Als wir wenig später in die Schwarze Mühle kamen, saßen Lizzy und Heiner mit Johnny Keller bei einem Glas Weißwein zusammen und ich hatte den Eindruck, dass die drei sich blendend verstanden. Zumindest drang lautes Gelächter von ihrem Tisch zu uns herüber.
Als uns der Wirt sah, sprang er auf, war sehr bemüht darum, uns gut zu bewirten und wies mich darauf hin, daß auf der Gartenterrasse schon an die dreißig Leute auf mich warten würden. „Das sind wohl alles Leser vom Blog.“
Nun also, Butter bei die Fische, wie der mit Marmelade gefüllte Krapfen zu sagen pflegt. Ich mußte da raus und im übertragenen Sinne die Hosen runter lassen. Diese Leute kannten mich nur als Undertaker TOM, weil sie mich nur vom Blog her kannten und nur das erste Bestatterbuch gelesen hatten, auf dem auch nur Tom stand.
Andere Gäste, die noch kommen würden, kannten mich als Peter Wilhelm, der lustige Bücher schreibt. Das mußte ich irgendwie unter einen Hut kriegen, hier also das Pseudonym aufgeben.
Meine Laune, die noch von der ehelichen Attacke im Hotelzimmer etwas getrübt war, besserte sich von Minute zu Minute. Die Künstler und der Wirt schienen sich einig zu sein und auf der Terrasse begrüßten mich neugierige Blicke.
Wie mochten sich diese Leute wohl den geheimnisvollen Undertaker Tom vorgestellt haben? Waren sie jetzt enttäuscht? Fanden sie mich zu dick, zu häßlich, zu schrecklich?
Doch der kurze Anflug von Lampenfieber verflog schnell, denn entstand ein großes Hallo und jeder wollte irgendetwas von mir wissen und in Windeseile waren wir eine muntere Runde. Die Frau von Johnny Keller servierte Kaffee und hatte ein Kuchenbuffet aufgebaut. Besser konnte es gar nicht gehen!
Mit ihrem Raumschiff waren wohl Honz und Alf gelandet, so kamen mir die zwei sehr herzlichen, aber auch etwas schrägen Leute aus Münster vor, aus dem Osten waren Mandy und Ronny gekommen, die weiteste Anreise konnte ein Schweizer Schildkrötenforscher verbuchen und die kürzeste Anreise hatte eine Simone, die mit ihrem Opel gekommen war.
Die Zeit verging wie im Fluge und als ich auf meine Uhr blickte, bekam ich einen Schrecken, ich hatte mich so ins Gespräch mit den Fans vertieft, daß ich gar nicht mehr an die Ablaufplanung für den Abend gedacht hatte.
Also flugs wieder zurück ins Lokal zu Heiner und Lizzy und Johnny dem Wirt.
Doch im Lokal hatten sich inzwischen weitere Gäste für den Abend eingefunden, darunter Andy Frosch, ein großgewachsener Mann mit wahnsinnig viel Hirn und guter Laune, der in breitestem Hessisch mit Johnny dem Wirt erzählte, wobei die beiden, so konnte ich am auf dem Tisch befindlichen Leergut ablesen, schon eine halbe Flasche Wodka verputzt hatten.
Aus den roten Bäckchen des Wirtes war ein roter Kopf geworden und seine etwas dicken Lippen hatte er mürrisch nach unten verzogen.
Von Lizzy und Heiner keine Spur.
„Wo sind denn die Künstler?“ fragte ich Johnny, doch der machte nur eine wegwerfende Handbewegung, seufzte tief und drückte mit rollendem R zwischen seinen Lippen hervor: „Solche Schmarotzer! Du mußt aufpassen, daß die dir nicht die Hose ausziehen!“
„Und wo sind die?“
„Die schauen sich im Haus um. Los komm! Ich zeige Dir auch mal meinen Saal und das große Zimmer!“
Johnny führte mich in den schönen, neu renovierten Saal, der sicherlich 400 Leuten oder so Platz geboten hätte.
„Boah, der ist aber groß!“ staunte ich und Johnny nickte. „Ja, der ist nicht nur groß, der ist zu groß, glaube ich. Besser wird es sein, wir machen das im Heilig-Geist-Stüberl, da passen die Anwesenden alle prima rein, wird vielleicht etwas eng, aber dann ist’s auch gemütlich.“
Während ich mich noch im Saal umschaute und an den blinkenden Knöpfen für die Saalbeleuchtung und den elektrischen Vorhang spielte, die eine magische Anziehungskraft auf mich ausübten, sah ich im Augenwinkel die beiden Künstler hereinkommen. Immerhin hatte Heiner seinen Frack und seinen Zylinder schon angezogen und Lizzy trug das kurze Brautkleid, aber noch keinen Schleier.
Sie tuschelten mit Johnny, wahrscheinlich ging es um technische Fragen, denn die drei gingen dann in das angrenzende Heilig-Geist-Stüberl.
Eine Weile später, der Vorhang hatte sich über meine Knöpfchendrückerei geärgert und fuhr nun ständig auf und zu, wozu die Saalbeleuchtung in psychedelischem Rhythmus an und aus ging, begab auch ich mich in das Stüberl und sah gerade noch, wie Heiner einen Geldschein in die Hosentasche steckte.
Kurz darauf begannen die beiden Künstler eine Leinwand, ein Stativ und den Beamer aufzubauen, um später dann, nach dem Gesang, Tanz, Spiel und meiner Buchlesung den Es-ist-kalt-Film abspielen zu können.
Ich freute mich, denn das würde, so war ich mir sicher, ein ganz rundes Programm werden, es würde an nichts fehlen und alles würde glatt gehen.
Dachte ich!
„Werr chatt an die Knopfen von die Vorrchank geschbiehlt? Der Licht geht immarrr chell und dunkäll!“ schimpfte hinter mir die ukrainische Beiköchin und drohte mit einem Kochlöffel in unsere Richtung.
Ach, was kann ich unschuldig gucken!
Als Johnny an mir vorbei eilte, um das Unglück zu beheben, raunte ich ihm zu: „Du, das war ich, aber bitte nicht schimpfen und sag der Frau da bloß nix, die sieht gefährlich aus, wenn sie so den Löffel schwingt.“
„Wem sagst Du das?!“ grinste Johnny, „Ich bin mit ihrer Schwester verheiratet!“
Vom Sitzen auf der Terrasse hatte ich etwas Halsweh bekommen und bestellte mir deshalb im Gastraum einen Kamillentee. So konnte ich meine Stimme etwas ölen und gleichzeitig mit den weiteren eingetroffenen Gästen sprechen.
Heiner und Lizzy hatten sich noch einmal in ihr Hotel zurückgezogen, wahrscheinlich um zu proben.
Und sie probten auch, aber sie probten…
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Und sie probten auch, aber sie probten…
… den Aufstand?
Jede anders lautende Antwort würde nach den bisherigen Teilen nicht mehr in mein Weltbild passen.
Ich schätze mal, dass sie sauer waren, weil sie (bis jetzt) nicht der Mittelpunkt der Veranstaltung waren…
Ich schreibe sonst nur sehr selten etwas in die Kommentarzeilen von Blogs…
aber müßen diese Cliffhanger sein? das ist nicht fair!
Die Cliffhänger von Peter sind legendär … 🙂
@Basti:
Doch, die Cliffhanger hier sind schon legendär. Es geht aber (noch?) zügig weiter, wenn ich da an Günther denke oder die Fee…
Wuahh, ich glaube, ich bestelle mir doch langsam eine neue Tischplatte!
Uiuiuiuiui!
Nach dem, was ich hier bisher von dir gelesen habe, hast du bestimmt selbst danach die beiden nicht aufgegeben. Ohje!
Wenn man das alles so liest, möchte man ihnen links und rechts eine klatschen, damit sie mal zur Besinnung kommen, doch ich befürchte, dass auch das nicht zu helfen vermöge.
Ich lach mich schlapp, Peter du bist genial! 🙂
Ich schlapp mich mit… 😀
Immer diese Suff-Frösche…
Stimmt, wie kann man sich als Frosch nur in Wodka baden – dabei ist doch Whiskey viel besser… 😀
> Werr chatt an die Knopfen von die Vorrchank geschbiehlt?
Ochh wie chhööön, äh:
Oh wie schön!
Unbekannte technische Geräte mit Blinkenknöpfen[tm] fordern mich auch immer geradezu heraus, die geheime Kombination zu finden, die den Warp-Antrieb aktiviert.
Aber, ganz ehrlich:
Wir alten_Säcke[tm] sollten das den Kindern überlassen. Die sind da wesentlich geschickter bei sowas. Ehrlich.