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Berlin, ich komme -VIII-

orgel

Vom Fenster des abfahrenden Wagens winke ich Professor Takanita zum allerletzten Male zu, ich werde ihn nie wiedersehen und obwohl er mich über Stunden durch die penetrante Inanspruchnahme meiner Aufmerksamkeit und wenigstens 200maliges Entschuldigen, sowie das Zerstören meines Hemdes ziemlich auf den Senkel gegangen ist, empfinde ich so etwas wie Wehmut. Eigentlich ist er ja ein ganz Lieber…

Ich habe nur das eine Hemd dabei. Ursprünglich wollten die Fernsehleute ja, daß ich schon am Mittwoch mit dem Flugzeug anreise, dann am Donnerstag ganz in Ruhe meine anderthalb Stunden abliefere und erst am Freitag wieder zurückfliege.

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Fliegen kam nicht in Frage, weil -wie ich schon ausführte- ich nicht in der Nähe eines Flughafens wohne und so zur reinen Flugzeit alles in allem noch vier bis sechs Stunden Fahrtzeit mit dem Auto hinzu gekommen wären.

So hatte ich mir Bahntickets und zwar erster Klasse erbeten.
Das haben die Fernsehleute aber nicht so gerne zahlen wollen und deshalb fuhr ich zweiter Klasse.
Das klingt jetzt snobistisch und anspruchsvoll, ist es aber gar nicht. Wenn man so „groß“ ist, dann ist es in der zweiten Klasse nur unbequem. Und wenn man hinterher noch was Vernünftiges abliefern soll, kann man sich nicht über fünf Stunden unbequem herumquälen.
Außerdem habe ich manchmal Durst und in der vollkommen überfüllten zweiten Klasse kam weder jemand mal mit Getränken vorbei, noch hatte ich eine Chance irgendwie zum Speisewagen zu gelangen.

Ich sag ja, ich mache das nie wieder so! Aber an diesem Faschingsdonnerstag habe ich es so gemacht, daß ich morgens mit dem Zug nach Berlin gefahren bin und abends gleich wieder zurück. Das war ein Fehler.
Aber ich mußte außer meinen Unterlagen, einem schönen neuen Apple-Produkt und meinem letzten Buch nichts mitnehmen. Das hat auch seine Vorteile, wenngleich ich bereue, daß ich eine College-Mappe genommen habe. Das doofe Ding hat man immer in der Hand und ist irgendwie behindert. Das nächste Mal nehme ich eine Umhängetasche.

Die Faschingsnasen vom frühen Morgen waren ja schnell wieder verschwunden. Sie arbeiten ja alle in Frankfurt und hatten sich alle noch vor dem Aussteigen demaskiert und abgesehen vom Alkoholpegel verließen sie den Zug wie ganz normale Büromenschen.

Und spätestens ab Frankfurt bewegte sich der Zug immer mehr in faschingfreies Gebiet. Braunschweig, Göttingen, Kassel, Berlin… alles Städte, die ja nicht unbedingt für ihren krachenden Straßenkarneval an ‚Altweiberfastnacht‘ bekannt sind.
So war wenigstens meine Krawatte sicher, wenn auch mein Hemd durch einen zeppelininteressierten Japaner etwas in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Okay, ich steh das durch! Mit der Krawattenklammer habe ich das Hemd so drapiert, daß man den Riss nicht sieht und so traf ich beim Fernsehen ein.

Anderthalb Stunden hatte es geheißen, nur im Studio hatten die gesagt, na, das wird leicht, das mache ich mit Links.

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(©si)