In der letzten Zeit werden verstärkt Pressemitteilungen über Mediendienste lanciert, in denen die Notwendigkeit und die Vorteile der Einbalsamierung von Verstorbenen einerseits regelrecht beworben werden und andererseits wiederum verteufelt werden..
Da hieß es jüngst z.B.
Einbalsamierung im Kommen
(Heute) leben Familien oft weit verstreut in der Welt, so dass eine kurzfristige Beisetzung mit allen Angehörigen nicht möglich ist. Auch ist manches mal eine Überführung über große Entfernungen nötig und ein unbehandelter Leichnam würde das nicht unbeschadet überstehen. So werden die Techniken der Thanatopraxie auch hierzulande immer häufiger benötigt.
(In amerikanischen Serien sieht man häufig), wie die Menschen dort mit ihren Verstorbenen umgehen. Häufig wird ein Leichnam über mehrere Tage offen aufgebahrt und die Angehörigen und Freunde nehmen intensiv Abschied. Teils werden die Toten sogar angefasst, (es wird) ein letztes Mal über die Wange gestrichen, noch ein Mal wird die Hand zum Abschied geschüttelt.
Und das bei den, was Hygiene oder gar Keime angeht, sonst so pingeligen Amerikanern!
All das ist nur möglich wenn die Körper entsprechend aufbereitet werden. Und genau das macht der Thanatopraktiker. Mit den Verfahren des „Modern Embalming“ (Werbelink entfernt) wird der Verstorbene für eine gewisse Zeit konserviert, um den Verwesungsprozess zu verlangsamen. (…)
So ist es (…) auch möglich, dass sich Angehörige von, z.B. durch lange Krankheit gezeichneten, Verstorbenen „wie man sie/ihn kannte“ verabschieden können.
Hierzu muß aus Expertensicht gesagt werden, daß es in der weitaus überwiegenden Zahl der Sterbefälle absolut unnötig ist, den Verstorbenen einzubalsamieren.
Die Geschichte der Einbalsamierung ist sehr lang und entsprechende Verfahren wurde schon vor tausenden von Jahren entwickelt. man denke nur an die perfekt konservierten Mumien der Ägypter.
Die moderne Einbalsamierung hat ihre Wurzeln u.a. in den Vereinigten Staaten von Amerika. Im Zuge der Bürgerkriege mußten viele Verstorbene mit der Eisenbahn über tausende Kilometer und mehrere Tage in ihre Heimat gebracht werden. Um hier eine schnelle Zersetzung mit den entsprechenden Begleitumständen zu vermeiden, wurden diese Leichname einbalsamiert. Hieraus entwickelte sich in den USA die Tradition, daß auch heute noch sehr viele Verstorbene einbalsamiert werden. Ja, die Bestatter tun ihren Kunden gegenüber regelrecht so, als ginge es gar nicht anders.
Grundsätzlich muß gesagt werden, daß es gut und richtig ist, wenn sich Bestatter auf teuren und schweren Lehrgängen teils im Ausland fortbilden, um bei den wenigen Fällen, die die in jedem Fall erforderlich machen (z.B. außergewöhnliche Umstände oder Überführungen ins Ausland, bei denen das aufgrund internationaler rechtlicher Lage so vorgeschrieben ist) eine Einbalsamierung vornehmen zu können.
Ja, gute Thanatopraktiker sind auch Spezialisten in der Wiederherstellung stark entstellter Leichen. In vielen Fällen kann die Hinzuziehung eines in Thanatopraxie erfahrenen Bestatters also durchaus sinnvoll sein.
Jedoch dürfen geschäftstüchtige Bestatter, die sich zum Thanatopraktiker haben weiterbilden lassen, ihre teure Ausbildung nicht dadurch refinanzieren, daß sie nun den Menschen einreden, man man könne „einen Toten sogar anfassen“ oder eventuell sogar nur dann anfassen, wenn er zuvor einer Einbalsamierung unterzogen wurde. Das kann in unseren Gefilden bei den allermeisten Verstorbenen auch ohne eine Einbalsamierung vollkommen problemlos geschehen.
Wir wollen keine Leichname für die Ewigkeit konservieren, so wie es die alten Ägypter getan haben; und wir wollen auch keine Leichname über Wochen hinweg über tausende Meilen mit der Bahn oder auf dem Pferderücken transportieren, wie es in den amerikanischen Bürgerkriegen erforderlich war, als das Embalming in den USA in Mode kam und zum heutigen Usus wurde.
Deutsche Bestatter arbeiten sehr sorgfältig und verstehen ihr Handwerk so gut, daß eine ganz normale hygienische Totenversorgung in den meisten Fällen vollkommen ausreichend ist, um sicherzustellen, daß die Angehörigen von ihrem Verstorbenen so Abschied nehmen können, daß es auch möglich ist, ihn zu berühren, zu streicheln und anzufassen.
Vor allem muß man wissen, daß viele deutsche Friedhöfe gar keine einbalsamierten Leichname in normalen Gräbern zur Bestattung zulassen.
Außerdem wird bei uns nicht am offenen Sarg gefeiert. Zudem ist die Feuerbestattung eindeutig im Kommen und hiermit verbunden werden viele Trauerfeiern mit der Urne durchgeführt.
Somit ist die Behauptung, Einbalsamierungen seien dringen erforderlich und nur sie könnten eine Abschiednahme am offenen Sarg ermöglichen, eindeutig falsch.
Aber, es gibt noch einen anderen Aspekt:
Viele Bestatter, die eine Zusatzausbildung zum Thanatopraktiker absolviert haben, lassen sich das nun nachträglich vergolden. Einerseits preisen sie die Vorteile des „modern Embalming“ an und andererseits tun sie ihren Kunden gegenüber so, als ginge es heute gar nicht mehr anders. Ich lese dann auf eingesandten Rechnungen Preise von deutlich über 1.500 – 2.000 € für eine Einbalsamierung.
Doch es geht auch anders, wie uns ein ausgebildeter Thanatopraktiker schreibt:
Bei dem Thema wird immer über die Unerlässlichkeit einer thanatopraktischen Behandlung gesprochen.
Warum wird denn nie über die Verbesserung, bzw. Vorteile einer solchen Behandlung gesprochen?Vorab sei gesagt: Warum soll die Behandlung denn teuer sein?
Material, Flüssigkeit, etc. beläuft sich (ich rede hier vom Standardfall) auf ca. 25 Euro, zeitlicher Aufwand ca 1,5h.
Wenn Bestatter eine normale, ordentliche und ausführliche hygienische Grundversorgung machen (waschen, aspirieren, Körperöffnungen verschließen, etc.), dauert das gar nicht so viel länger und kostet auch nicht wesentlich weniger als eine Einbalsamierung.Also kalkulatorisch brauche ich eine Einbalsamierung gar nicht so viel teurer anzubieten als eine hyg. Grundversorgung.
Ich biete sie beim Kunden für 200€ an. Also incl. Ankleidung, leichte Kosmetik. Welcher Bestatter bietet einen Service bis der Verstorbene fertig im Sarg liegt für weniger an?Und nun zu den Vorteilen:
- Fakt ist, dass der jeweilige Körper nach einer Einbalsamierung keimfrei ist. Das erreiche ich zwar kurzzeitig durch eine ordentliche Grundversorgung, aber jeder Bestatter sollte wissen, dass der Körper „arbeitet“. Lasst uns nicht näher darauf eingehen.
- Des Weiteren verhält sich der Zustand des Verstorbenen stabil. Das heißt, dass der Sarg bis zum letzten Moment offen bleiben kann. Durch die heute verabreichten Medikamente, Behandlungsmethoden und lange Pflege passiert es nicht selten, dass (tatsächlich auch ne nach Witterung) der Zustand sich ohne thanatopraktische Behandlung innerhalb weniger Tage, teilweise Stunden so sehr verschlechtert, dass man es der Familie nicht zumuten kann, das zu sehen.
- Und vergessen wir bitte nicht, dass ich den optischen Eindruck durch eine eingehende Behandlung so sehr verbessern kann, dass Kinder auch Abschied nehmen können. Es entfallen schwarze Fingernägel, dunkle Ohren, seifige Haut, etc.
- Und dann noch einen Vorteil für die Sparfüchse. Bei der durchschnittlichen Bestattungsfrist (aktuell in NRW 10 KT) benötigt man keine weitere Kühlung. Die Angehörigen können, sofern es die Räumlichkeiten zulassen, 24h Abschied nehmen.
Es gibt noch viele weitere Vorzüge, die eine thanatopraktische Behandlung mit sich bringt. Ganz wichtig meiner Meinung nach ist, dass ein Bestatter fair und ehrlich zu sich und zu seinen Kunden sein sollte und einen solchen Eingriff eben nicht für 500-700€ anbieten, oder gar „empfehlen“ sollte.
© 2013/aktualisiert 2017
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dumme Frage: wie üben dann diese Thanatopraktiker/innen? Haben die dann „Übungsleichen“?
Das ist jetzt echt gruselig. Gute Frage.
@Petrus: Die machen ein Praktikum.
Wenn 13 Kurs-Teilnehmer anwesend sind, wird der/die 13te ermordet und als Versuchskaninchen genutzt. Das ist des guten alten Aberglaubens geschuldet, das eine 13 keine so günstige Zahl ist.
Schon bei Dornröschen war die 13te nicht gern gesehen, weshalb alle einen tiefen, lebensmittelfreien Schlaf starteten, ohne zu verhungern usw. 😉
Da muß jeder Teilnehmer seine eigene Leiche mitbringen, ist ja klar.
So einfach ist das auch nicht, das wird nicht immer gern gesehen.
Schon Kanni Bale aus Rotenburg hatte Probleme mit selbst mitgebrachtem Essen.
Das Dornröschen Märchen ist zudem eine wunderbare metaphöse Botschaft für die Rasur, so wie Schneewittchen sich den Apfel zu tief in den Hals gesteckt hat. Ich muss den Donnerstag doch ehren. 🙂
Die 13….und das nur, weil nicht genug Teller gab. Das Dutzend des Teufels…Judas…. Ach ja. 🙂
Heute hab‘ ich ein Loch im Kopf und bekomme einen halbwegs jugendfreien Kommentar nicht zusammen. Lediglich eine Frage hätte ich da. Welche Form mag wohl der Apfel gehabt haben?
Und bzgl. Rasur.
Schatz, du hast Beine wie eine Reh. Nicht so schlank, aber so behaart.
Siehst Du, haarscharf an der Disqualifikation vorbei geschrammt. 😉
Ph.allus impudicus?! 🙂
also der Bestatter hat meine Mom super „hinbekommen“.
Habe sie auch angefasst. Und das ganze ohne einzubalsamieren…..
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Ich muß mich doch mal kundig machen, ob hier in Frankreich einbalsamiert wird.
Denn hier wird der Tote allgemein offen aufgebahrt, (immer seltener) zuhause oder im Funerarium, und erst vor der Trauerfeier wird der Sarg (mehr oder weniger feierlich, in der Regel im Beisein der Familie und oft auch eines Vertreters von Recht und Ordnung) geschlossen.
Trauerfeiern am offenen Sarg habe ich allerdings weder in Deutschland noch in Frankreich je erlebt; ist da der Text ungenau und bezieht sich auf amerikanische Gepflogenheiten, oder gibt es Gegenden, wo am offenen Sarg trauergefeiert wird?
Heute wird allerlei veranstaltet, um die entgangene Marge am immer seltener verkauften Eichen oder Edelholzsarg irgenwie auszugleichen. Ich habe es erlebt das zu einer Beerdigung mit drei Kränzen und einer Schale drei Mitarbeiter anrückten! Die Lautsprecheranlage am Grab bei einer Beerdigung mit vier Trauergästen ist auch so eine Sache, oder man sagt den Leuten das es üblich ist, bis zur Installation eines Grabsteins ein Holzkreuz zu nehmen! Dieses wird dann für 70 bis90 Euro angeboten, wenn der Grabstein da ist holt der Bestatter das Kreuz ab, schleift es sauber, lackiert es neu und verkauft es an den nächsten Kunden als neues! Die ganz gierigen verkaufen, was selten vorkommt einen Mahagonisarg zum kremieren, nach der Feier wird der Verstorbene dann in einen billigen Polenverbrenner umgebettet! Ich habe diese Geschichten selbst erlebt, und weiß wovon ich spreche. Auch wenn ein Sarg geschlossen bleibt und sofort ins Krematorium gebracht werden soll, wird dann mal gerne auf die Deckengarnitur verzichtet, wenn der Verstorbene ein Hemd an hat , wird der Amtsarzt sich bei der Leichenschau schon nicht dran stören!… Weiterlesen »
Antwort Smilla:
Schneewittchen, Apfelgriebsch, Bolustod (Reizung eines bestimmten Nerven an einem bestimmten Punkt ergibt Kammerflimmern und was dann kommt, dürfte vom Lebenswandel des/der Betreffenden abhängen…)
Die (Vulgär)Freud´sche Deutung ist aber auch nicht schlecht, grins…
@ Smilla: Ich wundere mich auch manchmal wie du immer wieder die Kurve kriegt.
Grins, freu. – Huhu, du geht’s dir gut?
Und, beim Ph.allus impudicus musste ich schnell mal gucken, was das ist. Bei dir weiß ich ja nie….. Ich dachte schon, ich hätte eine Vokabel nicht gelernt. 😉