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Die Geschichte die eine andere geworden ist

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Manchmal sind Kunden nach dem Beratungsgespräch richtig gelöst. Waren sie vorher verkrampft und in ziemlich düsterer Stimmung, verlassen sie oft unser Haus und lächeln sogar. Das liegt daran, daß wir uns bemühen, den Menschen das Gefühl zu geben, bei uns besonders gut aufgehoben zu sein und ihnen die Sorgen rund um die Bestattung abzunehmen. Zum anderen glaube ich, daß ich eine Frohnatur bin (außer morgens vor dem ersten Kaffee) und trotz allen Respekts und allem Mitgefühl versuche ich locker zu bleiben. Das nimmt den Leuten die Angst vor der ungewohnten Situation. Außerdem babbele ich mir den Mund fusselig, um alles so genau wie möglich zu erklären.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es sehr hilfreich und beruhigend für die Leute ist, wenn sie möglichst genau wissen, was jetzt mit ihrem Angehörigen passiert. Wir sind auch stets darauf vorbereitet, daß ich die Kunden in unsere unteren Räume führe, damit sie sich davon überzeugen können, daß nichts Geheimnisvolles und Schreckliches mit ihrem verstorbenen Angehörigen passiert.

Dazu haben wir einen separaten Raum, in dem wir den betreffenden Verstorbenen direkt besuchen können. Die Kälte des Einbalsamierungsraumes und des Präparationsraumes mit all ihren Instrumenten und Geräten muten wir den Menschen doch nicht zu, auch wenn das scheinbar im Widerspruch zum oben Gesagten steht.

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Die Allermeisten wollen ja ihren Verstorbenen erst sehen, wenn er zurecht gemacht und angekleidet ist. Aber hin und wieder kommt es auch vor, daß ich es für besser halte, wenn sie den Verstorbenen gleich sehen können.
Manche Menschen haben einfach Angst davor, daß der Bestatter irgendetwas Merkwürdiges, Unbekanntes oder gar „Böses“ mit ihrem Angehörigen anstellt. Diese Angst können wir ihnen nehmen.

Ganz selten kommt es sogar vor, daß ich einem Angehörigen anbiete, bei der Herrichtung seines Familienmitgliedes mitzuwirken.

Es ist immer eine Gratwanderung.

Manch mal kommt es ja vor, daß selbst die nächsten Angehörigen den Toten noch nicht gesehen haben. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der Tod auf einer Reise eingetreten ist und wir den Verstorbenen von weither herbeigeschafft haben. Dann besteht oft der Wunsch, daß sie ihn sehen wollen, noch bevor irgendwas an ihm gemacht wird.

(Hier nochmals der Hinweis: Wenn allgemein von dem Verstorbenen die Rede ist, gilt das geschlechtsneutral für den Verstorbenen und die Verstorbene.)

Irgendwie sind wir tagtäglich darum bemüht für ganz viele verschiedene Kunden immer eine ganz individuelle Lösung zu finden.
Ich glaube, daß das ziemlich schwer ist, aber ich bin auch davon überzeugt, daß uns das ganz oft ziemlich gut gelingt.

Warum erzähle ich das alles?
Eigentlich wollte ich nur ne ganz kurze Geschichte erzählen und bin ins Schwafeln gekommen.

Schreibe ich die kurze Geschichte also morgen 🙂


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 20. September 2007 | Revision: 28. Mai 2012

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Chrissy
17 Jahre zuvor

Fieser Kerl du.. tz… 😉

Moe
17 Jahre zuvor

Oh ich liebe das. XD

Jupp Schlabotnik
17 Jahre zuvor

Na super.. jetzt kann ich vor Neugier nich einschlafen 😉

Matthias
17 Jahre zuvor

"(Hier nochmals der Hinweis: Wenn allgemein von dem Verstorbenen die Rede ist, gilt das geschlechtsneutral für den Verstorbenen und die Verstorbene.)"

Oh nein 🙁

MrSnoop
17 Jahre zuvor

Vielleicht solltest du vor jeden Artikel einen zweiseitigen disclaimer schreiben, in dem du alle Informationen für evetuelle Meckerer aufschreibst. So nach dem Motto:

1. Mit "dem Verstorbenen" sind immer auch weibliche Verstorbene gemeint

2. Aussagen über Menschen mit nicht-deutscher Herkunft sind in keinster Weise ausländerfeindlicher Natur

etc.

Aber vermutlich werden auch dann noch welche was zu meckern haben.

Das ist jetzt natürlich nicht so ernst gemeint, aber ich finde es schon merkwürdig, dass man quasi dazu gezwungen wird solche Hinweise dazu zu schreiben.

Huberzewe
17 Jahre zuvor

Ui, jetzt hat der Tom aber wieder einen kleinen Hinweis über seine Herkunft gegeben.

Sozusagen "verbabbelt" hat er sich. 😉

quark
17 Jahre zuvor

ich hab erst "bei der HINrichtung seines Familienmitgliedes mitzuwirken" gelesen und fast den Kaffe an den Monitor gespuckt – ich muss langsamer lesen…

undertaker
17 Jahre zuvor

@Huberzewe: Schon beim Schreiben überlegte ich, ob ich "schwätzen", "babbeln" oder "quatschen" nehmen soll. So einfach kriegt man mich nicht.

mikamo
17 Jahre zuvor

Wo sagt man denn "babbeln"? Hessen?

Huberzewe
17 Jahre zuvor

DAS lieber Undertaker würde ich nun auch schreiben, wenn mich jemand erwischt hätte. 😉




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