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Frau Kleinscheidt I

orgel

Frau Kleinscheidt und der Apothekendienst

Ich berichtete darüber, daß wir eine Filiale aufgeben müssen, weil der Sohn des Vermieters das Objekt übernommen hat und sich dort einen eigenen Betrieb einrichten will. So kann es halt kommen. Einen passenden Laden habe ich, nach einigem Hin und Her auch zwei Straßen weiter gefunden, mit dem Objekt gibt es jetzt Ärger, aber das erzähle ich mal separat.

Hier dreht es sich jetzt um ein Lager.
Ich habe seit geraumer Zeit eine Kooperation mit einem Sarghersteller und nehme von dem größere Mengen an Särgen ab, die wir hier vorkonfektionieren, das heißt mit Griffen und Innenausstattung versehen und dann an Kollegen liefern. Nicht jeder Bestatter hat ja ein Sarglager und eine Werkstatt. Für dieses Zusatzgeschäft sind unsere Räume aber zu klein, die Arbeit wird uns auch zuviel und deshalb suchen wir da nach einer besseren Lösung.

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Die wurde auch recht schnell gefunden.

1000 qm Lager- und Hallenfläche
ebenerdig
teilbar
2 Rolltore
Nebenraum und WC
Hof und Parkplätze vor dem Haus

Diese Räumlichkeiten liegen im Haus der Frau Kleinscheidt, zu der ich vor zwei Wochen hingefahren bin.
Von der Seitenstraße aus, gelangt man in die oberen Etagen, da sind noch Büros und ganz oben wohnt eben diese Frau Kleinscheidt in einer viel zu großen Wohnung. Die sei ihr deshalb viel zu groß, weil erst im Januar ihr Mann gestorben sei und ihr wachse das Vermieten und Verwalten des Objektes sowieso über den Kopf. Aber ich sei ein netter Mann und unser Gewerbe sei ihr egal, ich könne den Mietvertrag bekommen, am 1.10. können wir einziehen.

Na toll, das ging ja fix und weil sie so nett war, aß ich sogar einen Teller Hühnersuppe (mal wieder Huhn im Blog!), den sie mir anbot und die wirklich vorzüglich schmeckte. So kamen wir ins Plaudern und sie holte dann sogar noch ihre Bestatterrechnung vom Anfang des Jahres und ich schaute diese durch. Ein bisschen teuer vielleicht, aber keinesfalls überteuert und da sie ohnehin sehr zufrieden mit der damaligen Bestattung war, nickte ich das nur ab.

Das Gebäude ist erst gut zehn Jahre alt, die Räumlichkeiten wunderbar geeignet. Sie sind L-förmig angeordnet, vor dem langen Ende des L ist ein großer Parkplatz, auf dem auf LKW wenden können, dort gibt es ein Rolltor und in das lange Teil vom L käme das Lager. Am Ende des kurzen Endes des L ist wieder ein Rolltor, das mündet auf eine wenig befahrene Straße und da käme die Werkstatt hin. Im Winkel des L befinden sich der Nebenraum, das WC und ein weiterer kleiner Lagerraum.
Perfekt!

Zum Zeitpunkt der Besichtigung befand sich noch ein Apotheken-Kurierdienst in den Räumen.
„Die zahlen aber schon seit einem Jahr keine Miete mehr“, sagte Frau Kleinscheidt und verkündete: „Die gehen jetzt raus, die sind schon dabei, zusammenzupacken.“

Ende letzter Woche war ich im Objekt, um mal Maß zu nehmen und alle Winkel auszumessen, man muß ja noch Regale, Maschinen usw. bestellen und besorgen. Aber der Apothekendienst war immer noch voll in Betrieb, keine Anzeichen davon, daß die zusammenpacken oder gar rausgehen.
Deren Geschäftsführer war weder an diesem Tag, noch an einem anderen weder persönlich noch per Telefon zu erreichen.
Die Mitarbeiter zuckten nur mit den Achseln und gaben keine Auskunft, ob man denn nun ausziehe oder nicht. Das Einzige was ich von denen in Erfahrung bringen konnte, war daß es da wohl finanzielle Schwierigkeiten gebe und einige schon lange keinen Lohn mehr bekommen haben.
Frau Kleinscheidt winkte nur ab. ich solle mir bloß keine Sorgen machen, denn das seien ja nur ein paar Tische und das Zeug in den Regalen. „Die Regale selbst gehören zur Ausstattung der Räume und die Autos haben die ja schnell weggefahren. Machen Sie sich keine Gedanken, bis zum Monatsende sind die draußen, sie können pünktlich am Ersten rein.“

Heute Morgen sind meine Leute dann dort angerückt, um die Räume mit Beschlag zu belegen, jedoch rief mich Manni kurz nach Acht an: „Chef, da sind Apothekenleute drin und arbeiten. Da können wir nicht einziehen, die gehen da nicht raus.“

Ich habe dann sofort bei der Vermieterin angerufen und nachgefragt. Lapidare Antwort: „Jaja, das dreht sich nur um ein, zwei Tage, am Montag können sie da rein.“

Nun sind es bis Montag vier Tage und ich habe vertragsgemäß die erste Miete und zwei Monatsmieten Kaution überwiesen.
Der Geschäftsführer der WIGOLAB GmbH war wieder nicht aufzutreiben.

Also Kommando zurück, wir können nicht einziehen.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#frau #kleinscheidt

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(©si)