Frau Polenz holt sich ihr Kondolenzbuch ab und findet es wunderschön, etliche Tränen fließen.
Falls es von den Angehörigen gewünscht wird, legen wir bei der Trauerfeier ein Kondolenzbuch aus, in das sich die Trauergäste eintragen können. Manche Familien lehnen diesen Vorschlag zunächst ab, aber ich erkundige mich dann nach der erwarteten Zahl der Trauergäste und wenn das mehr als ein Dutzend ist, rate ich zu einem solchen Buch. Das Hauptargument:
Sie werden am Tag der Trauerfeier keine Augen dafür haben, um zu sehen, wer alles gekommen ist. Selbst wenn Sie meinen, alle Leute zu kennen und sich später an sie zu erinnern, es wird Ihnen nur im ersten Moment gelingen, und nachher überlegen Sie hin und her, ob diese oder jene Person da war, wer welche Blumen gebracht hat und an welchem Blumengebinde welche Karte angebracht war.
Ein weiteres Argument für das Kondolenzbuch: Viele Trauergäste fühlen sich gedrängt, mehr zu machen, als nur dazusitzen und nachher ein Schäufelchen Erde ins Grab zu werfen. Ein Kondolenzbuch gibt ihnen wenigstens ein bißchen die Möglichkeit, sich einzubringen und mehr oder weniger ausführlich etwas aufzunotieren.
Bei kleineren Beerdigungen liegt das Buch auf einem Pult oder Tischchen und ein Schild weist darauf hin. Darauf könnte dann zum Beispiel stehen:
Kondolenzliste
für Herrn
Gustav Schröppel
Bitte tragen Sie sich ein!
Der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin, die die Trauerfeier betreut, wirft dann nur hin und wieder einen Blick auf das Pult, schaut ob schon alle Kugelschreiber geklaut sind, blättert eventuell um und kümmert sich ansonsten um den Rest.
Ist es hingegen eine größere Trauerfeier, dann steht eine Mitarbeiterin die ganze Zeit beim Kondolenzbuch, reicht den Leuten den Schreibstift usw.. Vor allem muß sie Wichtigtuer davon abhalten, jetzt eine ganze Seite vollzuschreiben. Wenn da 40 oder gar doppelt so viele Leute vor dem Kondolenzbuch Schlange stehen, kann sich nicht einer alleine zehn Minuten dort verewigen oder Schillers ‚Glocke‘ komplett auswendig ins Buch schreiben.
In solchen Fällen wird dann gesagt: „Bitte reservieren Sie sich ihren Platz durch eine Unterschrift unten auf der Seite, ich passe auf, daß niemand sonst auf diese Seite schreibt. Wir sind auch nach der Trauerfeier noch da, dann haben sie etwas mehr Ruhe.“
Manchmal sind die Leute dankbar für solche Hinweise, das galt zum Beispiel auch für einen bekannten Karikaturisten, der sich ein Comic aus 7 Bildern überlegt hatte und froh war, daß er das noch am nächsten Tag hineinzeichnen konnte.
Das Kondolenzbuch besteht zunächst nur aus einem halben Dutzend Doppelbögen, hat also 24 Seiten, die von einer Kordel im Buch gehalten werden, also bei Bedarf ergänzt oder verringert werden können. Vorne fügen wir später noch ein Vorsatzblatt mit dem Namen und den Lebensdaten des Verstorbenen hinzu.
Weiter hinten fügen wir noch die Todesanzeigen aus der Zeitung ein, eine Kopie der Sterbeurkunde, eventuell gedruckte Sterbebilder, den Totenbrief und ein Protokoll der Trauerfeier.
Dieses enthält Angaben über die Anzahl der Personen, die gespielten Musikstücke und die handelnden Personen.
Es werden neben dem Pfarrer auch die Friedhofsleute und unsere Mitarbeiter sowie der Organist erwähnt.
Außerdem bitten wir den Geistlichen bzw. den Trauerredner immer um eine Abschrift seiner Trauerrede und geben die dann in der Kondolenzmappe mit.
Den Abschluß macht das Gebinde- und Schleifenprotokoll in dem genau aufgelistet ist, welche Blumen gebracht oder geschickt worden sind und was auf den einzelnen Schleifen stand.
Hinten haben die Mappen eine Innentasche, in die dann alle Umschläge hineinkommen, die im Rahmen der Feier abgegeben wurden oder die sich an den Kränzen und Gestecken befanden. Es wäre nicht das erste Mal, daß so ein Umschlag übersehen und nach Wochen mit dem Kranz auf den Kompost geworfen wurde. Deshalb nummerieren wir die Kränze auf der Liste durch und kennzeichnen die dazugehörenden Umschläge mit der selben Nummer.
Wurden Fotos von der Trauerfeier gewünscht, so kommen diese in ein schmales Album, das ebenfalls hinten in der Kondolenzmappe Platz findet.
Es kommt vor, daß die Angehörigen zunächst mit dieser Mappe gar nichts anfangen können, ihnen ist im Moment alles zuviel und sie sind auch damit einfach überfordert. Später aber hören wir nur dankbare Worte, wenn die Witwe oder der Witwer in einer ruhigen Stunde der Trauer das alles noch einmal nachlesen kann.
Ja, und genau so ein Kondolenzbuch hat sich Frau Polenz abgeholt und weil der Lehrteil dieses Textes so lang geworden ist, geht es mit Frau Polenz im nächsten Teil weiter.
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So ein Buch ist eine wundervolle Erinnerung, gerade wenn es so liebevoll gemacht wird. Wenn die Angehörigen darin blättern, werden sie an die Trauerfeier als festlichen und würdevollen Anlass denken, als guten Höhepunkt einer traurigen Zeit. Schade, dass das nicht Standard ist…
Wahrscheinlich wird der Vermieter sein „Angebot“ aus dem Brief auch im Kondolenzbuch verewigen? 😉
Bin mal gespannt, was da noch kommt…!
Zur Ergänzung empfehle ich einen Mittschnitt der Trauerreden, evtl. auch der Musiken.
Auf CD gebrannt ist das eine noch schönere Erinnerung, als nur die Kondolenzmappe.
Zur Aufnahme genügt ein mp3-Player mit Mikrophon am Pult.
naja aber einfach so einen mp3-player am pult drapieren ist ja ok aber ich bin der meinung eine trauerede ist bestandteil des augenblickes.
Und diesen unwiederholbaren Augenblick darf man nicht konservieren?
Wir haben damit sehr gute Erfahrung gemacht.
Nicht nur bei den Anwesenden, sondern auch bei denen, die nicht dabei sein konnten.
Die Audio-CD enthielt die hervorragende Rede (halbstündig, unbezahlbar) etwas geschnitten, eine Rundfunksendung zu seiner Arbeit, in der er auch zu hören war und die gespielten Musiktitel.
Als Cover ein passendes Bild des Verstorbenen mit seinem Namen.
Ging weg wie geschnitten Brot.
ich habe ja lediglich daran gedacht, das anverwandte das toll finden mögen aber die dirketen hinterbliebenen…also direkt nach der beerdigung möchte ich ihnen das net gerne n die hand drücken wollen
Bei vielen Bestattungen war ich schon dabei. Doch als es soweit war, fiel mir nie etwas ein, was ich hätte hineinschreiben können. Floskeln sind mir zuwider.
Also hab ich es gelassen.
Muß mir echt mal Gedanken machen und eines lesen.