Frag den Bestatter

Riecht man Gräber?

Hallo Tom,
Freunde von uns wohnen neben einem Friedhof, sozusagen Mauer an Mauer.
Nun beschäftigt mich da schon länger etwas.

Wir haben die Beiden an einem Tag im März besucht, an dem es etwa seit 2-3 Tagen taute. Und es hat auf dem Hof gestunken,
ich kann gar nicht beschreiben nach was. Wie Jauche, nur anders.

Nun ging die Diskussion los, und mein Freund meinte, dass dies Verwesungsgeruch sei, der durch den Frost vorher nicht durch die Erde dringen konnte. Und nun, da die Erde auftaute ebenfalls zum Vorschein käme.

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Kann das sein?

Durchaus. In der kalten Jahreszeit kann der Boden bis zu einer gewissen Tiefe gefroren sein und selbst wenn der Frost nicht bis in die Tiefe reicht, in der die Verstorbenen im Grab liegen, sind die Abläufe der Verwesung bei niedrigen Temperaturen verlangsamt.

Durch eine gefrorene Deckschicht dürften kaum Gerüche wahrnehmbar sein.
Allerdings sind die Grabtiefen in der Regel so gewählt, daß auch bei warmer Witterung keine große Geruchsbelästigung entstehen sollte, sonst würde man es im Sommer in der Nähe frischer Gräber nicht aushalten.

Wahrscheinlicher ist es, daß ein Komposthaufen oder eine Blumenlege diese Gerüche absondert, das würde auch den jaucheartigen Faulgeruch erklären, der sonst für Leichen eher untypisch ist.

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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Juni 2012 | Peter Wilhelm 28. Juni 2012

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15 Kommentare
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Big Al
13 Jahre zuvor

Eventuell haben irgendwelche Blumenkästen vor sich hin gegammelt die im Herbst nicht ausgeräumt wurden. Auch verwesende Kleintiere wie z. Bsp. Mäuse oder Vögel können extrem stark, äh, duften. Nicht jedes kleine Viech vertrocknet zur Mumie. Bei uns auf`m Land finden wir im Garten so manches tote Tier im Frühjahr, und im Acker gegenüber ist auch schon eine Katze verendet nachdem sie von einem Auto angefahren wurde.
B. A.

Karin
13 Jahre zuvor

Also ich hab als Kind jahrelang neben einem Friedhof gewohnt und zum Glück weder im Sommer noch im Winter irgendetwas gerochen

Penny
13 Jahre zuvor

Ich wohne auch bei einem Friedhof und finde schon, daß dieser einen ganz besonderen „Eigengeruch“ hat.
Besonders der ihn umgebende Friedhofsgraben, in den auch die Drainage des Friedhofes abgeleitet wird, müffelt im Sommer schon seltsam.
Doch DER typische Friedhofsgeruch ist für mich – ganz klar – Buchsbaum.

Tina
13 Jahre zuvor

Vielen Dank für die Aufklärung! Dann schiebe ich es mal auf einen Komposthaufen, dass gefällt mir auch besser. 🙂

Christina
13 Jahre zuvor

Auf Friedhöfen gibt es unzählige Fotomotive, so dass ich öfter mit der Kamera auf verschiedenen Friedhöfen unterwegs bin, auch zu verschiedenen Jahreszeiten – und mir wäre da noch nie etwas aufgefallen, dass es dort „komisch“ gerochen hätte.

Wo es eventuell etwas „komisch“ riechen kann, ist der Gang zwischen den Aufbahrungszellen in der hiesigen Aussegnungshalle (auf anderen Friedhöfen war ich noch nicht bei den Aufbahrungszellen). Aber erstens würde ich das nicht als „Gestank“ bezeichnen, und zweitens komme ich da eh äusserst selten hin, in den letzten 10 Jahren vielleicht drei Mal.

Matthias L
13 Jahre zuvor

Hm,.. ich wohne auch direkt neben einem Friedhof, schon seit meiner Kidnheit und mir ist noch nie ein „komischer“ Geruch aufgefallen. Im Sommer bzw. Frühling riecht es sogar sehr gut nach meist frischen Blumen. 😉
Penny muss ich natürlich auch Recht geben! Buchsbaum, das Friedhofsgewächs!

Grüße

Matthias

Mort
13 Jahre zuvor

Kann sowas evtl. von der Erde in der Region abhängen? Ich könnte mir vorstellen, dass der „Duft“ leichter durch sandige Böden als durch Lehmschichten dringt.

Ich kann mir aber auch sehr gut vorstellen, dass in der Tat eher Komposthäufen stinken. Auf manchen Friedhöfen gibt es ja sogar extra welche für den ganzen Biomüll, der dort anfällt – alte Blumen, Unkraut und sowas. Wenn da dann noch das umgekippte Wasser aus Wochen lang rumstehenden Friedhofsvasen reingekippt wird, gibt das wohl ziemlich schnell ziemlich unangenehme Gerüche…

Gernot
8 Jahre zuvor

Also ich glaube inzwischen *sicher* an sowas wie Friedhofsgeruch. (Nur so kam ich auf diese Seite.) Hier ganz in der Nähe ist ein großer – auf dem auch meine lieben Eltern liegen -, und ab und an hängt da ein irritierend widerwärtiges „Lüftchen“ quer, das man noch am ehesten entfernt mit Guano vergleichen kann. (Natürlich denkt man, okay, solche Pflanz-Erden gibt es ja schließlich; aber MÜSSEN die so pesten!) Na, Fakt ist, hier werden auch alte Gräber wohl teilweise inzwischen wieder neu belegt – und sie buddeln hier RICHTIG tief -; und insb. wird nach 30 Jahren in der Regel „abgeräumt“. Gestern nun kam ich per Zufall DA vorbei, wo dann die alten Grabsteine etc. lieblos in einen Container gedonnert sind; die ja nun eewig lange und teils sehr tief in der entsprechenden Erde und ihren etwaigen „Düften“ geruht haben wie die Dochte. Und dort war aber auch sowas von GANZ genau, und fast schon schneidend, dieser „fiese“ Geruch; in diesen ganzen, bodenfeuchten Fundament-Materialien. Kann kein Zufall sein… die haben nimmer alle SO tief in… Weiterlesen »

Gernot
8 Jahre zuvor

Nachtrag
Hintergrund ist m. E. so etwas wie die physikalische Zufuhr-Abfuhr-Bilanz. Der obere, durch Pflanzen, Regenwürmer usw. stetig be- und ENTlüftete Bereich gibt keine wahrnehmbaren Gerüche nach außen ab; denn dazu ist deren stete Nachführ-Rate aus 2 Metern Tiefe um etliche Größenordnungen zu gering. Solange man diese tiefen – im Vergleich ‚zigtausendfach so hoch gesättigten – Erdschichten nicht anschneidet, ist alles bestens. Aber WENN man es tut, kommt man sozusagen in den Stau-Bereich. Dort hat die Bilanz aus Zu- und Abfuhr, über Jahrzehnte, GANZ anders ausgesehen. In jeder gedachten Tiefe besteht Gleichgewicht zwischen jeweiligem Pegel, Zu- und Abfuhr; physikalisch recht banal. Daß diese „Düfte“ also ab gewisser Tiefe – erst recht bei gemischt-lehmigen Böden – ganz erheblich hochgehen, ist insofern gar kein Wunder…

Reply to  Gernot
8 Jahre zuvor

@Gernot: Beobachten kannst Du das beispielsweise auch, wenn vor einem Haus die Straße aufgerissen wird und die Arbeiter in eine gelbliche Lehmschicht vordringen. Das riecht auch eher nach Guano als nach Chanel No. 5.

Lochkartenstanzer
Reply to  Peter Wilhelm
8 Jahre zuvor

@Peter Wilhelm:

Ich wohne seit 15 Jahren direkt neben einem Friedhof und bisher kammen da überhaupt keine „irritierenden Gerüche“ herüber. Wenn überhaupt Gerüche, kamen die von andern Nachbarn.
Und die Düfte, die kommen wenn man tiefer als 2m-3m gräbt, sind unabhängig vom Friedhof.

gernot
8 Jahre zuvor

@peter wilhelm Ich kann sehr wohl gehörig zwischen diesem „Straßenlehmgeruch“ – der kommt über ein dem Gas dort verlaufender Rohre zur Sicherheit zugemischtes Mercaptan, m. W., geht spielend durch Stahl und ist extremst widerlich! – und dem hier Debattiertem geruchlich unterscheiden. Lehm als solcher riecht vollumfassend appetitlich sacht „nach feuchtem Lehm“ (–> „Luvos“-Heilerde!); stinken tut er mitnichten. Wie könnte er wohl! — Im übrigen sage ich nicht, daß auch nur ansatzweise *jeder* Friedhof in dieser Weise riechen könne; vielmehr bestreite es hiermit ganz ausdrücklich. Es wäre schon die, hust, „richtige“, und aller Logik nach *seltene*, Beschaffenheit des Bodens nötig. LehMIG, aber nicht GANZ dicht; und so weiter. Jene Balance aus Stau und Weitergabe eben. Plus dann ein Wiederaufgraben bis in entsprechend „tragende“ Schichten. Faktisch kann ich nur schreiben, was ich hier ganz objektiv, verblüfft noch obendrein, erlebe. Und, na meinetwegen, den physikalisch recht sauber plausiblen „Reim“ drauf liefern noch dazu. Gebt mir bessere, meint ähnlich hinreichende, Erklärungen, und ich wär‘ ja FROH. 😉 Daß die Allermeisten wenn überhaupt an Friedhöfen wohnen, die – gottlob –… Weiterlesen »

hhdaniel
Reply to  gernot
8 Jahre zuvor

@gernot: Mein Gott….

Wo haben Sie das Schreiben gelernt?

SisDu
3 Jahre zuvor

Hallo 🙂

Ich bin Ausgrabungshelferin bei einem archäologischen Projekt. Derzeit exhumieren wir einen Friedhof (nicht älter als 150-200 Jahre). Und mir fällt fast jedes Mal auf,wenn wir einen Sarg bergen und die darin enthaltenen Überreste, dass es nach Fisch riecht. So ein typischer Dosenfisch-Geruch. Hat das mit den Gräbern zu tun, oder ist es die frische Landluft? Es ist kein schwefliger oder fauliger Jauche-Geruch. Sondern wirklich wie Fisch aber eben auch nicht so stark, dass man es nicht aushält. Ich rieche es sogar noch zu Hause an den Händen, bevor ich sie mir wasche, obwohl wir immer mit Handschuhen arbeiten. Vielleicht liegt es auch an den Handschuhen. Und leider bin ich mit die Einzige die den Geruch so deutlich wahrnimmt.

ich bin mir nicht sicher, kann es fischig riechen, wenn Leichen verwesen? Wonach riechen verwesende Körper? bzw. sind die ja doch schon deutlich älter die Gräber. Der Grabungsleiter konnte dazu leider nichts sagen, und hat es auch nicht gerochen.

Vielen Dank Ihr Lieben 🙂

Daniel
2 Jahre zuvor

Der Totengräber den ich damals beobachtet habe beim Buddeln ist auf den Sargdeckel am Rand gestiegen, um 3 – 4 Felssteine rauszuholen und ist dann durchgebrochen mit einem Bein. 2 Sekunden und er war wieder oben.Der Gestank roch nach fauligen Fleisch. Furchtbar. Und zog sofort ganze Schwaden. Als er draussen war , hat er sofort Erde zurück geschaufelt…. Werde ich nie vergessen




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