das habe ich jetzt mit grossem Interesse gelesen.
Besonders das mit der Richtung in der Kopf und Füsse zeigen.
Ich gehe ja nur noch bei Beerdigungen in der Familie in die katholische Kirche. (War selber mal Katholik; bei meiner Beerdigung wird es vielleicht wieder so sein, obwohl ich mir Gedanken mache anonym bestattet zu werden).
Aber da wir „Katholiken“ beim Eintritt in die Kirche des Beerdigungsgottesdienstes den obligatorischen Rungang beim Sarg vorbei und mit Weihwasser das Kreuz machend laufen, ist mir klar, dass der Kopf gegen den Altar gelegt ist. Sonst stimmte das mit dem Kreuz nicht. Aber der Aufgebahrte könnte ja auch umgekehrt im Sarg liegen. 🙂 (Liebe Bestatter, steinigt mich nicht; ich weiss, dass Ihr so einen Fehler nie machen würdet)
Vielen Dank für die Aufklärung bezüglich des erkalten der Asche!