Menschen

Der Mann

Ich hatte in einem vorherigen Artikel etwas ausführlicher über Sandy geschrieben, damit man sich ein Bild von dieser Mitarbeiterin machen kann. Das war mir deshalb wichtig, weil Sandy am Freitag Nachmittag ein Erlebnis hatte, wie es leider nicht so selten vorkommt und von dem auch meine Frau betroffen ist.

Wenn Kunden zu uns ins Haus kommen, um sich beraten zu lassen, dann übernimmt derjenige von uns diesen Fall, der gerade verfügbar ist. Es gibt da keine festen Quoten oder Vorschriften, derjenige der Zeit hat geht.

Am Freitag hatte Sandy eine Beratung und kam nach zehn Minuten zu mir ins Büro und sagte, sie käme bei denen nicht weiter, diese Leute wollten unbedingt von einem Mann beraten werden. „Die haben schon drei oder vier Mal gefragt, ob es nicht einen Mann gäbe, der wisse das doch bestimmt alles besser.“

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Ich bin mit Sandy dann in den betreffenden Beratungsraum gegangen, habe mich vorgestellt und freundlich lächelnd der Prozedur beigewohnt. Es war ein Ehepaar gekommen, bei etwa Mitte 50, die ihre alte Mutter zu betrauen haben. Wortführer war der Mann, seine Frau war eher so vom Typ „Handtasche fest- und Mund zuhalten“. Er fragte beispielsweise: „Wie ist das denn mit den Sargträgern, müssen wir die selbst besorgen?“
Sandy antwortete: „Nein, da müssen Sie gar nichts unternehmen, wir kümmern uns darum.“
Daraufhin schaut der Mann mich an und fragt: „Ist das richtig?“
Ich nicke nur. Dann fragt er mich: „Und die Blumen, machen Sie das auch oder müssen wir etwa auch noch zum Gärtner?“
Ich deute nur auf Sandy, nicke ihr aufmunternd zu und sie sagt völlig korrekt: „Wenn Sie wünschen, kümmern wir uns selbstverständlich auch um die Blumen, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass es besser ist, wenn Sie diese selbst aussuchen.“
Der Typ schaut wieder mich an und sagt: „Sagen Sie doch auch mal was! Das war ja schließlich keine Antwort auf meine Frage.“
Ich sage: „Warum? Frau xy hat Ihnen das doch vollkommen richtig gesagt. Sie können die Blumen über uns bestellen oder aber selbst zum Gärtner gehen, was in der Regel der bessere Weg ist.“

„Na, das ist doch mal ’ne klare Aussage, damit kann ich was anfangen.“

Der Mann wollte einfach nicht von einer Frau bedient werden. Die Sache ist dann relativ schnell zum Abschluss gekommen und ich habe ihm ausdrücklich zu verstehen gegeben, dass alle weiteren Belange von Sandy bearbeitet werden, weil sie unsere beste Mitarbeiterin ist. Mal sehen, ob er ihr noch Probleme machen wird.
Aber das ist etwas, was wie gesagt schon häufiger vorgekommen ist.

Die allermeisten Leute haben überhaupt keine Probleme damit, von unseren Frauen bedient zu werden, vor allem ältere Kundinnen schätzen das und äußern sich sehr lobend. Aber manche Männer trauen Frauen einfach keine Kompetenz zu. Das finde ich sehr ärgerlich, denn gerade von denen, die damit keine Probleme haben, höre ich immer wieder wie kompetent die jeweilige Frau beraten habe.

Ich kann mich aber doch auch nicht zu jeder Beratung dazu setzen, dann könnte ich sie im Grunde ja auch immer selbst machen.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#mann

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