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Frau Kleinscheidt VI

Uuups, da war ich zu schnell mit dem Klicken, sorry.

Also in dieser eben beschriebenen Zusatzvereinbarung heißt es unter anderem:

Bei der Firma Tom Undertaker handelt es sich um ein Bestattungsinstitut, das sich mit der Überführung, Aufbewahrung und Herrichtung von Verstorbenen befasst, die dazu benötigten Waren und Verbrauchsartikel handelt und lagert, sowie die dazu benötigten Bestattungsfahrzeuge benutzt, wartet und pflegt. Ich bin mir über Art und Tätigkeit des Unternehmens und die damit verbundenen Umstände völlig im Klaren und gestatte die voll umfängliche Ausübung dieses Gewerbes mit allen damit zusammenhängenden Tätigkeiten.

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Diesen anwaltlich geprüften Text habe ich seit Jahren in Verwendung, seit kurz nach der Anmietung eines Lagers die darüberwohnenden Mieter „Erscheinungen“ hatten, nur noch von Skeletten träumten und vor Aufregung über unser Gewerbe einen eiterigen Hautausschlag entwickelten. Der Vermieter hatte uns daraufhin noch während unseres Einzugs gekündigt. Nach damaliger Vertrags- und Rechtslage durfte ich dann ein halbes Jahr die Miete bezahlen, ohne die Räume in irgendeiner vernünftigen Weise nutzen zu können. Ich wäre ja blöd gewesen, angesichts der bereits erfolgten Kündigung, noch die notwenigen Ein- und Umbauten vornehmen zu lassen. So habe ich seinerzeit 9.000 Tacken zum Fenster rausgeblasen.

Seitdem versichere ich mich, daß der Vermieter wirklich 100%ig weiß was wir machen und daß wir als Bestattungsunternehmen tatsächlich auch mit Leichen zu tun haben. Soll er dann eitrige Pickel bekommen, wo er mag, wir sind auf der sicheren Seite.

Nicht jedoch bei Frau Kleinscheidt!

Sie habe „sich nicht richtig vorstellen können, was jetzt exakt unter dem Begriff ‚Verstorbener‘ zu verstehen gewesen sei und sei im weiteren davon ausgegangen, dass das nichts mit Leichen zu tun gehabt hätte…“

Wir erinnern uns mal gemeinsam: Die dumme Kuh hat uns ein Lager vermietet, das in Wirklichkeit noch von einer völlig anderen Firma belegt ist, die auch jetzt noch nicht im Entferntesten Anstalten macht, da auszuziehen.

Sie hatte uns ersatzweise einen viel kleineren Raum angeboten, damit wir überhaupt halbwegs zum geplanten Termin was ausrichten können, aber dieser Raum hatte es auch noch in sich! Ich erzähle:

In diesem Ersatzraum haben wir ein paar leere, neue Särge eingelagert. Was wir nicht wußten: Auch dieser Raum ist parallel noch an jemand anderes vermietet, nämlich an Heinz, den Teppichbodenmann. Der hat an der Wand drei lange Rollen Teppichboden liegen, von denen ich dachte, sie gehörten eventuell zum Haus. Aber Heinz kommt ab und zu vorbei und schneidet sich ein paar Meter von den Rollen ab oder so. Und als er eines Tages kam, wovon wir ja gar nichts wußten, sah er die Särge, dachte das Schlimmste und kotze direkt innen neben die Eingangstür.

Das Ergebnis seiner Magenentleerung hat er aber nicht entfernt, worauf sich im Treppenhaus der Frau Kleinscheidt ein säuerlicher Geruch breit machte.
„Leichengeruch!“ zeterte die Kleinscheidt am Telefon ihrem Anwalt ins Ohr und der verzettelte mir gleich wieder einen vierseitigen Schriftsatz über die möglichen Gesundheitsgefahren, die Geruchsbelästigung, Frau Kleinscheidts Schlaflosigkeit und die alleinige Schuld meiner Firma am bevorstehenden Weltuntergang.

„Kommt, packt den Krempel da ein, wir räumen da das Feld“, lautete mein Kommando an meine Leute und nach nur drei weiteren Tagen war das Kapitel Kleinscheidt rein technisch gelöst. Nur unser Geld will sie uns nicht wiedergeben, ja dreister noch: Ihr Anwalt fordert jetzt in ihrem Namen die gesamte Miete für ein Jahr, so lange laufe schließlich der Vertrag.

Auf den Prozess, den er mir ständig androht, auf den freue ich mich schon besonders.

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#frau #kleinscheidt

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