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Freut sich der Bestatter, wenn jemand stirbt?

Ein Leser beschäftigt sich mit der Frage, ob Bestatter Freude empfinden, wenn jemand gestorben ist.

Freut man sich als Bestatter, wenn jemand stirbt?

Der Tod eines Menschen ist schließlich die einzige Einnahmequelle eines Bestatters.
Gerade bei kleinen Bestattungsunternehmen (auf dem Land) kann es ja ab und an zu einer „Flaute“ kommen.
Wartet man dann sehnsüchtig auf den nächsten Toten oder sitzt man das gelassen aus,
auch wenn man weiß, dass man z.B. 10 Tage lang praktisch kein Geld verdient hat,
aber dennoch Fuhrpark, Versicherungen, Mitarbeiter etc. bezahlen muss?

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Ich habe Dich schon richtig verstanden, aber ich antworte dennoch mal so:
Der Tod eines Menschen ist nicht die einzige Einnahmequelle eines Bestatters. Der Bestatter lebt nicht vom Einzelfall, sondern von der Tatsache, daß Menschen nunmal generell irgendwann sterben müssen. Darauf basiert sein Geschäftsmodell.
Auf dem Leid anderer basiert aber beispielsweise auch das Geschäftsmodell modernen Kliniken. Diese werden nicht mehr von Nonnen oder Diakonissen selbstlos betrieben, sondern sind knallhart durchkalkulierte Wirtschaftsbetriebe.
Aber deshalb empfindet keiner, der im Krankenhaus beschäftigt ist, Freude daran, daß Menschen erkranken.

So gesehen freut sich auch ein Bestatter nicht, daß ein Mensch gestorben ist.
Er kennt die damit verbundene Trauer meist aus eigener Erfahrung und empfindet stets auch Empathie für die Hinterbliebenen. Ja manchmal tut es ihm um den Verstorbenen auch leid, beispielsweise dann, wenn dieser besonders jung war, oder wenn der Bestatter ihn kannte.

Aber generell ist es so, daß Bestatter ihre Betriebe aus kaufmännischen Erwägungen heraus betreiben. Für ihn bedeutet jeder Sterbefall, den er begleiten kann, einen Umsatz.
Diesen Umstand übersehen viele Menschen, vor allem aber oft auch Journalisten. Bestattungsinstitute sind keine caritativen Einrichtungen, sondern ein Notdienst, den man ruft, weil man eine Sache nicht selbst erledigen kann oder will.

Abgesehen von den Großen der Branche kennen alle Bestattungshäuser Leerlaufzeiten. Es gibt Tage, ja manchmal Wochen, in denen überhaupt keiner stirbt, bzw. in denen alle Aufträge an die Konkurrenz gehen. Da kommen oft Existenzsorgen auf, vor allem, wenn man noch nicht so lange in der Branche tätig ist. Es ist richtig, man sieht dann, wie die Rechnungen fröhlich weiter eintrudeln, zahlt brav am Monatsende seine Löhne, Abgaben, Mieten und Gebühren, und hat wieder nichts verdient.

Doch schon am nächsten Tag kann sich das Blatt wieder wenden und es kommen 4 oder 6 Sterbefälle gleichzeitig oder kurz nacheinander. Und so hält es dann 4-5 Wochen am Stück an und man kommt nicht zur Ruhe.

Unterm Strich hat man aber, über das Jahr gesehen, seinen Schnitt gemacht.

Die Kalkulation eines Bestatters muß also auch diese Leerlaufzeiten berücksichtigen. Sie ist mit ein Grund für hohe Preise in dieser Branche. Logistik, Lagerhaltung und Personal müssen ja ständig im Leerlaufbetrieb „warmgehalten“ werden, damit die Maschinerie im Falle eines Falles sofort anlaufen kann. Auch das kostet natürlich Geld.

Vor Jahren habe ich mal auf einem Seminar für Bestatter gesagt: „Am Geschicktesten wäre es, Bruder Hein würde die Leute Nummern ziehen lassen. Wenn 643 an der Reihe ist, wissen wir das Wochen vorher und fahren schon 10 Minuten vor der Zeit hin, um ihn dann ‚just-in-time‘ abzuholen. Das würde die Kosten drastisch reduzieren.“

Ja, und weil das so ist, wie es ist, freuen sich Bestatter natürlich, wenn nach einer Durststrecke wieder ein Auftrag herein kommt. Aber der Tod und das Leid anderer Menschen ist nicht Gegenstand ihrer Freude, sondern die Tatsache, daß der Betrieb wieder läuft.

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