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Frau Kleinscheidt IV

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Frau Kleinscheidt will sich nicht helfen lassen

Mein Anwalt, Herr Östreicher ist mit mir bei Frau Kleinscheidt gewesen, er hat sie beraten und ihr die Wege aufgezeigt, die einzuschlagen wären. Während unseres Besuches hat sie Hühnersuppe gegessen, mal wieder. Sie zeigte sich sehr dankbar, interessiert und klagte darüber, daß ihr Mann verstorben sei.
Herr Östreicher schrieb ihr noch ein paar Nummern von guten Hausverwaltern auf, die ihr manchen Ärger ersparen könnten und Frau Kleinscheidt nimmt auch das dankbar an.

Mir ist mit dem kleinen Lagerraum zunächst ja geholfen, ich kann meine Zusage dem Lieferanten gegenüber einhalten.

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Auf dem Weg zum Auto fällt mir ein 7er BMW auf dem Hof auf und Herr Östreicher und ich mutmaßen, der Geschäftsführer des Apothekenkuriers könne da sein und so ist es auch…

Wir treffen ihn im Büro und er entpuppt sich als bärtiger Enddreißiger, der uns freundlich begrüßt und uns aufmerksam zuhört.
Nee, nee, von einer Räumungsklage könne gar keine Rede sein, die Alte habe wohl einen Knall.
Östreicher und ich schauen uns an und Herr Paulsen, der Geschäftsführer, winkt ab: „Moment, das haben wir gleich.“
Er steht auf, geht an einen Aktenschrank und zieht eine erschreckend dicke Akte heraus, die mit der Anschrift beschriftet ist, an der wir uns befinden: „Hier haben wir es doch. Schauen Sie, da gibt es eine Kündigung vom Juli, gegen die wir Widerspruch eingelegt haben.“

„Darf ich mal sehen?“ fragt Anwalt Östreicher, zückt seine Lesebrille und schaut sich die Unterlagen an. Schon nach Sekunden sagt er: „Die Kündigung ist ja unwirksam, sowas habe ich noch nie gesehen.“ Dann schiebt er mir den Ordner hin.

Die Kündigung ist nur wenige Zeilen lang, die entscheidenden lauten: „Wegen der häufigen Ruhestörungen in der Nacht und weil Sie die Miete gekürzt haben kündige ich Ihnen den Mietvertrag.“

„Auf so einen Quatsch habe ich keinen Bock“, sage ich zu meinem Anwalt und der sagt: „Ich geh‘ da nochmal hoch und rede ein paar Takte mit ihr.“

Ich bleibe bei Herrn Paulsen und der erzählt mir so einige Geschichten von Frau Kleinscheidt. Es könnten einem die Haare zu Berge stehen, aber Herr Paulsen ist sich sicher, daß das alles nichts mit dem Tod von Herrn Kleinscheidt zu tun hat, denn der sei noch einen „ganzen Zacken schlimmer“ gewesen.

Östreicher kommt relativ schnell wieder und meint vielsagend: „Das wird was für ’ne Klage, wetten?“

Was soll ich machen? Am Mittwoch kommt die Ware, mal sehen ob ich bis dahin ein Ausweichlager finde.

„Wir sind ein Kurierdienst und bis 22 Uhr fahren wir, ab morgens um 5 Uhr wird angeliefert, das ist hier ein Gewerbegebiet. Und die Miete die haben wir gekürzt, weil die uns am hinteren Rolltor das Schloss ausgewechselt hat, damit wir da nicht rein- und rausfahren können, weil da ihr Schlafzimmer liegt. Außerdem parkt die ihr Auto jetzt immer genau vor dem Tor in der Einfahrt.“

So wie ich das sehe, ist Herr Paulsen im Recht und hat einen gültigen Mietvertrag. Mein Vertrag besteht zwar, mit allen unangenehmen Folgen für Frau Kleinscheidt, ich kann aber meinen Mietanspruch wohl kaum durchsetzen.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

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