Geschichten

Der Zipfel muss weg -3-

die nase eines mannes

Man könne da ja mal eine Salbe drauf tun, hatte der Doktor gemeint und mit einem raschen Huschen ein paar Worte auf ein Rezept gekritzelt. Da sei alles völlig normal, vielleicht wäre es aber besser, wenn Pütz sich mal bei einem Augenarzt vorstellen würde.

Dreimal hatte Pütz sich in der Straßenbahn die Nase mit der verordneten Salbe eingerieben, während er sich auf dem Weg zur Praxis der Augenärztin Frau Dr. Bock befand.

Ob er denn 20 Euro für eine Augeninndruckmessung extra bezahlen wolle, fragte die Sprechstundenhilfe ihn überflüssigerweise. Denn natürlich wollte er, schließlich mußte die Ursache für seine Nasensichtigkeit ja gefunden werden. Nach schnell vergangenen anderthalb Stunden, wieder ohne Illustrierte, war Pütz dann endlich an der Reihe.

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Bis zur vorletzten Zeile XOBORQZT konnte er alles einwandfrei lesen, sein Augeninnendruck war der eines 18-jährigen und damit 40 Jahre jünger als der Rest seines Körpers. Auch sein Sehfeld sei keinen Millimeter verschoben und normalerweise könne jeder Mensch seine Nase sehen, wenn er schiele, sagte Frau Dr. Bock.

„Ich schiele doch aber nicht, oder?“

„Nein, Sie schielen nicht.“

„Ich seh sie aber trotzdem!“

„Wen mich? Ist ja auch kein Wunder, lieber Herr, ich sitze Ihnen doch gegenüber!“

„Nein, nicht SIE, ich meine sie“, sagte Pütz und deutete auf seine Nase. Wo ich auch hinschaue, immer ist die Nase da. Omnipräsent drängt sie sich in den Vordergrund. Ich kann ja schon gar keinen klaren Gedanken mehr fassen.“

„Na, das kann ab und zu mal vorkommen.“

„Das ist bei mir aber noch nie vorgekommen. Wie kommt denn sowas? Das macht mich ganz verrückt!

„Dann sollten wir vielleicht in Betracht ziehen, daß das was Psychosomatisches ist.“

„Meine liebe Frau Doktor. Ihr medizinisches Wissen in allen Ehren, aber ich kann auch Altgriechisch und Somas bedeutet Leib oder Körper und ich sehe nicht meinen Bauch, sondern meine Nase!“


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Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 5. April 2016

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Llu
8 Jahre zuvor

Mhhh … hmmmm




Rechtliches


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