Frag doch den Undertaker

Germanwings Absturz

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Mich erreichen im Moment im Stundentakt Anfragen von Medien und Privatpersonen zum Unglück der Germanwings-Maschine.
Gerne hätte ich die eine oder andere Einladung ins Studio angenommen, schon aus finanziellen Gründen.
Aber einerseits macht mir gerade eine Gallengeschichte zu schaffen und andererseits schlägt mit die sensationsheischende Berichterstattung auch auf eben diese Galle.
Und um ehrlich zu sein: Ich habe keine Lust Fragen zum Zustand der Verunglückten immer und immer wieder zu beantworten.

Man kann sich unschwer vorstellen, daß bei einem Aufprall mit mehreren hundert Stundenkilometern (ich meine, etwas von über 700 km/h gehört zu haben), nichts mehr heil bleibt.
Die Höhe des verunglückten Flugobjekt spielt hierbei keine Rolle. Jedes Flugobjekt, das von weit oben nach unten fällt, ob nun unkontrolliert oder in einem kontrollierten Sinkflug, und auf einen Gebirgshang kracht, ist hinsichtlich der Schadensgröße zunächst in erster Linie in Hinblick auf die Geschwindigkeit zu betrachten.
Es sind einfach physikalische Vorgänge, die hier eine Rolle spielen. Man kann das alles in seinem alten Physikbuch und im Netz nachschauen.

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Schon die ersten Bilder von der Unfallstelle vermittelten einen deutlichen Eindruck von dem, was man dort finden wird.
Wenn man sich vor Augen hält, wie kleinteilig selbst metallene Gegenstände über das Gelände verstreut sind, dann hat man auch einen Eindruck davon, wie sich das Unglück auf menschliche Körper ausgewirkt haben muß.

Eine vielgestellte Frage ist folgende: „Ist denn sichergestellt, daß alles was in einem der Särge liegen wird, auch von einem Menschen ist?“

Die Antwort darauf lautet: Im Prinzip schon.
Soweit möglich wurden von Angehörigen DNS-Proben genommen. Vor Ort wird nun an gefundenen Teilen ebenfalls Genmaterial entnommen und mit diesen Proben verglichen.
So kann weitestgehend festgestellt werden, was zu wem gehört.
In Anbetracht des großen weltweiten Interesses und der Tatsache, wie umfassend, schnell und sorgfältig die französischen Stellen selbst für nebensächlich scheinende Dinge eine Lösung gefunden haben, darf man davon ausgehen, daß auch die Identifizierung von Körperteilen mit großer Sorgfalt vorgenommen wird.

Daß das nicht bei jedem einzelnen Teil und in jedem einzelnen Fall zu 100% erfolgen kann, liegt in der Natur der Sache. Denn mit Voranschreiten der Zeit und bei unwirtlicher Witterung wird das immer schwieriger.

Es wurde auch gefragt, ob es wirklich sinnvoll ist, Angehörige nun nach Frankreich an die Absturzstelle zu bringen.

Diese Frage ist eindeutig mit Ja zu beantworten. Wird ein Mensch urplötzlich aus dem Leben gerissen, meist durch einen Unfall und verschwindet dann schnell hinter den Kulissen der Medizin und des Polizeiapparates, so wird den Hinterbliebenen jegliche Möglichkeit zur direkten Abschiedsnahme genommen. Und Bestatter wissen, wie wichtig diese Abschiednahme sein kann. Zum Prozeß des Trauern gehört auch im buchstäblichen Sinne das Begreifen.
An den vielen Wegkreuzen und Blumensträußen entlang unserer Straßen sieht man, wie wichtig den Hinterbliebenen es ist, auch am Ort des Geschehens, und nicht nur auf einem Friedhof, zu trauern.
Man will mit eigenen Augen sehen, wo es geschehen ist, um das Unbegreifliche begreifen zu können.

Wie ich es auch schon mehrfach den Betroffenen am Telefon gesagt habe, müssen Menschen aus Haltern nicht auf der kostenpflichtigen Hotline anrufen. Sie können direkt die Nummer 06203-108452 wählen.
Bitte ggfs. eine kurze Nachricht mit Rufnummer hinterlassen, es wird baldmöglichst zurückgerufen!

Viele Fragen drehten sich auch um die Seelsorger und die eingesetzten Mitarbeiter der Kriseninternventionsteams (KIT).
Nein, die Arbeit der Seelsorger besteht nicht darin, den Angehörigen nun den Besuch der Gottesdienste aufzuschwatzen oder sie in religiöse Gespräche zu verwickeln.
Ich kann gar nicht verstehen, wie mir da jemand am Telefon sagen kann, er finde es abscheulich, wie sich die Kirche nun auf diese armen Menschen stürze.
Der Mensch will an etwas glauben und die meisten tun das auch. Ob das nun Gott oder das Spaghettimonster ist, sei einmal dahin gestellt. Für mich ist das aber so, daß Menschen an irgendetwas glauben, und ich lasse mich vor allem von den Leuten nicht von dieser Meinung abbringen, die ihrerseits missionarisch die Homöopathie oder irgendwelche anderen Lehren vertreten.
Immer dann, wenn es den Menschen besonders schlimm ging, haben sie die Nähe zur Kirche und den Trost im Glauben gesucht.
Aber das spielt bei Notfallseelsorgern keine Rolle. Es geht hier nicht um Kirche, Glaube und Gott.
Zumindest ist das nicht die Zielsetzung.
Es geht darum, den Betroffenen Hilfe und Stütze zu sein, ihnen ein offenes Ohr zu bieten.

Die gleiche Arbeit leisten die KIT-Leute, deren Dienst nicht hoch genug gewürdigt werden kann. Er reicht von praktischer Hilfe, wie dem Begleiten von Personen, bis hin zu intensiven Gesprächen.

Hier wird niemandem etwas aufgedrängt und keiner wird zu etwas gezwungen. Im Gegenteil, diese Hilfsangebote werden bereitwillig angenommen.

Wenn noch weitere Fragen zu diesem Themenkomplex bestehen, stellt mir diese gerne auch (dieses Mal) in den Kommentaren.

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