Gerade fuhr ich hinter dem Wagen eines in der Nähe ansässigen Bestattungsunternehmers hinterher. Auf der Heckscheibe fiel mir unter dem Firmennamen auf „Fachgeprüfter Bestatter“
Das erinnert mich irgendwie an irgendwelche DIN-Normen und sonstigen Sachen. Daher meine Frage an dich: Wer prüft den da, wie was und warum?
Wird ja sicherlich kein TÜV sein der guckt ob die Leichen alle bequem liegen und den Abstand zum Fußende einhalten.
Bestatter kann zunächst einmal jeder werden. Eine Gewerbeanmeldung reicht aus. Der Betrieb wird in der Regel in der Handwerksrolle B, bei den handwerksähnlichen/handwerksnahen Berufen, eingetragen.
Zum Führen eines Unternehmens benötigt man also weder eine einschlägige Ausbildung, noch den Meisterbrief.
Entsprechende berufliche Erfahrung vorausgesetzt, berechtigt das auch zum Ausbilden von Bürokaufleuten und in vielen Fällen auch zur Bestattungsfachkraft.
Eine besondere Ausbildung zum Bestatter gab es jahrzehntelang nicht. Das war auch nicht notwendig, denn die meisten Betriebe waren Nebenerwerbsbetriebe, die einem Fuhrunternehmen oder einer Schreinerei angegliedert waren. Deren Inhaber hatten oft entsprechende Qualifikationen (beispielsweise Tischlermeister o.ä.).
Da der Zugang zum Beruf nicht geregelt war, begann der Bestatterverband (heute BDB), verbandseigene Siegel und Prüfungen anzubieten.
Man konnte in einem vergleichsweise teuren Verfahren die Ausbildung zum „Fachgeprüften Bestatter“ absolvieren und sich mit einer entsprechenden Urkunde als solcher ausweisen.
In dieser Zeit trugen entsprechende Betriebe u.a. als Logo ein dreiteiliges gotisches Kirchenfenster mit einem stilisierten Sarg davor und dem Zusatz „Fachgeprüfter Bestatter“.
Das Logo allein, ohne diesen Zusatz konnten auch andere Betriebe dieses Verbandes tragen, die eine besondere Gebühr dafür zahlen und sich einer einfachen Überprüfung ihres Betriebes stellten.
Es gelang nicht, der breiten Bevölkerung die Unterschiede begreifbar zu machen. Ob ein Bestatter nun das Kirchenfensterlogo mit oder ohne Zusatz führte oder nicht, war meistens keine Entscheidungshilfe für die Kunden.
Wichtiger sind hier stets das allgemeine Erscheinungsbild der Betriebe, das Auftreten der Mitarbeiter, die Außenwirkung durch Werbung und Mundpropaganda und die Präsenz des Bestattungswagens im Straßenverkehr.
Irgendeine hoheitliche Bedeutung, die etwa einem staatlichen Diplom gleichzusetzen wäre, hatte dieses Abzeichen nicht.
Das änderte sich in den 1990er und den frühen 2000er Jahren.
Es gab viele Versuche, den Bestattern zusätzliche Qualifikationslehrgänge mit einem entsprechenden Abschluß anzubieten, und der Bevölkerung einzuimpfen, nur diese oder jene Ausbildung sei quasi das Gelbe vom Ei.
So qualifizierten sich weiterhin Bestatter über verbandsinterne Prüfungen, gleichzeitig konnte man sich aber auch zum „Funeral Master“ ausbilden lassen. Andere Bestatter gingen zu Ausbildungszwecken ins Ausland und erwarben Kenntnisse und Mitgliedschaften in amerikanischen oder englischen Bestattervereinigungen.
Andere Bestatter gingen den Weg und ließen sich als Thanatopraktiker oder Einbalsamierer (im Ausland) ausbilden, um einen qualifizierten Abschluß zu erhalten.
Heute gibt es viele dieser Ausbildungen immer noch. Berufsanfängern und auch erfahrenen Bestattern wird aber die Möglichkeit geboten, eine ordentliche Ausbildung zur Bestattungsfachkraft zu absolvieren.
Gleichzeitig kann man auf verschiedenen Wegen sich in rund 200 Stunden auf die Prüfung zum „Bestatter – vom Handwerk geprüft“ ausbilden lassen. Hier nehmen heute regelmäßig die Handwerkskammern die Prüfungen ab.
Damit hat der BDB es geschafft, eine verbandsinterne Prüfung zu einer ordentlichen öffentlichen Prüfung zu machen.
Man darf als Kunde durchaus davon ausgehen, daß Bestatter mit einer beruflichen Prüfung ihr Handwerk verstehen.
Indes bedeutet das nicht, daß diese Bestatter ihr Handwerk besser verstehen, also solche, die keine Prüfung abgelegt haben.
Erfahrungsgemäß sind Bestatterbetriebe oft Traditionsunternehmen, in die der Nachwuchs über viele Jahre hinweg hineinwächst, oder wo das Wissen und Können über Bestattertechniken sehr erfolgreich bei der täglichen Arbeit gelehrt wird.
Die Fertig- und Fähigkeiten eines Bestatters sind grundsätzlich kein Hexenwerk und von jedermann mit entsprechender Auffassungsgabe und körperlicher, wie psychischer Belastbarkeit, ohne weitere zu erlernen.
Noch einmal: So gesehen signalisieren alle Zeugnisse, Fachzeichen und Diplome nur, daß in dem entsprechenden Betrieb jemand den Beruf gelernt und eine Prüfung abgelegt hat.
Nicht geeignet ist dieses Zeichen zunächst jedoch, um herauszufinden, ob es sich bei diesem Bestatter um einen guten oder seriösen Bestatter handelt.
Auch bloße Mitglieder der Bestatterverbände und -innungen haben sich mit ihrer Aufnahme zur Einhaltung bestimmter Grundsätze verpflichtet und Verbände ahnden Verstöße dagegen auch, jedoch kann kein Prüfzeichen irgendetwas garantieren.
Es stört mich persönlich, daß in Ratgebersendungen im Fernsehen oft so getan wird, als könne man als Verbraucher überhaupt nur zu Bestattern gehen, die diese Bezeichnung und das Fachzeichen führen und überall sonst gäbe es keine Gewähr für eine seriöse Geschäftsabwicklung. Das ist so nicht richtig und auch durch nichts zu belegen.
Die Deutschen neigen etwas dazu, Vereinen und Verbänden, die schon sehr lange tätig sind und entsprechend viele Mitglieder haben (z.B. ADAC) fast schon hoheitliche Kompetenz zuzubilligen.
Ein Beispiel: Auch ein Hund der keine Papiere vom VDH hat, kann ein sehr schönes Tier sein und dennoch wird das gesamte deutsche, nicht im VDH erfasste, Hundewesen vom VDH überhaupt nicht wahrgenommen und dieser Hund gilt als Bastard. Ja sogar vor Gericht werden verbandsinterne Regelungen oft auch für Nichtmitglieder als verbindlich angesehen, eben weil der Verband schon so alt und eingeführt ist und als maßgebend in Zweifelsfällen anerkannt wird.
Das ist bei den Bestatterverbänden manchmal nicht viel anders, aber in der Realität sieht die Sache dann doch etwas anders aus. Letztlich definiert sich ein guter Bestatter durch Menschlichkeit und eine gute Arbeit zu fairen Preisen. Eine Prüfung oder ein Verbandsabzeichen bietet nur die Gewähr, daß dieser Bestatter in gewissem Umfang fachspezifische Kenntnisse erworben und dies in einer Prüfung belegt hat.
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Letztlich definiert sich ein guter Bestatter durch Menschlichkeit und eine gute Arbeit zu fairen Preisen. – Dem ist eigentlich nichts hinzu zu fügen. Natürlich nützt die schöne Ausbildung nichts, wenn Bequemlichkeit und Schlamperei den Unternehmer plagen. Jedoch würden sich solche Leute in den meisten Fällen die Mühe sparen. Das Fachzeichen an der Tür garantiert zwar nicht Klasse, macht sie aber wahrscheinlich. Da nun durch die Zertifizierung des Fachzeichens nach ISO 9001 nach und nach alle Träger des selben in den Genuss einer regelmäßigen Prüfung kommen, dürfte die Wahrscheinlichkeit eher noch steigen. – Wirklich nichts gegen die guten Bestatter, die für so etwas kein Geld ausgeben, aber geschadet hat eine gute Ausbildung noch keinem.
Tom schreibt:
So gesehen signalisiert diese Bezeichnung und das „Fachzeichen“, daß in dem entsprechenden Betrieb jemand den Beruf, aufgrund der Prüfungsordnung eines Berufsverbandes, nicht etwa der IHK oder HWK (1), richtig gelernt und eine Prüfung vor einem verbandseigenen Ausschuß abgelegt hat…
NUR ZUR INFO:
es gibt z.B. Verbandsgeprüfte Bestatter – auf diese trifft vorstehender Text zu und es gibt geprüfte / fachgeprüfte Bestatter, die ihre Prüfung vor einer HWK abgelegt haben.
@roger: Die im Artikel als Illustration gezeigte Urkunde zeigt aber, daß die verbandsgeprüften Bestatter durchaus Urkunden bekommen, die ihnen bescheinigen, daß diese vereinsinterne Prüfung einer Prüfung vor der HWK gleichgestellt wird.
Fachgeprüfter Bestatter bzw. geprüfter Bestatter
Lieber Autor des Berichtes,
man sollte keine Äpfel mit Birnen vergleichen. Der fachgeprüfte bzw. geprüfte Bestatter hat grundsätzlich nichts mit dem Verbandszeichen, dem „gotischen Fensterbogen“ zu tun(BDB = Bund deutscher Bestatter). Die Bezeichnung fachgeprüfter bzw. geprüfter Bestatter darf nur von Unternehmen geführt werden welche einen derartig geprüften Bestatter in ihrem Unternehmen beschäftigen oder der Unternehmer die Prüfung abgelegt hat. Der BDB bzw. andere Organisationen wie z.B. die Landesinnung für das Bestattungsgewerbe im Saarland können Vorbereitungslehrgänge anbieten. Die Innung bietet hierzu Lehrgänge mit 200 Schulstunden an. Die Prüfungen werden allerdings durch die Prüfungsausschüsse der Handwerkskammer abgenommen und bei bestehen die entsprechenden Zeugnisse erteilt. Weitere Anmerkung zum Fachzeichen“gotischer Bogen“ Dieses darf nur verwendet werden wenn ein gesonderter Beitrag gezahlt wird und man Mitglied im BDB ist. Ein weiteres Zeichen ist die „Feuerschale“ die die Mitglieder der Bestatterinnung führen, ohne gesonderten Beitrag für das Zeichen ( Körperschaft des öffentlichen Rechts und somit unter Aufsicht der Handwerkskammer)
@Fensterbauer: Lieber Autor des Kommentares,
ich sehe nichts, was in dem Artikel irgendwelche anderen Schlußfolgerungen zuläßt, die nicht Ihren Ansichten gleichkommen.