Menschen

Die Ex

„Hamm’se ’ne Latte?“ fragt Ulrike Niebel, lacht mir dabei ins Gesicht und ihre weißen Zähne blitzen. Ich weiß, daß sie nicht auf meine sexuelle Leistungsfähigkeit anspielt, denn kurz zuvor hatte ich sie gefragt, ob sie einen Kaffee möchte.

„Ja, klar, haben wir“ sage ich und will schon die Bestellung an Antonia weitergeben, da erkundigt sich meine Besucherin: „Oder gibbet vielleicht auch Kappeschiehnies?“

„Jawoll, Cappuccino haben wir auch“. Wieder will ich Antonia mit der Anfertigung des Kaffeegetränks beauftragen, da ereilt mich jenes Wort, das mir in den Ohren fast so wehtut wie „zeitnah“, „ich erinnere“ oder „Zwozehn“ als Synonym für 2010, Frau Niebel sagt: „Wenn’se aber ’nen Expresso haben, das wär‘ klasse.“

Werbung

Ich kann nix dafür, es ist einfach so, es ist ein starker Trieb, der ganz unten aus dem Beckenboden kommt, in mir über die Nabelgrenze emporsteigt, sich in der ganzen Brust breit macht und der mich alle mir zur Verfügung stehenden Kräfte aufbringen lässt, um zu unterdrücken, daß ich dem Expresso-Sager sein doofes X aus dem eben gesagten Expresso herausreiße und es ihm in den Hals stopfe. Ich kann wirklich nichts dafür!

Espresso! Espresso, Essssssssssssspresso!

Mein Gott, das kann doch nicht so schwer sein!
Gut, wir haben kein eigenes richtiges Wort für Espresso, die Braunen hätten ihn vielleicht Kleintassenstarkkaffee genannt aber teutsches Wortgut als Ersatz für Fremdwörter hat selten gut getan, man denke nur an die tolle Schöpfung „Zerknalltreibling“ für den Explosionsmotor…
Aber selbst wenn wir ein eigenes Wort für Espresso hätten und das Wort Espresso, wie auch die Namen der anderen derzeit modernen Kaffeespezialitäten, nur so aus modetechnischen Gründen verwenden würden, finde ich, sollte man sich bemühen, wenigstens die paar Sachen, die man immer wieder bestellt, mit dem richtigen Namen zu benennen.

Was hat denn die Tante bislang bei mir bestellt?
Einmal eine Latte, wobei sich die Frage stellt, ob die Latte auch aus sägerauhem Kiefernholz bestehen darf.
Dann Kappeschiehnies! Was will die? Verkappte Schienen? Eine Kappe aus Schienen?
Und dann der Expresso…

Irgendwie muß Frau Niebel dieses kurze dunkle Gewitter des Unbehagens in meinem Antlitz bemerkt haben und vorsichtshalber sagt sie: „Aber wenn Expresso nich’geht, nehm‘ ich auch einen Rostbuschtee.“

„Nein, nein, ist kein Problem, Sie bekommen Ihren Espresso“, beruhige ich sie und sie meint:

„Aber bitte einen Doppelten, in einer größeren Tasse… und machen Sie bitte etwas Sahne oben drauf.“

„Das wäre ja dann fast schon ein Cappuccino.“

„Ja, sozusagen ein Exischiehni!“ Sie lacht und wieder blitzen ihre schönen weißen Zähne.

Ich kann einfach keine schönen Frauen mördern, aber wehe, wenn die alt und häßlich gewesen wäre!

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

Keine Schlagwörter vorhanden

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Revision:


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)