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Frau Schädel – Montag

Fehler von Sprachwahrer Michael beseitigt

Frau Schädel ist gestorben, schon am Montag. Gertrude Schädel ist 87 Jahre alt geworden, hatte Alzheimer, Diabetes, zuletzt eine Lungentzündung, allgemeine Entkräftung, das ganze Programm eben. Unsere Fahrer haben sie in ihrem Haus abgeholt, sie wohnte oben, unten die Tochter mit ihrem Mann. Montag Nachmittag war ich wegen des Beratungsgespräches dort. Der Schwiegersohn fragte als Erstes wie lange es denn erfahrungsgemäß dauere, bis man den Erbschein bekommt, die Tochter wollte wissen, wie lange man frei bekommt, wenn man einen Todesfall in der Familie hat.

„Wir nehmen den zweitgünstigsten Sarg“, bereitete mich die Tochter auf ihre Wünsche vor, noch bevor ich den Katalog mit den Särgen aus der Tasche ziehen konnte. „Nicht den allerbilligsten, sondern gleich den nächsten, wir wollen uns ja nicht lumpen lassen.“

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„Und denken Sie an den Erbschein, wegen dem Haus“, ließ der Schwiegersohn sich vernehmen.

„Gleich ins Krematorium, später dann eine Trauerfeier mit der Urne“, meldet sich die Tochter und der Schwiegersohn meint: „Dann ist das ein Abwasch, Trauerfeier und Beisetzung alles in einem.“

Urne Nr. 6, stahlblau, das billigste Modell („Die kommt ja doch in die Erde, wir haben unsere Mutter auch so geliebt, das war eine einfache Frau, die wollte das gaz schlicht.“)

„Wieso brauchen wir denn eine Sargausstattung? Der Deckel bleibt ja zu und die kommt doch gleich weg ins Krematorium.“

Ich erkläre geduldig, daß es sich nicht um einen Luxus, sondern um eine Notwendigkeit handelt. („Na wenn’s sein muß!“)

„Denken Sie an den Erbschein?“ läßt sich der Schwiegersohn vernehmen und endlich komme ich dazu, ihm zu erklären, daß er den beim Nachlassgericht bekommt, sobald er die Sterbeurkunden vom Standesamt hat.

Er: „Ist ja nur wegen dem Haus!“

Sie: „Wissen Sie, wir haben unsere Mutter zwei Jahre lang gepflegt, da steht uns das ja wohl zu.“

Ich: „Ich kann das nicht beurteilen, aber wenn Sie keine Geschwister haben…“

Er: „Ich hätte noch einen Bruder!“

Ich: „Wenn überhaupt, kämen höchstens Geschwister Ihrer Frau als Erbe in Frage.“

Sie: „Das macht uns sowieso keiner streitig, wir haben sie gepflegt!“

Es klingelt an der Tür, das Sanitätshaus schickt zwei Männer, die sollen auf Wunsch der Tochter alles abholen, Krankenbett, Bettstuhl, Rollstuhl, alles. Der Schwiegersohn ist beschäftigt.

Die Tochter fragt: „Und was kostet das jetzt alles zusammen?“

Ich rechne, nenne die Summe, weise darauf hin daß Blumenschmuck, Zeitungsanzeige und Kaffeetrinken noch dazukommen.

„Brauchen wir alles nicht!“

Mir auch egal, ich sag’s ja nur, denke ich, nicke aber nur.

Ich bin da schnell fertig und fahre wieder in den Betrieb.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#frau #montag #schädel

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