In der Mittagspause will ich eben noch die Fortsetzung schreiben:
Mutter und Sohn sind gestern bei mir gewesen, leider sind die wirklich so jung wie ich befürchtete. Der Junge mag etwa 10 gewesen sein und die Frau gerade mal Anfang 30. Der Vater und Ehemann war gestern Mittag im Krankenhaus verstorben und hatte sich gewünscht, in einem grünen Sarg beerdigt zu werden, mit Blattmotiven drauf.
Mutter und Sohn waren erstaunlich gefasst und ich hatte schon fast den Eindruck, daß die Trauer ziemlich verdrängt wurde. Es stellte sich dann aber heraus, daß der Vater ganze zwei Jahre einen schweren Kampf gegen den Krebs gekämpft hatte und man seinen Tod wirklich als Erlösung empfindet.
Der Mann hat die letzten Monate auf der Palliativ-Station des Krankenhauses zugebracht und nach meinen persönlichen Erfahrungen und nach dem was mir die beiden gestern erzählt haben, möchte ich mal ausdrücklich sagen, was für segensreiche Einrichtungen diese palliativen Einrichtungen sind. Wer mehr darüber wissen möchte, findet hier einen Link zum entsprechenden Wikipedia-Artikel.
Wenn Menschen aufgrund von Krankheiten sowieso sterben müssen, und leider ist das in vielen Fällen so absehbar und unausweichlich, dann ist es ein wunderbarer Gedanke, daß ihnen die verbleibende Zeit so angenehm und schmerzfrei wie möglich gestaltet wird. Ihnen wird das harte, kalte Sterben, angeschlossen an den Maschinenpark der Intensivmedizin erspart.
Viele Palliativstationen bereiten die Angehörigen und den Patienten sehr gefühlvoll und einfühlsam auf das Sterben vor, das dann nicht mehr als großer Schock empfunden wird, sondern -so merkwürdig sich das auch anhört- gemeinsam erlebt bzw. durchlebt wird.
Das war zumindest in diesem Fall der Grund dafür, daß der letzte Schritt, die Bestattung, nunmehr als rein technischer Akt empfunden wird und recht sachlich angegangen wird.
Genaue Vorstellungen hatten die beiden nicht. Sie hatten grüne Farbe besorgt, eine Dose und ein paar Tuben, etliche Pinsel und stellten sich einfach eine grüne Grundierung mit aufgemalten Blättern vor. Einer der Fahrer hat sich um die beiden gekümmert, er war in der Nähe, hat ein bißchen geholfen und wohl so etwas wie einen Narren an den beiden gefressen. Später hörte ich dann, der habe sich dann noch einen Kittel angezogen und richtig mitgeholfen. Die drei seien zusammen auch noch fortgefahren.
Heute Morgen sagte man mir, ich solle mir den Sarg doch mal anschauen, was ich dann auch tat.
Der Sarg ist jetzt dunkelgrün gestrichen und die oberste Deckelplatte ist komplett mit echten Blättern bedeckt. Mit dem Tacker sind die schuppenartig befestigt. Sieht richtig gut aus! Sowas fände ich auch schön.
Unser Fahrer ist mit den beiden noch in den Wald gefahren und sie haben zwei Plastiksäcke voll Blätter gesammelt. Mit den restlichen Blättern ist der Sarg innen ausgepolstert worden, sodaß wir keine Sargmatratze benötigen.
Die Idee mit dem Laub als Innenpolsterung will ich mal im Hinterkopf behalten, das ist okölogisch, okönomisch und kommt vielleicht bei den einen oder anderen Kunden ganz gut an.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: bunter, Sarg
Eine sehr anrührende Geschichte. Und wie immer erstklassig und ohne falsches Pathos geschrieben.
Vielen Dank.
Das Auf-dem-Laub-liegen wuerde mir auch sehr gut gefallen 🙂
Ich wünsche den beiden echt alles Gute. Ich habe so etwas selbst einmal erfahren..
Bei einer Waldführung habe ich mal gehört, das Laub müsse dort liegenbleiben, um den Boden wieder mit Nährstoffen anzureichern. Aber in Parks gibt es ja Laub genug.
Au, das ist übel.
Trotzdem ist die Idee mit den Blättern eine schöne Sache.
Auch schön das sich die Mitarbeiter bei euch da bemühen und nicht nur die formale Arbeit machen.
Palliation kannte ich noch gar nicht.
Palliativ-Stationen sind echt eine tolle Sache. Mein Opa hat dort die letzten beiden Wochen seines Lebens verbracht, auch er hatte Krebs. Ich denke, das ist eine der würdigsten Arten, jemanden von dieser Welt gehen zu lassen. Nicht an 100 Schläuchen hängend und beatmet…
Sehr schöne Geschichte und vor allem sehr gute Angestellte hast du da, wenn die sich selbstständig und vor allem so selbstverständlich um die Angehörigen und vor allem Kunden kümmern, so wie es scheint seid ihr ja ein sehr gutes Team in der Firma, sowas erlebt man leider nicht überall.
Das mit den Blättern ist wirklich eine schöne Sache. Von diesen Palliativ-Stationen hab´ ich auch noch nichts gewusst. Klingt aber sehr gut.
Ahja: Großes Lob an den Mitarbeiter, der sich so engagiert hat!
Hallo,
Ich bin durch ein Rettungsdienstforum auf diesen Blog gestoßen und das Design und alles hat mich sofort gefesselt. Als ich den ersten Beitrag gelesen habe musste ich glatt ALLES lesen, so interessant und gut schreibst du deine Beiträge.
Es ist einfach ein wahnsinn dass jemand der soviel zu erzählen (also vmtl. auch zu arbeiten) hat auch noch die Zeit findet so viel zu schreiben.
Toll finde ich auch dass du auf Kommentare so schnell und ehrlich antwortest.
Ich hoffe nur das dir die "Detektive" nicht zu sehr zusetzen und dir die Themen nie ausgehen werden. Ich freu mich immer schon auf neue Erlebnisse von dir!
Mach weiter so!!!
Ganz großes Lob!
Könntest du dem Fahrer bitte mal von mir ausrichten, dass ich es ganz toll von ihm finde, dass er sich so lieb um die beiden gekümmert hat? 🙂
Nachtrag: Der Smilie sieht blöd aus, also nochmal als reine Textversion, so wie ich ihn gemeint habe:
: – )
Vielleicht kannte die Familie ja das Buch "Im Himmel warten Baeume auf Dich" – da geht es zwar um die Geschichte eines kleinen Jungen, der an Krebs erkrankt ist, aber es geht eben um das Thema Krebs und Tod.
@Benni: Ich finde den Smilie schön.
Ja, die Idee mit der "Blättermatratze" gefällt mir auch klasse! Würde auch zu meiner Vorstellung von einer Bestattung in einem Friedwald passen.
Wirklich wieder mal sehr, sehr gut auf die Kunden eingegangen. *Daumen hoch*
Du hast ja schon einmal über umweltfreundliche Varianten bei bestimmten Dingen nachgedacht. Mich hat das an die Six Feet Under Folge erinnert, in der Nate die Idee hat, das Beerdigungsinstitut auf "Öko-Bestattungen" umzurüsten.
Spielt sowas bei eurer Arbeit eine Rolle? Gibt es spezialisierte Anbieter? Wie sieht es mit der Umweltbelastung aus (die scheint mir bei Einbalsamierung und Metall-Särgen höher zu sein)? Fragen Kunden nach sowas? …. kurzum, es würde mich mal interessieren, etwas über diesen Aspekt der Arbeit zu erfahren.
passend zum Thema hab ich das hier in einem anderen Blog entdeckt: http://hoermalzu.edublogs.org/2007/08/28/horbuch-…