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Die ewige, tote Braut in Chihuahua – Pascualita

pascualita1Urbane Legende oder geheimnisvoll, mysteriöse Geschichte?

Im Schaufenster eines Geschäftes für Brautmoden im mexikanischen Chihuahua steht eine Schaufensterpuppe, die ein Brautkleid präsentiert und die so geheimnisvoll ist, daß manche Leute lieber auf der anderen Straßenseite an dem Geschäft vorbei gehen.
Bestatterweblog-Leser Uwe ist auf die Geschichte gestoßen und hat mir einen Link dazu geschickt.

Und so geht die Legende:

Als die Puppe vor vielen Jahren eines Tages im Schaufenster auftauchte, erinnerte das Gesicht die Besucher an die viel zu früh verstorbene, schöne Tochter Pascualita des Ladeninhabers.
Wie ein Lauffeuer soll sich damals das Gerücht durch die ganze Stadt verbreitet haben und bis zum Abend dieses Tages hatten hunderte Menschen die als Puppe dargestellte Pascualita betrachtet.

Pascualita war genau an ihrem Hochzeitstag in ihrem Brautkleid verstorben. Sie soll angeblich am tödlichen Biß einer ‚Schwarzen Witwe‘ gestorben sein.
Die Trauer war damals groß und der Vater konnte seine Tochter Pascualita nicht vergessen.

Als dann die Puppe mit Pascualitas Gesichtszügen im Schaufenster auftauchte und auch noch ein Brautkleid trug, begannen sich die wildesten Gerüchte und Vermutungen um die Herkunft der Puppe zu ranken.
War dies wirklich nur eine hervorragende Kopie aus Wachs oder handelte es sich um das Ergebnis einer einzigartigen Einbalsamierungstechnik und man hatte tatsächlich die echte Pascualita vor Augen?

Der Ladeninhaber schwieg beharrlich und stritt jeden Verdacht ab, zerstreute alle Bedenken und sprach immer nur von einer Puppe.

Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, daß Pascualita, nennen wir die Puppe auch mal so, ein Publikumsmagnet geworden ist. Immer wieder wird die mysteriöse Geschichte von den Medien in aller Welt aufgegriffen und stets sorgt das für einen neuen Besucheranstrom. Jeder, der nach Chihuahua in Mexiko kommt, wird früher oder später auch von Pascualita im Brautmodengeschäft „La Popular“ erfahren. Chihuahuas Taxifahrer kennen die Route und Adresse genau.

pascualita2

Immer noch ist es nur dem Ladenbesitzer erlaubt, die geheimnisvolle Puppe zu berühren und ihre Kleidung zu wechseln. Dadurch mehren sich natürlich nur die Gerüchte.

Es heißt, besonders nachts verströmte Pascualita einen morbiden Charme. Besucher und Passanten haben das Gefühl, sie würde sich bewegen, oder sie fühlen sich sogar von ihrem stechenden Blick verfolgt; und es gibt viele Leute, die es vorziehen, so schnell wie möglich an ihr vorbei kommen wollen oder sogar die Straßenseite wechseln.

pascualita3

Es gibt zahlreiche Seiten im Web (fremdsprachig), die sich mit der mysteriösen Geschichte beschäftigen und zumeist die Legende nur nähren, man spielt halt gern mit dem Unheimlichen und Morbiden.

Die ewige Braut
Corpse Bride of Mexico

Und in einem Video ist Pascualita auch zu sehen:

Doch was ist dran an der Geschichte?
Kann es wirklich eine Leiche sein, die da ausgestellt ist?

Die Antwort ist kurz: Nein.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, einen verstorbenen Menschen zu konservieren. Man denke an die Pharaonen, die mit Harzen und Laugen in Mumien verwandelt und über tausende von Jahren erhalten blieben. Man denke aber auch daran, wie diese Körper heute aussehen. Die Haut ist zusammengefallen, löst sich nach dem Auswickeln der Mumie schnell und es ist überhaupt nicht daran zu denken, eine Mumie etwa einfach so auszustellen.
Viele denken auch an die Leichname von Mao und Lenin, die in entsprechenden Mausoleen ausgestellt werden.
Jedoch ist hierfür ein ungeheurer technischer Aufwand notwendig und im Laufe der Jahrzehnte haben diese liegenden Leichname auch eher die Ähnlichkeit mit Wachsfiguren bekommen.
Nur unter exakt kontrollierten klimatischen Bedingungen, bei genauer Einhaltung von Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit ist es überhaupt möglich, diese Körper zu erhalten.
Hinzu kommen regelmäßig anfallende Erhaltungsarbeiten, die ungeheure Summen verschlingen.

Eine so aufbereitete Leiche in einem Schaufenster auszustellen, ist undenkbar und unmöglich.

Viele fühlen sich beim Anblick von Pascualita auch an Verstorbene erinnert, die sie aus Filmen kennen und die das Ergebnis besonders guter Einbalsamierungstechnik sind.
Jedoch kann kein Einbalsamierer dieser Welt einen Leichnam so konservieren, daß er über Jahre oder Jahrzehnte ohne weiteren Verfall ausgestellt werden kann.

Die Einbalsamierungstechniken, wie wir sie heute anwenden, haben den Zweck, die Zersetzung des Körpers für einen gewissen Zeitraum aufzuhalten bzw. hinauszuzögern.
Und dabei kann es durchaus sein, daß ein Verstorbener auch schon mal sehr viel länger als beabsichtigt, nahezu unverändert aussieht.
Genauer gesagt: Alle Bestattungstechniken, abgesehen vom Einäschern, können es mit sich bringen, daß unter zufällig idealen Bedingungen der Körper weitaus länger erhalten bleibt, als man es beabsichtigt hatte.
Jedoch sind alle diese Zufallserhaltungen, auch die beabsichtigten, über kurz oder lang von einer starken optischen Beeinträchtigung begleitet, die keinesfalls Anlaß zu der Annahme geben können, man könnte einen Verstorbenen über Jahre in einem Schaufenster ausstellen.

Es steht zu vermuten, daß ein weiteres Gerücht, nämlich es handele sich bei Pascualita um eine hervorragend gearbeitete Wachsfigur aus Frankreich, sehr viel mehr Wahrheitsgehalt hat.
Man kann durchaus berechtigt vermuten, daß der Vater und Ladeninhaber vom frühen Tod seiner Tochter so ergriffen war, daß er eine ihr durchaus ähnlich sehende Wachsfigur erstanden oder gar in Auftrag gegeben hat.
So wollte er ihr wohl ein bleibendes Denkmal in seinem Schaufenster verschaffen und die Erinnerung an sie wachhalten.

Die sich schnell bildenden Gerüchte und Vermutungen dementierte man nicht, denn man erkannte offenbar schnell, wie groß der morbide Werbeeffekt war, der durch das Schweigen noch geheimnisvoller wirkte.

Kurzum: Pascualita ist sicherlich einen schaurigen Besuch wert und es macht Spaß sich mit Gänsehaut vorzustellen, da handele es sich um eine echte Leiche, doch mehr als sich der Illusion hinzugeben, sollte man nicht tun.
Aus fachlicher Sicht kann es sich nicht um einen Leichnam handeln, es ist definitiv eine Puppe.

Oder?


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

keine vorhanden

In der Kategorie „Fundstücke“ präsentiere ich Sachen, die ich zum Thema Tod, Trauer und Bestattungen irgendwo gefunden habe.
Hier erscheinen auch Meldungen aus der Presse und dem Internet, auf die mich meine Leserinnen und Leser hingewiesen haben.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 25. September 2014

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9 Kommentare
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bombjack
9 Jahre zuvor

http://de.wikipedia.org/wiki/Rosalia_Lombardo

Auch nur weil sie luftdicht verpackt ist…

bombjack

melancholia
Reply to  bombjack
9 Jahre zuvor

Ich wußte gar nicht, dass es da jetzt eine moderne, sichere Umhüllung gibt. Seit 1925 lag sie jedenfalls jahrzehntelang nur in einem Holzsarg mit Glasscheibe.

ErNuWieder
9 Jahre zuvor

Und wie stehts mit der sogenannten Plastination? Ich war nie in so einer Ausstellung und habe es auch in Zukunft nicht vor, daher weiß ich auch nicht wie die Körper da so aussehen.

Hildegard
Reply to  ErNuWieder
9 Jahre zuvor

Du hast nach meiner Meinung nichts versäumt. Der äußere Eindruck war einfach nur eklig. Das Muskelfleisch der ausgestellten Exponate sah aus, wie bei zu lange gekochten Suppenhühnern. Es waren wohl keine europäischen Körperspender; vor allem die „Gesichter“ fand ich befremdlich. Ich weiß heute noch nicht, worin die Körper eingelegt waren. 🙁

Blacky
9 Jahre zuvor

Naja, vorab: ich glaube auch nicht, daß es sich hier um den echten Körper handelt (müsste man ja eigentlich schon mit einer hellen Taschenlampe durch die Hand herausfinden können) aber es gibt durchaus Techniken, wie z.B. von Dr. Pedro Ara erfunden und praktiziert (an einem namenlosen alten Mann, glaub er war Zeitungsverkäuver oder so, der tagaus tagein vor der Uni saß, und als er irgendwann verstorben war, hatte Ara ihn mit einer wachbasierten Plastination dermaßen gut haltbar gemacht, daß Juan Perón nach dem Tod seiner Evíta 1952 ihren Leichnam ebenso von Ara mit dieser Technik präparieren ließ. Evítas Körper wurde dann nachweislich ohne regelmäßige Nachbehandlung mehrere Jahre aufbewahrt und sogar um die halbe Welt transportiert und hat wohl bis zuletzt, als er endlich 1974 in Buenos Aires bestattet wurde, noch nahezu so ausgesehen, wie an ihrem Todestag (siehe u.a. Wikipedia-Artikel ‚Leichenkonservierung‘), also absolut unmöglich ist es nicht; und zumindest die Blutgefäße in den Augen und die Papillaren auf der Haut, die Finernägel usw. (siehe Video) sind zumindest bemerkenswert.

Klarry
9 Jahre zuvor

Sie hat am rechten Mittelfinger oben einen kleinen Buckel, den habe ich auch vom Schreiben! Schaut schon krass aus…

Steffi
9 Jahre zuvor

Mhm, also die Haare sehen sehr unecht aus, der Ansatz von der Perücke ist wirklich gut zu erkennen. Auch die Augen (Wimpern/Lid) schauen sehr unecht aus. Dass die Fingernägel nicht echt sind sieht man meiner Meinung nach ebenfalls sehr gut.
Ansonsten eine gut gemachte Wachsfigur! Aber dass Wachsfiguren wahnsinnig echt aussehen weiß man doch eigentlich, seit jeder Star seine eigene Figur bei MT hat.

Allerdings kann ich nicht verstehen, wie man finden kann, dass die Figur und die Person auf dem Foto sich ähnlich sehen.

Trotzdem schöne Geschichte 🙂

Mary Bell
9 Jahre zuvor

Ich finde die hat etwas echtes und unechtes an sich. Man kann das ja eigentlich leicht heraudfinden. Die Besitzer werden es sicher nicht erlauben aber man müsste sie ausziehen. Ich weiß das klingt arg aber es ist so. Da erkennt man dann wahrscheinlich sicher ob sie echt oder unecht ist. Ich finde auch zum Beispiel die Augen und die Wimpern sind sehr unecht. Die Wimpern sind zu dicht und sehr lang, was meiner Meinung sehr künstlich aussieht. In den Augen fehlen die Andern. Aber fie Hände sehen sehr echt aus.

Manga
6 Monate zuvor

Gense haut pur




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