Hallo,
ich lese seit langem und regelmässig den Bestatterweblog.
Vielen Dank für die vielen informativen, lustigen aber auch traurig/verstörenden Artikel!Heute habe ich aus aktuellem Anlass aber einmal eine Frage:
Wer sucht die Sargträger für eine Beerdigung aus?
Konkreter Anlass ist die Beerdigung von Nina aus Bodenfelde, über die zum Beispiel der Spiegel berichtet: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,731375,00.htmlGleich auf dem ersten Foto ist der Sarg zu sehen: http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-62090.html und die völlig uneinheitliche Kleidung der Träger. Sowohl mit Daunenjacke (!!!) als auch einer Jacke, die einer Dienstuniform ähnelt.
Bei einer Beerdigung, bei der deutschlandweit Anteilnahme herrscht und über die entsprechend deutschlandweit berichtet wird! Achtet niemand darauf? Selbst wenn es Angehörige o. Freunde sind, die Nina damit die letzte Ehre erweisen wollen. Kann man sie vorab nicht auf vernünftige Kleidung hinweisen.
Sollten es hauptberufliche Träger eines Bestattungsunternehmens sein, wäre es noch schlimmer.Viele Grüße: (dw)
Ich habe mir das Foto angeschaut und finde die Kleidung der Sargträger vollkommen in Ordnung. Sie tragen dunkle und ordentliche Kleidung. Sicher, sie tragen nicht alle dasselbe, aber ich finde die Kleidung angemessen und keineswegs unangemessen.
Ich kann aus der Ferne nicht sagen, wer in diesem Fall die Sargträger gestellt hat. Es gibt auch keine einheitliche Regelung dafür. In manchen Gegenden muß der Bestatter eigene Mitarbeiter dafür haben, in anderen Gegenden gibt es seit Ewigkeiten bestehende traditionelle Sargträgervereine und in wieder anderen Gegenden kommen die Sargträger von der Kirche, der kommunalen Gemeinde oder einer Schützenbruderschaft. Das wird überall anders gehandhabt.
Selbstverständlich können auch Angehörige, Freunde, Arbeitskollegen oder Vereinsfreunde diese Arbeit übernehmen.
Bei Leuten, die das regelmäßig machen, ist noch am ehesten damit zu rechnen, daß sie auch über eine einheitliche Kleidung verfügen, manchmal sind das auch sehr ansehnliche Uniformen.
Wenn ich so Revue passieren lasse, was ich in meiner Laufbahn schon so alles an Sargträgerkleidung gesehen habe, dann stehen die Burschen auf dem von Dir beanstandeten Bild aber 1a da.
Es gibt Städte, die schicken ihre Friedhofsmitarbeiter im grauen Hausmeisterkittel zum Sargtragen und es gibt Bestatter, die suchen sich irgendwelche Leute als Sargträger zusammen, von denen jeder trägt, was er gerade am Leibe hat, von der Blue-Jeans über die hellbeige Cordhose bis hin zum Hawaiihemd.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Dunkel gekleidet, Hemd, Krawatte.
Ist doch soweit in Ordnung, finde ich auch.
Wer weiß ob alle 6 Sargträger überhaupt zusammengehören?
Vielleicht sind es auch Angehörige, Freunde, Verwandte, Vereinskameraden, gar alle durcheinandergemischt, so dass jeder etwas beiträgt auf dem letzten Weg?
Und selbst wenn es Angehörige und Freunde sind hat nicht jeder den schwarzen Einheitstrauermantel zuhause im Schrank hängen oder kann die „passende“ Kleidung nicht unbedingt innerhalb von 2-3 Tagen besorgen.
Erst denken, dann meckern.
B. A.
Für mich sieht es auch so aus, als ob das Freunde und Verwandte sind, die den Sarg tragen. Und ich finde, dass es sich hier sehr wohl um „vernünftige Kleidung“ handelt.
Manchmal kotzt mich dieses reglementieren bis ins allerletzte Detail einfach an.
Oo
Deutschland, heilig Uniformland? Simma wieder so weit?
Es muss nicht wirklich alles reglementiert werden. Zumal das auch wieder doof ist, weil sich ja vielleicht Beerdigungsgäste daran stören könnten, dass es zu reglementiert ist.
„Mein Hannes war so ein Individualist, ich fand das furchtbar, alle Sargträger sahen gleich aus, nichts individuelles.“
Wie mans macht ist verkehrt….
Ich finde die Kleidung auch völlig ok, auch für eine Trauerfeier/Beerdigung mit großer Öffentlichkeit. Man sollte auch bedenken, dass es sich um eine Teenager handelte und nicht um einen Bundeskanzler, der vielleicht von Soldaten im großen Dienstanzug getragen würde.
Ich meine sogar, selbst bei einer so öffentlichen Geschichte wie hier könnte man das in Anbetracht der Verstorbenen noch eine Spur legerer handhaben. Aber das ist selbstverständlich eine Sache der Angehörigen, wenn sie denn, wie ich hoffe, darauf Einfluss hatten. Auch bei einer so öffentlichen Trauerfeier/Beerdigung hat sich da m.E. niemand einzumischen oder gar die Angehörigen zu übergehen. Und „das macht doch so und so“ sollte da hinter anderem zurücktreten.
Wenn sich aus der Person der Verstorbenen und deren Vorstellungen sowie den Vorstellungen der Angehörigen ein knatschbunter Verein von Sargträgern ergeben hätte, müsste man auch das respektieren.
Für mich sieht es sogar so aus, als trüge der Träger mit der Daunenjacke ein Sakko drunter. Kann man es jemandem bei den Temperaturen, die augenblicklich herrschen, verdenken, dass er lieber etwas anders gekleidet ist, als schlotternd am Grab zu stehen?
Ich kann auch keinerlei Gründe gegen die gewählte Kleidung finden.
Gedeckte Farben, ordentlich gekleidet und das Wichtigste:
Der Verstorbenen und ihren Angehörigen den letzten Respekt erweisend!
Die Kleidung ist akkurat. Jeder der Sargträger hat sich offenbar anständig zurechtgemacht, seine Schuhe geputzt, zu sauberer schwarzer Kleidung gegriffen.
Ich finde Mäntel auch schöner als Daunenjacken; das ist mein persönlicher Eindruck. Aber nichts wäre gewonnen, wären die sechs Sargträger uniform gekleidet.
Auch eine deutschlandweit beachtete Beerdigung ist kein Schaulaufen.
Also für mich schaut das zumindest zum Teil nach Angehörigen der Verstorbenen aus. Bruder, Vater, Freunde, whatever…
Glaubt wirklich jemand, wenn jemand – dazu quasi ein Kind – im engsten Familien-/Freundeskreis ermordet wird, gehen Angehörige erstmal zusammen ne Runde ins Städtchen und suchen sich in Ruhe zueinander passende Trauerkleidung aus? Die haben ganz sicher momentan andere Sorgen, auch (und weil!) wenn die liebe Presse darüber rauf- und runterberichtet.
Unverschämtheit, dass der eine Sargträger eine Daunenjacke trägt. Im Winter. Wo kommen wir da hin, wenn man bei einer Trauerfeier (die deutschlandweit Anteilnahme hervorruft) eine Winterbekleidung trägt und nicht nur einen ordentlichen Anzug. /Ironie.
Bin auch dafür, dass man erstmal das Hirn einschaltet und überlegt, warum wohl jemand eine warme Jacke trägt. Für mich sehen die Sargträger auch eher nach Freunden aus. Aber egal, ob Freunde oder sonstige Sargträger: warum soll sich einer einen abfrieren? Weil es doch ein paar Leute geben könnte, die sich dran aufregen? Das sind die, die über alles und jeden maulen. Hoffentlich sind sie selbst perfekt.
Vielen Dank für die Antwort.
Ich stamme vom Dorf, wo (immer noch) darauf geachtet wird, dass die Sargträger einen dunklen/schwarzen Anzug tragen. Eine Daunenjacke würde dort aufstossen.
Es sollte nicht als Meckern rüberkommen, ich war gestern beim Betrachten des Bildes eben mit meiner Erfahrung/Sozialisation erschrocken.
Nein, ich möchte auch keine deutschlandweite Uniformität der Sargträger.
Und ja, auch ich finde es ein persönliches Geleit/Ehrerweisung, wenn Angehörige oder Freunde das Sargtragen übernehmen.
Soweit zu diesem tragischen Anfrage-Anlaß.
@ DW Nr. 10
Wäre doch eine gute Gelegenheit, solche alten Konventionen einmal kritisch zu überdenken. Wie soll eine dunkle Daunenjacke bei kaltem Wetter weniger Respekt vor den Verstorbenen bedeuten als ein teurer dunkler Mantel? Wenn man sich vorstellt, was im Leben dieser Familie in den letzten Tagen alles geschehen sein mag, relativiert sich doch manches an derlei Äußerlichkeiten. Die haben sich die Öffentlichkeit nicht freiwillig ausgesucht.
Wie ich an den Reaktionen sehe, bin ich in dieser Hinsicht vielleicht etwas zu sensibel oder altmodisch/konventionell.
Nein, die Träger waren nicht völlig unmöglich angezogen, aber Hinsichtlich des Überdenkens der alten Konventionen fragt sich dann halt, wie dann die Sargträger irgendwann in Zukunft einmal angezogen sind.
Wenn Undertaker Tom aber seine Erfahrungen beschreibt, dann sind wir wahrscheinlich schon dort, wohin ich nicht möchte.
Die Wahl der Kleidung bedeutet für mich deshalb Ehrerweisung, weil man sich – aus meiner Sicht – eben um besondere Feiertagskleidung (auch wenn das Wort im Zusammenhang mit einer Beerdigung nicht passt) bemüht und eben nicht seine Alltagskleidung verwendet.
Nichtsdestotrotz, Miss Marple, Deine letzten beiden Sätze unterschreibe ich voll. Und finde es inzwischen schon wieder Schade, dass die anfrage veröffentlicht wurde. Nicht dass Familie oder Angehörige nun hier lesen und zu ihrem Schmerz auch noch diese, aus ihrer Sicht wahrscheinlich völlig pieätätlose Diskussion, lesen (müssen). Tut mir leid, war nicht so gemeint.
…bin raus…
@ DW, einen hab ich noch. 😉
Ich wollte dich nicht angreifen oder so, aber dennoch sollte man schon überdenken, ob immer alles so laufen muss, wie man es schon immer gemacht hat, und warum man nicht auch (mal) abweichend handeln kann und es ist trotzdem nichts schlimmes, wo sich jemand dann dran stoßen muss. Ich sehe auf dem verlinkten Bild eher eine zusammengemixte Truppe trauernder und betroffener Angehöriger, die wirklich als letztes daran denken werden, ob ihre Kleidung wirklich zu 100 % allen Ansprüchen genügt. Ein Beerdigungsunternehmer, wie Tom ihn schildert, dessen Sargträger im Hawaii-Hemd erscheinen – ich würde ja vermuten, dass sowas schnell der Markt von alleine regelt und fände das auch sehr unangemessen. Aber zwischen Hawaii-Hemd und Daunenjacke gibts ja noch ein paar Unterschiede.
Nix für ungut soweit.
*auch wieder untertauch* 😉
An der Kleidung der Sargträger habe ich auch überhaupt nichts auszusetzen.
Ich selbst musste auch einmal eine Nachbarin zu Grabe tragen und die 6 Mann inklusive meiner Wenigkeit sahen auch nicht alle exakt gleich aus. Im Hawaiihemd ist aber keiner angetanzt. Wenn man sich so kleidet wie ein „normaler“ Trauergast, wird sich keiner beschweren.
Die Daunenjacke sieht vielleicht etwas ungewohnt aus, aber das ist meiner Ansicht noch im Rahmen.
(Man muss aber auch sagen, dass ich, ähnlich wie dw, „vom Dorf“ komme und jeder, der nicht im schwarzen, sondern im gaaaanz dunkelgrauen Anzug aufläuft, am nächsten Tag das Klatschthema Nr. 1 ist ;))
Ich würde gerne ein „nach“ nachreichen…
man kann doch im winter nicht verlangen, dass die alle die gleichen jacken haben. sowas kostet ja auch mal gut und gerne weit ueber 50 euro und dann nur fuer eine beerdigung? das muss man sich auch leisten koennen und die sahen doch auch ordentlich aus..
…ich sehe schon die nächste „Blöd-Zeitungs-Schlagzeile“ vor meinem geistigen Auge…
🙁
@ dw:
Ich find’s schon ein starkes Stück, an diesen „uneinheitlich“ gekleideten Sargträgern herumzukritisieren!
Daunenjacke – was für ein Skandal!
Die Leute sehen sich, bis auf den kleinen Rothaarigen (huch, noch so was uneinheitliches! Konnte der sich nicht vorher noch schnell die Haare färben….?) ziemlich ähnlich. Vielleicht handelt es sich um Angehörige (Onkel, Cousins etc.) des ermordeten Mädchens. Es gehört gerade bei so einer Tragödie einiges dazu, das durchzustehen. Allen Respekt an die Jungs. Sowas ist nicht einfach! Vielleicht versetzen Sie sich mal an deren Stelle – denen war einfach die Ehrerbietung für das ermordete Mädchen wichtig.
bei uns ist es völlig normal dass die sargträger aus nachbarn, verwandten, bekannten, vereinskameraden … zusammengestellt werden
als hier im dorf mal ein junger mann (zimmermannslehrling) vom dach gefallen ist und dabei zu tode gekommen ist haben zwei kameraden vom bund in uniform, zwei männer aus der feuerwehr, auch in uniform und zwei andere zimmerleute mit denen er auf walz gewesen ist auch in „uniform“ den sarg getragen, beschwert hat sich da niemand
tom hats oben schon schön gesagt, es ist überall anders, wenn hier jemand von irgendwelchen bezahlten sargträgern aus der kirche getragen würde würden alle komisch gucken und tuscheln was da los war.
@dw
Ich komme auch vom Dorf, aber zwischen Dorfbewohnern scheint es doch recht große Unterschiede zu geben.
@ArnoG:
Die Unterschiede rühren wahrscheinlich daher, wo das Dorf auf der Landkarte zu liegen kommt… 😉
Wenn man in (seiner Gegend) gewisse Gepflogenheiten kennt und dann damit konfrontiert wird, dass es woanders anders gehandhabt wird, ist das schon befremdlich. Wann unterhält man sich schon darüber, wie im jeweiligen Bezirk die Sargträger aussehen?
„Selbst wenn es Angehörige o. Freunde sind, die Nina damit die letzte Ehre erweisen wollen. Kann man sie vorab nicht auf vernünftige Kleidung hinweisen.“
Für die Befriedigung Ihres scheinheiligen Egos nenne ich Ihnem gern Adressen so genannter „katholischer Foren“ im Internet.
Nun, sollte es sich um Angehörige handeln, steht es niemandem zu, Kritik zu üben.
Sind es Angestellte eines Bestattungsunternehmens würde der „Aufzug“ in der Gegend aus der ich komme (dem ländlichen Niedersachsen) sehr schlecht ankommen. Hier möchte man, das die Sargträger zurückhaltend, einheitlich gekleidet sind. Der Job des Sargträgers läßt aus Rücksicht auf die Angehörigen und Respekt für den Toten, keinen Raum für falsch verstandene „Individualität“. Da gibt es keine private Daunenjacke, keinen Ohrring etc.
Wie bei einer kirchlichen Trauung erwartet wird, das der Pastor/Pastorin in Dienstkleidung erscheint und nicht in einer Daunenjacke, erwartet man hier selbiges von den Sargträgern.
Die Beerdigung wird hier als ein „Zeremoniell“ mit einem vorgegebenen Ablauf und vorgegebenen Verhalten aller Beteiligten gesehen. Auch wenn es sich um kein Staatsbegräbniss handelt, kann ein „würdiger“ Ablauf sehr trostspendend wirken. Private Daunenjacke, unpassende Kleidung von bezahlten Angestellten gelten hier als dem Anlaß unangemessen und „unwürdig“. Ebenso übrigends kurzärmlige Hemden oder Werbeaufdruck des Bestatters auf dem Hemdkragen.