Branche/Kommune

Bestatter als Drogenkurier

Na, ist das mal eine Schlagzeile? Das haben sich sicherlich auch die Zeitungsmacher gedacht, die diesen Artikel geschrieben haben. Mit dem Wort Bestatter lässt sich ja immer Aufsehen erregen und Aufmerksamkeit erzielen. Wir stehen ja quasi für das Geheimnisvolle, das Tabuisierte und sind überdies noch, nach Meinung vieler Leute, geldgierige Beutelschneider. Da trifft es sich immer gut, wenn mal ein Bestatter mit kriminellen Handlungen in Verbindung gebracht werden kann.

Wer aber den obigen Artikel liest, wird schnell feststellen, dass die Tatsache, dass der Drogenkurier, Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens war, überhaupt nichts mit der Tat zu tun hat.

Überhaupt schiebt man uns oft sehr publikumswirksam, weil skandalträchtig, Dinge in die Schuhe, die bei näherer Betrachtung gar nichts Skandalöses an sich haben. Beispielsweise lese ich immer mal wieder Berichte, in denen steht, der Bestatter habe im Sarg gleich noch seinen Müll mit entsorgt.
Einen größeren Blödsinn habe ich noch nie gehört. Es mag solche Fälle vielleicht einmal gegeben haben, wenn das aber so war, handelte es sich um einen seltenen Einzelfall. Bei fast 5.000 Bestattungsunternehmen in Deutschland kein Wunder.

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Hinter diesen Müllgeschichten steckt aber etwas ganz anderes: Jeder Sarg muss unten durch eine verrottbare Plastikfolie abgedichtet sein. Darauf wird eine saugfähige Lage geschichtet. Das können Baumwollflocken in einer sogenannten Sargmatratze sein, aber auch loser Torf, Sägespäne, Papierwolle oder Textilfasern. Abgedeckt wird diese lose Schüttung durch die Innenbespannung des Sarges. Wie gesagt: Das ist so Vorschrift, weil diese Materialien einen etwaigen Flüssigkeitsaustritt aus dem Sarg verhindern sollen.

Viele Bestatter sind nun dazu übergegangen, vor allem vor dem Hintergrund des Recyclings und Umweltschutzes, Papierwolle in größeren Mengen selbst herzustellen. Dazu stehen in den Büros Schredder, die aus den täglich anfallenden Papieren (Zeitungen, Schreibmaschinenpapier usw.) Papierwolle machen. Diese Papierwolle wird in Säcken gelagert und später als Schüttung in die Särge gegeben. Auch die Kopfkissen in den Särgen werden vom Pietätwarenhersteller leer geliefert und müssen damit aufgepolstert werden.

Für Bestatter ist das etwas völlig Normales und sie sehen da auch nichts Verwerfliches. Das Material verrottet oder verbrennt problemlos und erfüllt seinen Zweck hervorragend. Man braucht schon viel Phantasie, um daraus einen Müllskandal zu machen.

Wir haben einmal von einem Sarghersteller Schütt- und Füllmaterial in Säcken bestellt. Das war recht teuer, fachlich einwandfrei und entpuppte sich bei näherer Betrachtung als geschredderte Eierpaletten. Die Alternative wäre Holzwolle, die man sehr teuer einkaufen müsste, die aber auch nichts anderes als Schreinerei-Abfall ist.

Wie man es auch macht, wenn andere das schlechtreden wollen, lässt sich immer eine Schlagzeile aus sowas machen.

© 2007 korr 21.01.2020


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Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 18. Juni 2007 | Revision: 22. Januar 2022

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