Geschichten

Der Zipfel muss weg -2-

die nase eines mannes

Das war bisher nie der Fall gewesen! Wie konnte das geschehen? Was war überhaupt geschehen? War Pützens Nase über Nacht gewachsen? Hatte sich ein Insekt ins Schlafzimmer verirrt und ihn in seinen Riechkolben gestochen?

Nun sah er doch in den Spiegel, griff mit beiden Händen an seine Nase und befühlte sie vorsichtig.
Aber nein, sie sah aus wie am Tag zuvor, sie fühlte sich an, wie am Tag zuvor und überhaupt war nicht die geringste Änderung feststellbar.
Und doch ragte sie in sein Blickfeld, versperrte ihm sogar ein bißchen die Sicht nach unten. Egal mit welchem Auge er schaute, ob er geradeaus oder zur Seite guckte, immer war die Nasenspitze deutlich zu sehen.

„Verdammt!“, entfuhr es Pütz, der ob des Schreckens, seinen Toilettengang verkürzte, nur kurz im Sitzen pinkelte und sich dann im Schlafzimmer an der Kommode rasch ankleidete. Und bei allem war ihm irgendwie die Nase fürchterlich im Weg.

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Nun hatte Herr Pütz, das muß man sagen, keine besonders kleine Nase, aber sie war auch nicht auffällig groß, ragt nicht übermäßig nach oben, ja man würde sagen, daß seine Nase eher von durchschnittlichem Format war.

Eine halbe Stunde später saß der kleine Mann im Wartezimmer des praktischen Arztes, Dr. Fliegsamen. Es war gar nicht daran zu denken, in einer der ausliegenden Zeitschriften zu blättern. Schon beim ersten Versuch hatte Pütz festgestellt, daß seine Nase derart ins Blickfeld ragte, daß er sich nicht auf das Gedruckte hatte konzentrieren können. Verärgert hatte er das Heft auf den Stapel zurückgeworfen und wartete darauf, aufgerufen zu werden.

Dr.Fliegsamen betastete Pützens Nase, drückte die Nasenflügel zusammen, rieb die Nasenspitze zwischen seinen Fingern und fragte: „Tut das weh?“

Pütz wollte den Kopf schütteln, was aber nicht ging, weil Dr. Fliegsamen immer noch die Nasenspitze zwischen Daumen und Zeigefinger festhielt. „Nein“, stammelte er stattdessen. „Tut nicht weh.“

„Tja, ich kann nichts Ungewöhnliches feststellen, Herr Pütz.“

„Aber ich habe meine Nase doch noch nie gesehen? Wirklich, Herr Doktor, noch nie!“


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Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 5. April 2016

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Llu
8 Jahre zuvor

Ei!




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