Kennt Ihr das? Manchmal trifft man einen jahrelang nicht, dann wieder läuft er einem in einer Woche zweimal über den Weg.
So war das bei mir und Zirbler auch. Ich hatte ihn, wie gesagt, immer mal wieder irgendwo getroffen oder gesehen und auch schon ein paar mal gesprochen, aber jetzt war doch einige Zeit ins Land gegangen, daß ich ihn nicht gesehen hatte und so kam es, daß in mir gewisse Zweifel an ihm aufgestiegen waren, als Frau Müske ihre Krimitheorie ausgebreitet hatte.
Doch ausgerechnet in der darauffolgenden Woche traf ich Zirbler im Klinikum. Wir warteten beide auf Schwester Amalies Büßerbänkchen auf die Aushändigung von Leichenschaupapieren. Die alte Nonne muß zum Orden der barfüßigen Langsamkeit gehören, denn für das Heraussuchen der Papiere und das Ausfüllen der Quittung benötigt sie ewig lange und man hat gefälligst draußen auf dem Büßerbänkchen zu warten, bis sie drinnen ein Christkindls-Glöckchen läutet. Wehe, man verstößt dagegen! Wehe!
Wie es ihm denn so ginge, erkundigte ich mich bei Zirbler und er strahlte mich an. Sein Geschäft laufe super gut, er habe seine Sterbefallzahlen über die Jahre mehr als verdoppeln können und jetzt neulich erst einen nagelneuen Bestattungswagen angeschafft. An ihm seien schlechte Konjunktur, sinkende Sterbefallzahlen und Geiz-ist-geil völlig vorübergegangen: „Aber bei mir in M. ist das ja auch was anderes als hier bei Ihnen. Alles alte Leute mit Traditionsbewußtsein und die wollen eben Eiche rustikal und das ganze Pipapo, Sparen gilt da als Zeichen der Schande. Und dann haben die mir ja gleich zwei Seniorenheime in die Nachbarschaft gesetzt, was will man als Bestatter mehr?“
Ein netter und freundlicher Mann, dem der berufliche Erfolg anzusehen ist. Nein, wenn ich ihn so betrachtete, war da nichts von krimineller Verschlagenheit oder irgendetwas, was darauf hätte hindeuten können, daß an Frau Müskes Verdächtigungen etwas dran sein könnte.
Aber trotzdem, ich bin ja von Natur aus nicht neugierig, ich bin bloß von der Gemüsefrau dahingehend infiziert, daß ich immer alles wissen will. Deshalb fragte ich Zirbler, als ich ihn in der gleichen Woche das zweite Mal traf, ganz direkt nach dem Fall der Frau Poland.
Zirbler seufzte, verdrehte die Augen und wußte offenbar sofort, um was es ging. Er lachte und schüttelte den Kopf als er sagte: „Das ist immer so eine Sache mit den Barzahlungen. Ich mache das normalerweise nie, Sie kennen ja das Theater, das man damit immer hat. Am liebsten ist mir die Treuhand oder das klassische Sparbuch. Aber sie werden das auch kennen … manchmal geht es eben nicht anders; und bevor mir jemand mit einer Vorsorge wegläuft… aber wem sage ich das?
Die alte Dame hatte erst alles bezahlt, da hat sie drauf bestanden und was soll ich denn machen? Ich hab‘ Ihnen zwar erzählt, daß das Geschäft ganz gut läuft, aber ich muß ja auch sehen wo ich bleibe und Kunden wegschicken… nee, das kann ich mir nicht erlauben.
Ja und dann ist sie gekommen und wollte ihr Geld wiederhaben. Auf ein Sparbuch wollte sie es einzahlen und ich habe ihr noch einen Zettel mitgegeben, auf dem genau stand, was vorne im Sparbuch stehen soll. Nur ist sie dann nie wiedergekommen. Einmal habe ich sie angerufen, da hieß es dann, das habe doch noch Zeit, so alt sei sie doch noch nicht und beizeiten käme sie schon noch vorbei.
Was sollte ich machen? Ich habe bestimmt ein halbes Dutzend Vorsorgen im Tresor, bei denen ich weiß, daß da später kein Geld da sein wird. Aber eben deshalb haben wir doch alle den Passus in unseren Verträgen, daß wir nur dann auch die Vorsorge abwickeln und erfüllen müssen, wenn das Geld auch wirklich eingezahlt wurde.
Als die dann starb und ihr Mann bei mir auftauchte, ist der natürlich aus allen Wolken gefallen, aber was soll ich machen? Weiß der Kuckuck, wo die da Geld gelassen hat.“
Ich schaute mir Zirbler genau an und ich konnte beim besten Willen wirklich nichts entdecken, was gegen seine Version sprechen würde. So etwas habe ich selbst schon erlebt, oft genug von Kollegen gehört und überhaupt erschien Zirbler so souverän und integer, daß mir klar wurde, daß sich die alte Frau Müske da etwas zusammengesponnen hatte, was jeder Grundlage entbehrte.
Aber da sieht man, wie schnell man als Bestatter in einen falschen Verdacht geraten kann.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Lieber TOM, würde es Dir viel Arbeit machen das endgültige ende einer Geschichte mit dem wort ENDE zu kennzeichnen?
Wir wüssten wann eine geschichte zuende ist und wirklich keiner würde auf eine fortsetzung warten wo keine kommt.
Es würde Dich also auch keiner mit Was istdenn mit dem XI ten Teil vom Hr. Schrupnella nerven.
Nur so eine Anregung.
Thomas
Dieses „Ende“ passt irgendwie nicht dazu, dass Tom am Anfang sagte, er sei so wütend gewesen…
Ich denke, da kommt noch was.
Glückauf, zerstöre doch nicht alle Illusionen der Leser!
Machst ja das ganze schöne Kopfkino kaputt.
B. A.
Das steht nicht „Ende“. Also…
Wenn dies das ENDE der Geschichte wäre, dann hätte der Titel ‚Bestatterkrimi‘ keine Berechtigung. Also entspannt zurücklehnen und auf die Fortsetzung warten.
Ähhm, warum muss ich jetzt irgendwie an Goldfische denken? 😉
dir macht es wohl spaß uns so zu quälen
To be continued….
Sagt der englische Ländler.
B. A.
@5
Vielleicht, weil die so niedlich sind und hier eigentlich ganz gut noch einer hinpasst? 🙂
Weiter?
AAaaaAArgl!
Willst du uns alle hier frühzeitig unter die Erde bringen? Bittebitte schreib doch den Rest der Story nieder, bzw gib sie uns, denn das ist ja nicht zum Aushalten hier!
wenn ihr ein lauten knall hört dann war ich es.
da bin ich vor neugier geplatzt.
Hmmm auch wenn Cliffhanger „weh“ tun – irgendwie vermisse ich die. Ich weis man kann es niemandem recht machen, aber dafür war Toms Blog irgendwie „berühmt“. Ich hätt so ne Story lieber pro Tag eine Episode fortgesetzt. Gern auch zwei bis drei Geschichten parallel.
Dennoch weiter her mit den guten Geschichten.
Es würde mich enttäuschen, würde der Tom nicht Henning damit beauftragen, mal nachts bei Zirbler einzubrechen und nach Papieren zu suchen. Als Belohnung darf er natürlich im Keller bei Zirbler nach Froschlaichen suchen und in purem biologischem Interesse die Embryonalentwicklung begutachten. Polizei: „Sehr geehrter Tom, bei Zirbler wurde eingebrochen.“ Tom: „Sie wollen damit was sagen?“ Polizei: „Eingebrochen. Der aufgegriffene Penner sprach verwirrt von ‚Froschlaichen‘.“ Tom: „Was wollen Sie damit sagen?“ Polizei: „Hören Sie mal zu. Er labert schon die ganze Zeit von umgekehrt geknickten Quittungen. Und etwas von ‚Froschlaichen‘.“ Tom: „Wir sind ein redliches Bestattungsunternehmen und bei uns gilt Qualität über Quantität und wir falzen die Papiere maschinell mit dem Blink-Piep-Gerät.“ Polizei: „Das mit der Qualität unser Klient auch irgendwo aufgeschnappt. Der gaffte stundenlang auf die goldene Büste von Zirbler in dessen Foyer und versuchte sich aus der Inschrift einen Reim zu machen.“ Tom: „Und der hat die Büste nicht gestohlen? Schauen Sie mal bei ihm zu Hause, da liegen sicher noch ein paar goldene Büsten.“ Polizei: „Hören Sie mal zu…“ Sandy: *kloppt dem Beamten… Weiterlesen »
der Orden der barfüßigen Langsamkeit…
oh Tom woher hast du diese genialen Wortwindungen…
danke, Lya
Also harren wir wieder einmal der Dinge bis die Fortsetzung kommt. 🙂
Aaargh! Meine „f5“-Taste weist erste Abnutzungserscheinungen auf…
man merkt das Tom wieder gesund ist. Die Geschichten sprießen wieder 🙂
6 Teile an einem Tag, respekt!
@ Held in Ausbildung.
Ja, ich vermute auch dass TOM von seiner Frau gut gegossen und gedüngt wurde.
B. A.
@Mamarazzi: ruhig, Brauner, gaaaanz ruhig …!
@ Mamarazzi
+
@ Ma Rode.
F5?
Neu laden?
Pfff, ich klicke immer oben auf „Bestatterweblog“.
Das mache ich doch mit links. 😉
F5, viel zu klein für Big Als dicke Finger…
B. A.
Zirbler wirkt ja sehr sicher, wenn er ein böser ist, wird er die Masche wohl weitermachen. Auch um trotz bei anderen schlechten Geschäften für sich dick Kohle zu machen.
Was liegt da näher, als ihn auszutricksen, also jemanden eine Vorsorge abschließen lassen, auf Barzahlung bestehen, dann (OK, schwierig) den Sterbefall mit falscher Sterbeurkunde fingieren und gucken, ob Ziebler zu so einer Quittung greift oder mit der Bestattungsvorbereitung anfängt.
@Big Al – Dicke FInger? Da wuesste ich Abhilfe: http://kcmc.umf.maine.edu/at/Images/big_key_keyboard.jpg
Wenn der Herr Zirbler wirklich so oft „was soll ich denn machen“ oder auch „das kennen Sie ja“ gesagt hat, würden bei mir direkt einige Alarmglocken schrillen. Muss nichts bedeuten, ist aber häufig ein Zeichen für ein schlechtes Gewissen.
Gnnnn…! O.O Da häng ein Cliff! Da! Seht ihrs? ;D
Ich bin sicher, Tom hat ihm drangekriegt! Zumindest eindeutige Belege hat er bestimmt gefunden, sonst würde er uns das hier nicht so episch ausgewalzt erzählen.
Ich weiß nicht, ob ich gut oder schlecht finden soll, dass jetzt die Geschichten quasi Schlag auf Schlag erzählt werden. Eins bis zwei Teile pro Tag waren schon gut, da konnte man noch die Phantasie zwischen den Episoden kreisen lassen *g*
Maaann, da kommt man nach Hause und hat erstmal einen halben Roman zu lesen… 😉
Spannende Sache. Als die Müske mit der Falz-Geschichte angekommen ist, hatte ich die Sache für mich abgehakt. Irgendwie habe ich das noch immer… aber mein linker kleiner Finger sagt mir, dass da noch was kommt 🙂
Und für alle, die ein „ENDE“ unter jedem Mehrteiler sehen wollen: Im richtigen Leben weiß doch auch kein Mensch, ob und wie es weitergeht. Manches verfolgt einen über Jahre, andere Dinge verlaufen sang- und klanglos im Sand…
Also eine Geschichte so auf einmal fast komplett mag ich auch nicht. Da dann doch lieber einen Cliffhänger, der einem ne ganze Woche versüßen kann…