Wenn so jemand kurz vor Sechs anruft, könnt ich…
„Grad hammer die Zeitung hochgeholt. Alles falsch, Sie!“
Was soll man anderes sagen, als „Wie bitte?“
„Die Reihenfolge, Sie haben gar nicht aus die Reihenfolge geachtet und jetzt gibbet bei uns Zoff. Sie haben den Zoff ja nich, den hab ich ja jetzt. Sie können sich aber auf was gefasst machen, jetzt ruf ja nur ich an, aber warten Sie mal bis meine Frau mit Ihnen redet. Die ist ja noch viel betroffener als ich, die ist ja sozusagen die Betroffene.“
„Um was geht es denn genau und vielleicht wäre es ganz hilfreich wenn Sie mir Ihren Namen nennen würden.“
„Schlotterbeck! Aber das müssen Sie doch wissen, wir waren doch bei Ihnen.“
„Schlotterbeck? Der Name sagt mir jetzt leider nichts, aber erstens kommen viele Leute zu uns und zweitens haben Sie vielleicht mit jemand anderem hier gesprochen; um welchen Sterbefall geht es denn?“
„Um die Frau Amalie Müller geht es. Aber daß Sie sich nicht an uns erinnern, das ist ja ein starkes Stück. Meine Frau ist die Frau Schlotterbeck, geborene Müller und die war mit ihrem Bruder, dem Herrn Müller, bei ihnen gewesen und die Schwester Frau Krögerbusch war auch dabei, hammse die alle vergessen?“
Amalie Müller, ja, das sagt mir was, unter dem Namen der Verstorbenen wird bei uns der ganze Akt geführt. An die ganzen anderen Namen kann ich mich schon deshalb nicht erinnern, weil ich sie noch niemals gehört habe, die Leute haben mit Sandy alles besprochen.
Das sage ich dem Anrufer auch:
„Sie haben ja mit einer Kollegin von mir gesprochen…“
„Und die hat alles falsch gemacht, hat sie!“
„Was hat sie denn angeblich falsch gemacht?“
„Das ‚angeblich‘ können Sie nachher meiner Frau nochmal sagen, dann vergeht Ihnen Ihr ‚angeblich‘.“
„Aber was ist denn ihrer Meinung nach falsch?“
„Na die Anzeige da, die da in der Zeitung.“
„Ein Druckfehler?“
„Was? Ein Druckfehler is auch noch drin? (Nach hinten gewandt: ‚Hilde, hast Du gehört, ein Druckfehler ist auch noch drin!‘)“
„Das habe ich ja gar nicht gesagt, ich fragte nur, ob Sie wegen eines Druckfehlers anrufen.“
„Ja, wegen dem Fehler ruf ich an, im Auftrag meiner Frau.“
„Das weiß ich ja nun, aber was ist falsch?“
„Jetzt lenken Sie mal nicht ab und geben Sie das mit dem Druckfehler erst mal zu!“
„Ich habe doch gar nicht gesagt, daß da ein Druckfehler ist, ich fragte nur, ob Sie wegen eines solchen anrufen.“
„Also meine Frau hat gesagt, ich soll mal anrufen bei Ihnen, wegen der Namen, die sind alle falsch.“
„Hat die Zeitung die Namen falsch gedruckt?“
„Ja, inne völlig falsche Reihenfolge.“
„Wie? In einer völlig falschen Reihenfolge?“
„Ja, die sind nich alphabetisch.“
„Ja sollten die Namen denn alphabetisch sein? Hatten Sie das so gewünscht? Üblich ist das nämlich nicht.“
„Also Krögerbusch kommt vor Müller und Müller kommt vor Schlotterbeck. K vor M und M vor S, da können Sie sich jetzt nich rausreden, das haben wir extra nochma nachgeguckt. Meine Frau sitzt jetzt noch da und guckt.“
„Normalerweise geben wir die Angehörigen nach dem Grad ihrer Verwandtschaft an, also zuerst der Ehepartner, dann die Kinder dem Alter nach und so weiter…“
Er wendet sich wieder an seine Frau: „Hilde, die machen das nach der Verwandtschaft, erster die Kinder nach dem Alter.“
Hilde: „Dann isses richtig.“
Er wieder zu mir: „Aber alphabetisch isses nich!“
„Man kann die Namen ja nur entweder alphabetisch oder dem Alter nach sortieren, beides geht nicht.“
„Also haben Sie das falsch gemacht.“
„Aber sonst ist alles richtig, der Termin, die Schreibweise der Namen und so?“
„Ja, das ist alles richtig, aber die Reihenfolge….“
„Und sie hatten ausdrücklich gesagt, daß sie die Anzeige mit alphabetischen Namen wollen?“
„Nö, nich, hammwer nich gesagt, hammwer uns so gedacht.“
„Und meine Kollegin hat Ihnen die Anzeige nicht gezeigt, damit sie die gegenlesen?“
„Doch, meine Frau hattse sogar unterschrieben.“
„Also haben Sie den Entwurf sogar abgenommen?“
„Nö, den hammwer dagelassen.“
„Dann ist da also gar kein Fehler in der Anzeige, sie gefällt ihnen nur jetzt nachträglich nicht?“
„Mir schon, aber meiner Frau nich.“
(Hilde brabbelt von hinten: „Sag dass wir Rabatt wollen und Schadensersatz!“
Er: „Wie siehtet denn mit Schadensrabatt aus?“
„Für was?“
„Ja, wegen dem Alphabet.“
„Wenn Sie das nicht bestellt haben und wenn Sie die Anzeige so unterschrieben haben…“
„Da kann man gar nichts machen?“
„Nein.“
„Ich sach das meiner Frau.“
„Ja, tun Sie das.“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: anzeige, Lektorin A
Ist das nun Senilität oder sind manche dieser Kunden wirklich so schwer von Begriff?
Arme sau von Ehemann.
und sowas immer, wenn ich grade so gerade aus gucken kann nachm aufstehen -.-
Also… ich rege mich ja auch über vieles auf… aber wenn ich eine Anzeige schriftlich abgenommen habe, bin ich nunmal selbst Schuld… Auch wenn da jetzt Schrotterbeck statt Schlotterbeck drin stehen würde..
Und wenn es dann nicht mal einen echten Fehler gibt… *kopf-schüttel*
10: Kopf -> Tisch
20: goto 10
"K vor M und M vor S, da können Sie sich jetzt nich rausreden, das haben wir extra nochma nachgeguckt."
Wundervoll! Das Alphabet ist schon eine schwierige Sache 😉
Klassiker… Super!
Grööhl… Danke Tom, das hat grad meinen Tag gerettet… oh ich merk grad wie fies ich bin mich zu freuen, wenns jemandem noch beschissner geht… böses Mädchen…. grins
Loooool, der arme Kerl steht ja völlig unterm Schlapfen von seiner Hilde. Ob sie Zuhause wohl auch alles schön nach Alphabet und Register führt? 🙂
Ich zermartere mir gerade über etwas ganz anderes das Hirn: Frau Schlotterbeck kam, da bin ich mir ganz sicher, in Kindergeschichten vor. Und es will mir nicht einfallen, wo. War es der kleine Vampir? Oder Bibi Blocksberg? Verdammich, kann mir da eben jemand helfen?
Ouhh Gott! Lass Hirn vom Himmel fallen!
Diese scheiss Geiz-is-Geil Mentalität! Hauptsache erstmal "Schadensersatz" und "Rabatt" brüllen! Das hilft ja immer! Oder mit Anwalt drohen…
Nur nicht zugeben, dass 3 Hirnwindungen fehlen (obwohl, wie will man das zugeben wenn man es nicht merkt..)
Und das um 6 Uhr morgens! 😀 Na herzliches Beileid wünsch ich dir.
Also ich kann nicht anders, aber bei dem Gespräch (insb. bei dem Namen Hilde) muss ich notgedrungen an eine gaaanz bestimmte Person denken:
"Panzer, ich begrüüüüüße Sie!"
^^
@Xenaris: Räuber Hotzenplotz.
@Xenaris: Jawohl, fast richtig erinnert: Der Kleine Vampir heißt mit vollem Namen Rüdiger von Schlotterstein. Nicht zu verwechseln mit von Seifenschwein – so heißt nämlich das Fräulein Olga, in das er verliebt ist. Witwe Schlotterbeck dagegen, die versehentlich in ein Krokodil verwandelt wird, ist in der Welt des Räuber Hotzenplotz zu Hause.
@Andre:
Kein Wunder, wenn seine Frau doch Hilde heißt 😀
Was für Vögel, da fragt man sich echt, in welchem Film die leben…
@Sven-Lukas: Fast richtig, doch wurde nicht Frau Schlotterbeck verwandelt, sondern sie verwandelte Ihren Dackel Wasti in ein Krokodil.
😉
Ob der kleine Vampir oder Räuber Hotzenplotz: Hauptsache Gerd Fröbe…
Wie hieß Goldfinger mit bürgerlichem Namen?
Verschwörung!
Ach Tom, gibs doch zu, dass Ihr die Namen eine Woche alphabetisch aufwärts und in der nächsten Woche abwärts sortiert. Immer abwechselnd. Nur, um die Kunden zu ärgern.
Gerd Fröbe als Geiermeier, ich geh´ unter! Das waren noch Zeiten, da hat das Fernsehkieken richtig Spass gemacht!
Das ist SO Ruhrpott 🙁
Auf den Räuber Hotzenplotz bin ich eben beim besten Willen nicht gekommen dankeschön! Natürlich, Wastis Frauchen!:-)
Dass Rüdiger von Schlotterstein heißt, weiß ich noch, und Tante Dorothee trägt dank Verwandtschaft mit Frl. Olga ja auch den schönen Doppelnamen "von Schlotterstein-Seifenschwein". Ich dachte nur, ich hätte da eine Nebenfigur evtl. verdrängt. Tja, das waren noch Zeiten, als Gerd Fröbe als Geiermeier über den Friedhof schleichen durfte. Nur sowas zeigen die ja heute nich mehr im Fernseh'n. 🙁
Und ob da ein Schaden entstanden ist. Die Familie mußte Tausende von Kopien mit den Namen in der richtigen Reihenfolge mit einer Erklärung, dass der trottelige Totengräber nicht mal das Alphabeth kennt, drucken lassen. (Was will man auch von dem Berufstand erwarten.) Diese mußten allen Zeitungsfrauen der umliegenden Bezirke mitgegeben werden, um sie bei den Abonnenten in den Briefkasten zu werfen. In allen Zeitungskiosken und Einkaufszentren wurden die Blätter den Zeitungen beigelegt. Dass die arme Frau Schlotterbeck unterschrieben hat ist eine Ausnutzung der Trauersituation zum Abzocken. Würde der Bestatter was taugen, wüßte er, dass Unterschriften ,die bei geistiger Abwesenheit unter Ausnutzung der Situation geleistet werden, ungültig sind. Der soll froh sein, dass wir nicht in Amerika sind, wo die Bilder im rückspiegel kleiner sind als in der Realität, und wo Tiere nicht in der Mikrowelle nach dem Baden getrocknet werden dürfen, und der Kaffee im Pappbecher heiß ist. In Amerika könnte unter Umständen eine Million Schmerzensgeld plus Schadenersatz herausspringen. Leider sprechen unsere Gerichte nicht ganz soviel zu. Also Undertaker, ziehen sie sich warm an, wir… Weiterlesen »