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Bestatter ist Bestatter oder auch nicht

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In einem Zeitungsbericht las ich neulich von einem gemütlichen Beisammensein irgendwo in Deutschland. Zugegen waren der Pfarrer und auch eine Bestatterin.

Dort hieß es:

(Die Bestatterin) erklärte auch den Unterschied zwischen ausgebildeten Bestattern und Freiberuflern. Für den anerkannten Beruf sind drei Jahre Ausbildung erforderlich. Es ist eine Wissenschaft für sich, die Leichen zu waschen, anzukleiden und entsprechend im Sarg zu lagern. Unabhängig davon kümmern sich die Mitarbeiter um den umfangreichen Papierkrieg.

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Und das klingt ja so, als gäbe es da draußen anerkannte ausgebildete Bestatter und sogenannte Freiberufler, die es vielleicht nicht so gut können.
Genau dem möchte ich ganz entschieden entgegentreten.
Das ist nämlich absoluter Blödsinn, mit dem sich so mancher Bestatter reklamewirksam von seiner Konkurrenz abheben will.

Zuerst einmal: Freiberufler ist per Definition etwas anderes, als jemand, der ein Gewerbe ohne Meisterbrief oder Ausbildung ausübt.

Betrachten wir doch noch einmal, wo das Bestattergewerbe herkommt:

In früheren Zeiten gab es Leichenfrauen und Totengräber, die oft ehrenamtlich oder gegen geringe Bezahlung die einfache Versorgung der Toten und das Begraben auf den Friedhöfen übernahmen.
Der Transport des Sarges wurde in vielen Fällen von der Familie zu Fuß oder auf einem Karren durchgeführt.
Den Sarg machte ein örtlicher Schreiner, der meist so 4-5 Särge auf Lager hatte.

Mit der Verstädterung, der Zeit der Industrialisierung und der Entwicklung der althergebrachten Trauertradition kam es dazu, daß Fuhrunternehmer, Schreiner und Kommunen Teile dieser Dienste übernahmen.
Fortan lieferte der Schreiner oder Fuhrunternehmer nicht nur die Särge, sondern übernahm auch den Transport, die Einbettung und die Erledigung der Formalitäten.
Die Arbeiten auf den Friedhöfen wurden straff durchorganisiert und von Kirchen- oder Stadtgemeinden durch eigene Mitarbeiter erledigt.

Alles was man über das Bestattungswesen wissen muß, wurde allein durch „von der Pike auf lernen“ vermittelt und das in ganz hervorragender Weise.
Die allermeisten Bestatter haben diesen Beruf nicht im Rahmen einer dreijährigen Ausbildung gelernt, denn einen solchen Ausbildungsgang gab es bis vor ein paar Jahren noch gar nicht.

Und trotzdem wurde seit jeher eine ordentliche Arbeit gemacht und wurden die Verstorbenen anständig unter die Erde gebracht.
Denn das was der Bestatter macht, das ist eben keine Wissenschaft für sich. Was für ein Blödsinn!

Die Arbeiten, die ein Bestatter erledigt, erfordern ein Fachwissen, keine Frage. Aber jede Tätigkeit für sich, einmal abgesehen von dem bei uns unüblichen Einbalsamieren und komplizierten thanatopraktischen Arbeiten, ist in recht kurzer Zeit von jedermann erlernbar. Es ist die Fülle der Aufgaben und Variationen, die die Sache kompliziert macht. Stets den Überblick zu behalten und zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu tun, das ist die Kunst.
Würde zu zeigen und in Würde Geschäfte mit dem Tod zu machen, das ist eine der Schwierigkeiten. Die Angehörigen aufzufangen, sie Schritt für Schritt durch den Trauerprozess zu begleiten, das ist die hohe Anforderung.

Aber die Arbeiten des Bestatters sind weder eine Wissenschaft für sich, noch ein Buch mit sieben Siegeln.

Deshalb können Bestatter nicht an der Art der Ausbildung, die sie durchlaufen haben, gemessen werden, sondern nur am Ergebnis ihrer Arbeit.
Auch jemand, der den Beruf erlernt hat oder etliche Verbandsdiplome an der Wand hängen hat, kann menschlich ein Ferkel sein und die Angehörigen ruppig und herzlos bedienen.

Ich finde es sehr gut, daß es mittlerweile eine geregelte Ausbildung zur Bestattungsfachkraft gibt.
Das wird von mir sehr befürwortet.
Eine solche Ausbildung bietet nämlich auch für die Auszubildenden eine ordentliche Grundlage und sie führt dazu, daß junge Kräfte in den Beruf kommen, die auch was können.

Aber für den trauernden Hinterbliebenen kommt es nicht auf die Art der Ausbildung an, sondern darauf, daß er gut und fair behandelt wird.

Und das leisten die Bestatter abhängig von ihrem Gemüt und Charakter und nicht aufgrund einer Ausbildung.

Das, was die jungen Bestatter heute in der Ausbildung vermittelt bekommen, das ist nicht als göttliches Bestatterwissen vom Himmel gefallen und wird ihnen nicht von Erleuchteten weitergegeben, sondern das ist das Wissen, das tausende von Bestattern ohne jegliche geregelte Ausbildung entwickelt und zusammengetragen haben.

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