Frag doch den Undertaker

Blender?

Leser „Klaus Kremator“ schreibt zum Thema „Sperrholzsärge“:

Es sind immer auch die „Bodenverhältnisse zu berücksichtigen…. In leichtem Sandboden halten auch Weichholzsärge länger als bei schweren Lehmböden. In schwerem Lehmboden verliert auch der Sargdeckel oft schon nach einem Jahr seine Funktion.

Nicht verwechseln darf man das mit dem Verschwinden des Sarghügels, der direkt mit dem Verschluss des Grabes nach der Sargbeisetzung entsteht. Durch den Grabaushub und Grabverschluss ist die Dichte des Bodens gering (quasi „viel Luft“ im Boden). Mit der nach ein paar Wochen stattfindenden Grabherrichtung bzw. Bepflanzung wird Boden verdichtet und der Hügel entfernt.

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Wenn dann nach z.B. einem Jahr das Grab mit dem Weichholzsarg (bspw. Kiefer,Fichte,Tanne,Pappel) recht stark eingefallen ist, so wird zumindest der Sargdeckel dem Druck nicht mehr standgehalten haben (s.o.).
IdR. kann man davon ausgehen, daß sich bei einem Hartholzsarg (z.B. Eiche,Esche) in schwerem Lehmboden nach ca. 7 Jahren z.B. die Sargfüße lösen oder stärker im Boden einsacken und Erde nachrutsch. Geeignetes Hartholz ist z.B. Eiche und Esche; Buche ist gerade bei feuchtem Boden (u.a. Niederschlagswasser) nicht so gut, das Holz „zieht“ Wasser. Nach ca. 14-18 Jahren, idR. also nachdem der Verstorbene zum Vergehen gebraucht hat und vor Ablauf der Grabnutzungsfrist, gibt auch der Sarg nach, normalerweise aber sehr langsam, so daß es optisch und für den Erhalt der Grabbepflanzung unproblematisch ist.

Dashalb sind diese „Blender-Särge“ (günstiges Weichholz mit tollem Furnier/Hochglanz-Folie und Gussbeschlägen = so wie Schubkarrenreifen auf einem Rennwagen) für teuer Geld großer Unfug, denn für einen ähnlichen Preis gibt es Hartholzsärge aus heimischer Produktion. Zwei Deckelstützen aus Hartholz und Erddrucksicherungen (sog. „Ecken“; vielleicht sogar Fertigung mit sog. „Joint-Nails“) gehören für den preis-und qualitätsbewussten Handwerker wie mich dazu. Das Preis-Leistungsverhältnis bei vielen „Blendern“ stimmt m.E. gar nicht. Leider wissen das scheinbar nicht alle Bestatter.“

Klaus Kremator hat vollkommen Recht, so sehe ich das im Grunde auch.

Er beschreibt sehr richtig, daß es mehrere Phasen der „Grubenbildung“ in einem Grab gibt. Die erste Phase ist das Nachsacken des kleinen Grabhügels in den ersten Wochen und Monaten nach der Beerdigung. Hier verdichtet sich das Erdreich, das nach der Beerdigung natürlich nicht mit Rüttelmaschinen und Stampfern über dem Sarg festgeschlagen wird.

Erst durch Regen, Temperatur- und Feuchtigkeitswechsel, die Grabbearbeitung durch Gärtner und Angehörige kommt es zu einer allmählichen Verdichtung des Bodens und die Graboberfläche sieht eben aus.

Ist diese Phase abgeschlossen, was meist nach 6 Monaten sicher der Fall ist, wird auch die Genehmigung zum Aufstellen eines Grabmales erteilt, weil nun ein standsicheres Fundament eingebracht werden kann.

Nach einer wesentlich längeren Phase kommt es erneut dazu, daß sich ein „Loch“ also eine Grube im Grab bilden kann. Nun rutscht Erde unter den Sarg, manchmal brechen die Füße ein

Aber man kann keine pauschalen Angaben machen, alles kann von Friedhof zu Friedhof und von Grab zu Grab völlig anders sein.
Immer wieder erleben es Angehörige, Bestatter, Friedhofsarbeiter und Gärtner, daß ein Grab schon nach ganz kurzer Zeit heftig absackt und gar nicht mehr damit aufhören will. Mir sagte einmal ein Gärtner, der schon zum dritten Mal eine Fuhre Erde in ein Grab füllte: „Ich hab‘ das Gefühl, die haben das Loch so tief gemacht, daß die Erde in Australien wieder rausfällt.“

Kommentar des Friedhofsleiters: „Manche Gräber fressen Erde.“

Natürlich kommt in einer solchen Situation von den Angehörigen oft die Frage, ob jetzt der Sarg schon zusammengebrochen ist. Manchmal hat ihnen irgendjemand der sich „auskennt“ einen Floh ins Ohr gesetzt.
Angeblich müsse man unbedingt einen Sarg aus Eiche verwenden, weil nur dieses Holz hart genug sei, um lange Bestand zu haben. Ein anderer behauptet, daß Nadelhölzer wegen ihres höheren Harzgehaltes haltbarer seien als Eiche und noch ein anderer hat gesagt, daß geleimte Särge sich im feuchten Boden auflösen.

An all diesen Theorien ist sogar etwas dran. Die Härte des Holzes spielt ebenso eine Rolle wie der Gehalt an Harz, die Beschaffenheit der Oberfläche und natürlich die Verarbeitung des Sarges.
Aber letzten Endes kann man nicht sagen das dieser oder jener Sarg der Beste sei, sondern muß stets auch berücksichtigen, in welchen Boden der Sarg kommt. In einem trockenen Sandboden wird ein Sarg anders vergehen, als in einem nassen Ackerboden. Ein nahezu wasserdichter, verdichteter Lehmboden wird wieder andere Verhältnisse mit sich bringen.

Aber grundsätzlich kann man schon sagen, daß Särge aus Hartholz stabiler sind, als solche aus weichen Hölzern.
Wichtig ist aber auch, daß der Sarg ordentlich verarbeitet ist. Bei vielen osteuropäischen Produkten stimmt zwar die Optik, es hapert aber mit der Verarbeitung. Die hastig zusammengetackerten Kisten, die man für kleines Geld angeboten bekommt, sehen meist aus, als seien sie stabil, halten aber nicht was sie versprechen; sie gehen in der Erde wirklich schnell kaputt.

Deshalb setzen die allermeisten Bestatter auf einen Produktmix. Sie haben hochwertige Särge aus deutscher Fertigung und günstigere aus ausländischer Produktion. Oft ist es so, daß für Erdbestattungen die „guten deutschen“ angeboten werden und für Feuerbestattungen die „Polenkisten“.

Allerdings holen auch die Ausländer auf, die Qualität wird immer besser und nicht alles was nicht aus Deutschland kommt, muß zwangsläufig schlechter sein. Hier pauschal zu behaupten, man bekomme alles in besserer Qualität zu einem ebenfalls geringen Preis auch aus Deutschland, stimmt einfach nicht.

Man darf aber nicht vergessen, daß die Zahl der Feuerbestattungen seit Jahren kontinuierlich zunimmt und somit überwiegend ganz andere Anforderungen an die Särge gestellt werden. Die Feuersärge, auch Verbrennungssarg oder kurz Verbrenner genannt, müssen so beschaffen sein, daß sie sich im Krematorium neutral verhalten und nicht etwa eine besondere Belastung bei der Verbrennung und beim Abgasverhalten mit sich bringen.
Eventuell müssen Füße und/oder Beschläge leicht zu entfernen sein, manche Krematorien bestehen darauf, daß diese Teile bei der Anlieferung entfernt werden.
Die Härte des Holzes, die Verarbeitungsqualität und die Stabilität des Sarges spielen hier nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Für diesen Zweck sind schon immer, auch von deutschen Sargfabriken, Särge gefertigt worden, die außen viel hermachen und von der Stabilität her nicht für eine Erdbestattung geeignet sind. Hier kann man definitiv nicht von „Blendern“ sprechen. Wer das tut, der vergleicht Äpfel mit Birnen.
Es wäre Unsinn, einen schweren Truhensarg ins Feuer zu schieben, der mehr gutes Holz enthält, als eine Möbelschrankwand aus dem Ottfried-Fischer-Laden.

Das entspräche auch nicht dem Wunsch der Angehörigen. Viele Kunden kommen schon mit der Aussagen: „Der wird ja sowieso verbrannt, da brauchen wir keinen teuren Sarg.“

Die Rede war (im Ursprungsartikel) von dem Fall, daß Angehörige sich bewusst für einen Sarg entschieden haben, der vom Bestatter als Verbrennungssarg deklariert worden ist, diesen aber in die Erde stellen wollten.
Nicht der Bestatter trägt hier irgendeine Schuld, sondern die Angehörigen haben es so gewollt.
Wenn dann der Sarg schnell zusammenfällt, ist das das Problem der Angehörigen.

Im Übrigen sollte noch erwähnt werden, daß es auch Friedhöfe gibt, auf denen Eiche und Esche als Sargbaumaterial gar nicht mehr zugelassen sind. Es sind dies Friedhöfe, die ein Problem mit der Liegezeit haben.
Die Särge vergehen aufgrund eines ungünstigen Bodenmilieus nicht und selbst nach Ablauf einer verlängerten Ruhezeit stehen die Truhen noch nahezu unbeschädigt im Boden.
Neben Maßnahmen der Grabbelüftung durch Rohre und der Drainage wird hier oft angeordnet, daß nur Särge aus weniger hartem Holz verwendet werden dürfen.

Die Sargbauer würden natürlich am Liebsten ausschließlich fette Hartholztruhen verkaufen und schimpfen wie die Rohrspatzen auf alles was aus dem Ausland kommt.
Man muß aber immer sehen, für welchen Zweck man die Särge braucht und welche Bedingungen vor Ort herrschen.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, daß ich bei den deutschen Sargfabriken in allen Bereichen gute Angebote finde. Für die ganz billigen „Verbrenner“ kauft man noch was Osteuropäisches hinzu und wir stellen auch die Schweizer Multiplexsärge in unsere Ausstellung, weil diese bei der Kundschaft extrem gut ankommen.
Hier handelt es sich um beschichtete Särge, vorwiegend aus weichem Pappelholz. Von Blendern indes kann man da gar nicht reden, denn diese Särge kommen zu nahezu 100% sowieso ins Feuer. Und ob die Griffe des Sarges nun aus echter Bronze oder einem Oleat bestehen, hat doch nichts damit zu tun, daß jemand geblendet oder getäuscht werden soll, sondern bei vielen Krematorien müssen Metallbeschläge vor der Einäscherung aufwendig entfernt werden, während Oleat- oder Holzgriffe mitverbrannt werden können.


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Lesezeit ca.: 10 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 15. Juni 2010 | Revision: 28. Juni 2012

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Salat
14 Jahre zuvor

Zweite.
Zufrieden?

Salat

Wolfram
14 Jahre zuvor

Siehste, man muß das nur mal langsam erklären. Langsam und zum Mitschreiben. 😉

Nur hören die meisten Leute gar nicht mehr so lange zu…
(und deshalb hat hier auch noch keiner „erster“ geschrie(b)en.)

Big Al
14 Jahre zuvor

Dritter.
Habe gaaanz langsam gelesen.
B. A.

MacKaber
14 Jahre zuvor

Ist doch schon alles gesagt. Da muß man nicht unbedingt etwas hinzufügen.

14 Jahre zuvor

Wieso ist ein stabiler Sarg eigentlich so wichtig (besonders den Käufern)? Man (der Tote) liegt dann in dem Grab um zu verwesen – will man das tatsächlich mit einem stabilen Sarg so lange wie möglich hinauszögern? Das ein Sarg optisch während der Trauerfeier was hermachen soll, ok kann ich nachvollziehen. aber dann, dann wird er eingebudelt und die nächsten 10 oder 20 Jahre bekommt den keiner mehr zu Gesicht. Vielleicht verstehe ich ja einfach irgendetwas nicht.

Name
14 Jahre zuvor

Kann ich auch nicht nachvollziehen. Je schneller der Sargdeckel zusammenbricht, die Füße ab sind und Erde drunter kann, desto weniger wird das Grab doch wohl in der Folge einsacken, oder? Und wenn man das komplette Einsacken des Grabes dann schon in den ersten sechs Monaten hinter sich hat, desto stabiler steht auch das Grabmal, ohne nochmal nach sieben Jahren gefährdet zu werden.

Henning
14 Jahre zuvor

Das ist auch das einzige, was mich wundert: wäre es nicht eher wünschenswert, wenn der Sarg eher schnell vergeht, so daß der Körper mit der Erde und den darin lebenden Kleinstorganismen in Kontakt kommt und selber schneller „gefuttert“ wird?

Athalfain
14 Jahre zuvor

Tja, das eine ist wünschenswert – vielleicht sogar logisch – das andere ist menschlich … *lol*

„Der arme Herbert solls doch gut da unten haben … *schnüff*“

Christina
14 Jahre zuvor

Beim Lesen des Artikels stellte ich mir 2 Fragen: Was geschieht mit der Friedhoferde, die beim Aushub übrig bleibt? Es wird ja beim Zuschütten des Grabes weniger Erde eingefüllt als ausgehoben wurde, da zum einen der Sarg Platz braucht, und zum anderen die eingefüllte Erde nicht verdichtet wird. Also muss doch beim Zuschütten jedes Grabes Erde übrig bleiben. Was geschieht mit dieser Erde? Ist das das Zeugs, das man als „Friedhoferde“ in Plastiktüten verpackt kaufen kann? Was geschieht bei den Friedhöfen, die ein Problem mit der Verwesung haben, wenn nach der Liegezeit das Grab ausgehoben wird, und da noch die Sargtruhe unbeschädigt dasteht? Holt man das raus, oder macht man das betroffene Grab wieder zu, und sorgt dafür, dass die Reste verwesen? In dem Zusammenhang fällt mir eine weitere Frage ein: das Grab meiner Großeltern väterlicherseits ist im Jahre 2003 abgelaufen, und wurde abgeräumt. Das Grab meiner anderen Großeltern befindet sich in der Nähe, so dass ich ab und zu zu der Stelle hinkomme. Dort in der Gegend sind einige Gräber abgelaufen, und keines wurde… Weiterlesen »

Klaus Kremator
14 Jahre zuvor

Hallo, danke für die Weiterführung des Themas. Wegen der Nicht-Allgemeingültigkeit meines Kommentars für das ganze Land habe ich extra nur (und das ganz eindeutig) etwas zu den hier bei mir vorherrschenden Bodenverhältnisse geschrieben und nichts über Holsteiner Sandboden oder Gräber mit nur 12 Jahren Ruhezeit in Bayern (nur Weichholzsärge erlaubt). Bei uns geben Weichholzsärge nunmal schnell nach, ist nicht nur Erfahrung, sondern alles schon untersucht worden. Wenn die besagten „Optik“-Särge dann für den vorgesehenen Zweck „Feuerbestattung“ gewählt werden, schließe ich mich weiterhin natürlich dem Artikel von Tom an, keine Frage! Meine persönliche Erfahrung aus zwanzig Jahren Arbeit im Bereich Friedhof & Krematorium in verschiedenen Städten ist leider, daß den Leuten diese besagten „Optik“-Särge für die Erdbestattung von nicht wenigen Bestattern „empfohlen“ werden. Dafür werden dann aber oft Preise berechnet, die nicht der Leistung entsprechen und für den man bei den anderen Bestattern einen Hartholzsarg erhält (bei uns hier überall trotz schwerem Boden erlaubt, kein geologisches Problem). Das ist meine Kritik. Es gibt halt solche und solche, wie überall. Zu den Kommentaren (Achtung: kleine Provokation): Wenn… Weiterlesen »

Big Al
14 Jahre zuvor

@ Christina.
„Friedhofserde“ ist schwarz gefärbte Blumenerde, extrateuer, sonst nix. Der „überflüssige“ Erdaushub wird zumindest bei uns auf`m Land auf dem Friedhof unauffällig gelagert. Laut Friedhofsmitarbeitern wird diese Erde immer irgendwo auf dem Friedhof verbraucht, also keine Bange, Reste von Omma oder Obba landen normalerweise nicht irgendwo anders als auf dem Friedhof (außer übriggebliebene Knochen werden von räuberischen Tieren verschleppt, nein, ich führe keine Beispiele an…)
B. A.

14 Jahre zuvor

Nachtigall, ick hör Dir trappsen, auch wenn so ganz unschuldig gar keine Beispiele angeführt werden. Dazu gibt es ja auch einen eigenen Beitrag im Bestatterweblog, wo wir das schonmal durchdiskutiert haben. 😉

Big Al
14 Jahre zuvor

@ Fox.
„Wal, ick seh dir schleichen“ hätte es auch getan 😉 erwidert in aller gebotenen Unschuld B. A.

14 Jahre zuvor

Wal Küre, Er und Unschuld, meint Er nicht die Seinige, so mag ich´s glauben.

Knud
14 Jahre zuvor

Moin!
Den Sarg brauchen wir in der Erde zum Verwesen, weil wir Menschen Luft zum Verwesen brauchen. Je mehr Luft im Boden (Holsteiner Sandboden) oder gut durchlüftete Grabkammersysteme je schneller erfolgt unsere Verwesung. Bei Friedhöfen mit „schlechter“ Erde ist es meist der Luftabschluß oder das viele Wasser (Moorleichen), das die Verwesung hemmt.
Und ab 50 cm gibt es keine Würmer oder sowas, die Menschen anknabbern/aufessen oder so.

Johanna
14 Jahre zuvor

Ich bin viel geschichtlich unterwegs – so auch in Gruften. Ich hab mich oft gefragt, wrum es unter den Särgen immer einen freien Raum gibt. Klar, wegen der Belüftung… Aber es gibt doch viele Sarkophage, die z.B. aus Stein oder Metall sind – lassen die denn überhaupt Luft durch? – Oder gibt es noch einen anderen Grund weshalb die Sarkophage auf Füßen stehen – oder auf z.B. Mauersteinen???




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