Die Menschen gehen auf die Straße, um gegen die AfD zu demonstrieren. Gut so! Was mir persönlich fehlt, ist die öffentlich ausgetragene Aufregung über die Wohnungsnot, explodierende Preise, Altersarmut und weitere soziale Ungerechtigkeiten.
Die Deutschen waren aber schon immer besser darin, sich zu empören, als darin, für ihre Sache auf die Straße zu gehen.
10 % Preisanstieg in 24 Monaten
Inmitten dieser vielschichtigen Herausforderungen, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist, ist es wenig überraschend, dass auch die Kosten für Bestattungen einem spürbaren Anstieg unterliegen.
Die neuesten Zahlen von Aeternitas e.V., basierend auf einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes, zeigen einen Preisanstieg von 5,4 Prozent im Jahr 2023. Dieser Anstieg ist als moderat zu bezeichnen, liegt er doch unterhalb der allgemeinen Inflationsrate von 5,9 Prozent, markiert aber den zweiten aufeinanderfolgenden Anstieg und bedeutet eine nahezu zehnprozentige Steigerung innerhalb von nur zwei Jahren.
Bereits im Vorjahr war ein Anstieg von 4,3 Prozent verzeichnet worden, und die aktuellen Zahlen verdeutlichen eine anhaltende Tendenz zu höheren Bestattungskosten. Die Gründe hierfür sind vielfältig und werfen ein Licht auf die komplexen Faktoren, die die Bestattungsbranche beeinflussen.
Energie- und Personalkosten
Ein entscheidender Faktor für die gestiegenen Preise sind die höheren Betriebskosten, denen Bestattungsunternehmen, Friedhofsträger, Krematorien sowie Sargproduzenten gegenüberstehen. Insbesondere die gestiegenen Kosten für Energie und Personal haben einen erheblichen Einfluss auf die Preisentwicklung. Dies ist nicht nur auf die allgemeine wirtschaftliche Lage zurückzuführen, sondern auch auf spezifische Herausforderungen innerhalb der Branche. Die Betriebskosten für Krematorien beispielsweise hängen von nichts so stark ab, wie von den Energiepreisen. Und insgesamt ist die Bestattungsbranche aufgrund ihrer 24/7-Dienstleistungscharakteristik stark auf qualifiziertes Personal angewiesen.
Viel Holz vor der Hütte, aber zu welchen Preisen?
Ein weiterer signifikanter Kostenfaktor sind die Materialien, insbesondere das Holz für die Särge. Wir alle haben gehört, dass die Baubranche händeringend nach Holz und anderen Materialien ruft. Auch die Möbelindustrie hat einen hohen Bedarf. Und wenn andere Branchen bereit sind, hohe Preise für Holz zu zahlen, weil es dringend benötigt wird, steigen natürlich auch die Preise für das Sargholz. Das lässt die Bestattungsbranche nicht unberührt. Der Sarg, als zentrales Element in vielen Beerdigungsritualen, wird somit zu einem kostspieligeren Bestandteil des Abschiedsprozesses.
Gesamtschau – Preise ziehen an
Die Aeternitas-Berechnung stützt sich auf die Preise für „Bestattungsleistungen und Friedhofsgebühr“ sowie für „Sarg, Urne, Grabstein oder andere Begräbnisartikel“. Die Gewichtung dieser Elemente im Verbraucherpreisindex zeigt, dass Dienstleistungen wie Überführungen, Trauerfeiern und die Abwicklung von Formalitäten einen wesentlichen Teil der Bestattungskosten ausmachen. Die Preisanstiege bei den Warenkomponenten, wie Särge und Urnen, sind dennoch spürbar und tragen zu den Gesamtkosten bei.
Viele Bestatter erhöhen gar nicht die Preise für die Särge, sondern schreiben andere Positionen mit hohen Preisen auf die Rechnung. „Betreuung“, „Abwicklung“ „Grundservice“ usw. heißen diese dann und können im Einzelfall bis zu knapp 1.000 Euro ausmachen.
Daseinsfürsorge
Die steigenden Bestattungskosten werfen jedoch nicht nur finanzielle Fragen auf, sondern rufen auch soziale Überlegungen hervor. Bestattungen sind eine unvermeidliche Facette des Lebens, und die Kosten sollten nicht zu einer zusätzlichen Belastung für die Hinterbliebenen werden. Es wird deutlich, dass die steigenden Preise die Bedeutung einer vorausschauenden finanziellen Planung für den Todesfall unterstreichen. Ich rate ja schon immer dazu, möglichst früh eine kostengünstige Sterbegeldversicherung abzuschließen. Je früher man damit anfängt, umso günstiger ist das; und im Todesfall wird bestenfalls alles bezahlt.
In einer Zeit, in der die Menschen aber Freizeit, Konsum und Work-Life-Balance in den Vordergrund stellen, wird der Gedanke an den Tod noch mehr verdrängt, als das ohnehin schon der Fall ist. Sterbefälle treffen dann die Familien ebenso überraschend, wie auch jedes Jahr Weihnachten immer plötzlich und unerwartet vor der Tür steht.
Da werden Rufe laut, der Staat, die Krankenkassen oder die Kommunen sollten im Rahmen der Daseinsfürsorge eine kostengünstige Bestattung für jedermann sicherstellen.
Diese Überlegung kann man anstellen, ohne Frage. Es liefe darauf hinaus, dass die Nutzung der Friedhöfe und der Erwerb von Gräbern für jeweils eine Basisvariante kostenlos oder ganz günstig angeboten werden müssten. Bestatter müssten ein eng umrissenes Minimalangebot bereitstellen.
Verdient werden könnte dann an dem, was die Familien sich zusätzlich leisten wollen und können. Wie zuvor erwähnt, eine Überlegung wäre das wert. Aber über eins dürfen wir uns natürlich nicht hinwegtäuschen lassen: Egal, wie das abläuft, im Endeffekt zahlen wir das dann doch alle mit.
Es liegt an der Gesellschaft, gemeinsam mit der Bestattungsbranche innovative Wege zu finden, um die Würde des Abschieds zu wahren, ohne dabei finanzielle Hürden zu schaffen. Der Blick in die Zukunft sollte nicht nur auf die Preise gerichtet sein, sondern auch auf nachhaltige, respektvolle und finanziell tragbare Bestattungslösungen.
Aeternitas zu Bestattungskosten
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Davon kann ich ein Lied singen. Musste vor einigen Wochen meine Mama bestatten lassen. Sie war die 4. Beerdigung in den letzten 14 Jahren. 3 dieser Beerdigungen haben zwischen 4.000 und 5.000 gekostet, die letzte hatte nun einen Preissprung auf 6.700 Euro ohne dass sich an der Art der Beerdigung etwas geändert hat. Wir haben z.B. den gleichen Sarg, gleiche Anzahl an Parten, Sterbeort und Behörden sind ebenfalls die gleichen. Es sind einfach die Preise dermaßen gestiegen.