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Frau Schädel – Freitag

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Ich muß das mal sortieren. Was haben wir denn? Wir haben das Ehepaar Irrlich: Die beiden haben sich offenbar einen feuchten Kehricht um ihre kranke Mutter gekümmert und sind hinter dem Erbe der Alten her wie der Teufel hinter einer armen Seele.

Dann haben wir noch Danuta aus Krzpilksckcklick in Polen im Angebot, die von den Irrlichs angeheuert worden war, um die Mutter zu pflegen. Danuta bekam von der dementen alten Dame alles Mögliche versprochen, unter anderem auch ein üppiges Erbe.
Ob nun tatsächlich so geschehen: Danuta behauptete mal keck, die Irrlichs hätten die Pflege der Mutter sabotiert, wohl mit dem Ziel, das Ableben der Alten zu beschleunigen, um schneller in den Genuß des Erbes zu kommen.

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Dem tritt Schwiegersohn Irrlich mit dem Argument entgegen, man habe ja viel mehr von der Rente und vom Pflegegeld profitiert und könne deshalb gar kein vitales Interesse am nichtvitalen Zustand der Schwiegermutter haben.

Danuta seilt sich Richtung polnischer Heimat ab und hinterlässt einen Scherbenhaufen aus Gerüchten, Unterstellungen und schlechten Gefühlen.

Frau Irrlichs Bruder, der Sohn der verblichenen Frau Schädel, also ein Herr Schädel, bestätigt den Eindruck den auch wir von den Irrlichs haben. Sie sind kalt, scharf aufs Geld und möglich wäre alles. Jedoch liefert er einen durchaus plausiblen Grund für die kalte Ablehnung mit der Frau Irrlich ihrer Mutter entgegengetreten ist. Ein Mißbrauch durch den Vater, das Wegsehen und Dulden durch die Mutter, das sind Gründe genug, seine Mutter mehr zu hassen, als zu lieben.

Nun ist es aber so, daß die Verstorbene schon alt war, dement war und ihr Tod absehbar war. Ein Fall, bei dem kein Hausarzt, kein Leichenschauer irgendeinen Grund hat, mehr als nur ganz normal zu untersuchen. Wenn da kein Messer zwischen den Rippen steckt, kreuzen alle das Feld für die natürliche Todesursache an.
Hier bewegen wir uns auf dem Spielfeld, auf dem gerne auch mal das schmerzstillende Morphium ins Spiel eingewechselt wird, ein wenig zu hoch dosiert, einen entsprechenden Arzt vorausgesetzt, einfach um zu erlösen, Qualen zu lindern, um ein friedliches Wegschlafen zu ermöglichen.
Ich will gar nicht wissen, wie oft so etwas vorkommt.

Nach allem was wir jetzt wissen, kann die Beerdigung von Frau Schädel ganz normal abgewickelt werden. Es soll ja alles in ganz kleinem Rahmen stattfinden, der Sarg bleibt geschlossen, kaum Blumen, keine Anzeige.

Zur Beerdigung kommen die Irrlichs, Sohn Schädel mit Familie, eine Nichte aus Flensburg und das war’s.

Uns wird die Sache noch eine Weile beschäftigen und wir unterhalten uns eigentlich täglich über diese Leute.

Da tritt eben jene Nichte aus Flensburg auf den Plan. Frau van der Braa ist ihr Name und sie ruft an, um uns zu fragen, bei welchem Gärtner wir die Blumen bestellen. Dort will sie am Samstag persönlich hingehen und ihren Kranz für Montag bestellen.

Frau Büser sagt: „Das können wir gerne für Sie übernehmen“, doch Frau van der Braa sagt: „Nee, lassen Sie mal, ich bin ja ab Samstag selbst in der Gegend. Wir fahren nachher los und später am Tag schon da. Ich will noch die Tage bis zur Beerdigung bei meiner Cousine sein, es gibt da einiges zu klären. Kann ich übrigens meine Tante noch mal sehen?“

„Eigentlich ist der Sarg jetzt schon geschlossen“, sagt Frau Büser, „Sie müßten sich deswegen an Frau Irrlich wenden, wir können den Sarg dann gerne nochmal aufmachen.“

Nun gut, dann harren wir mal der Dinge die da noch kommen.

„Pffft“, macht Frau Büser und fügt dann hinzu: „Chef, das Ding ist noch nicht zu Ende. Egal wer uns bis jetzt was erzählt hat, die Geschichte hat sich doch immer komplett gewandelt. Wenn die jetzt noch was mit ihrer Cousine zu klären hat, dann kommt da noch eine Wendung, mit der wir gar nicht rechnen.“

Vielleicht hat sie Recht und deshalb sage ich: „Mann, was bin ich froh, wenn die Frau endlich beerdigt ist.“

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#frau #freitag #schädel

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