Mitarbeiter/Firma

Handy, Segen für die Bestatter

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Am Wochenende hatte ich Besuch von einem lieben Freund, der geschäftlich hier in der Gegend zu tun hat und das Wochenende mit uns verbrachte. Den gestrigen Vormittag nutze er zeitweise zum Beantworten von Mails, zur Vorbereitung seiner heutigen Termine und das alles machte er mit so einem iPad.
Schönes Teil, hätte ich auch gerne, braucht man aber nicht wirklich.

Später kamen dann noch Ralf und Ute zum Kaffee und mein Freund bekam dann einen Anruf auf seinem iPhone. Er wickelte das kurze und durchaus wichtige Gespräch sehr schnell ab, steckte das Telefon gleich wieder weg.

Ute: „Ist das so eins zum Tatschen?“

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„Ja, das ist ein Touch-Screen-Handy.“

Ralf lehnt sich zurück und gibt zum Besten: „Ist doch so ein Apple-Teil. Das sind ja sowieso voll DIE Leute, die mit so’nem Apple-iPhone. Kaum sind die wo, müssen die zwanghaft ihr Handy vorzeigen.“

Unser Freund guckt etwas verwirrt, er hat nur abseits vom Tisch ein kurzes Gespräch geführt, sein Handy gleich wieder weggesteckt und muß sich dann auch noch anhören, wie Ralf sagt: „Das ist wie so ein innerer Zwang bei den Apfel-Junkies. Egal wo die hinkommen, sie müssen gleich ihr Spielzeug rausholen und jedem unter die Nase halten.“

Der Freund mit dem iPhone rutscht auf seinem Stuhl hin und her. Er ist Redakteur einer großen Zeitschrift und hätte sicherlich genügend Argumente parat, um diesem Ralf Paroli bieten zu können, er tut es aber, mit Rücksicht auf uns Gastgeber nicht. Dafür bläst Ralf weiter in sein Horn: „Vollkommen überteuert, diese iPhones, braucht kein Mensch, da bezahlst’e nur den Namen und das Logo, vielleicht noch das Design. Nee, ich brauch kein Spielzeughandy. Meins muß Telefonieren können, Mails und SMS und ein guter Browser muss da drin sein. Vielleicht noch ’ne Terminverwaltung und natürlich meine ganzen Adressen. Aber den übrigen Schnickschnack brauch ich nicht. Sicher, so ein paar Spielchen für zwischendurch, wenn man mal am Flughafen sitzt… Ich hab so’n Blackberry, reicht mir völlig aus.“

Der iPhone-Mann sagt: „Ich sehe das auch so. Normalerweise würde mir ein ganz simples Telefon ausreichen, das wäre dann auch kleiner und leichter. Aber dann müsste ich immer noch einen Laptop mitschleppen. So habe ich im Handy meine Mail- und Internetfunktion und kann von überall alles Notwendige machen. Das ist eine echte Erleichterung für mich, zum Spielen habe ich leider gar keine Gelegenheit.“

Ralf lacht: „Ja, ja, so kennen wir die Apfel-Junkies. Keine Sekunde ohne ihr Spielzeug, hahahaha, das hat der fein eingefädelt.“

„Wer?“

„Da, dieser Bill Gates von Apple, wie heißt der doch gleich noch?“

„Steve Jobs.“

„Ja genau, den mein ich. Alle Welt tanzt nach dem seiner Nase. Dieses iPad haben die ja auch nur rausbringen können, weil kein anderer damals sowas am Start hatte. Wenn die das nicht rausgebracht hätten, gäb’s die gar nicht.“

Unser Freund wechselt nun das Thema, spricht über die Schneefälle der letzten Tage, doch Ralf gibt keine Ruhe: „Ansonsten ist so’n Handy aber schon ’ne dolle Erfindung.“

Und genau da gebe ich ihm Recht. Gerade an den kommenden Weihnachtstagen wird es sich wieder zeigen, wie gut diese Erfindung ist. Denn vor allem auch die Bestatter haben geradezu auf so etwas wie das Mobiltelefon gewartet.
Ein Bestattungshaus zu betreiben bedeutete früher nämlich, daß immer jemand zu Hause bleiben mußte, immer!
Man wollte und mußte rund um die Uhr erreichbar sein und selbst wenn man später dann die Anrufe irgendwohin umleitete, mußte an diesem letzten Apparat jemand sitzen und auf die Anrufe der Kunden warten.
Ob der Rest der Familie in Urlaub fuhr, in die Kirche ging oder ins Kino oder Theater, einer mußte auf das Telefon aufpassen.
Aber nicht nur derjenige hatte die „Arschkarte gezogen“, sondern auch alle anderen. Mal eben einen Zug durch die Gemeinde machen, das war gar nicht möglich. Man mußte immer demjenigen am Telefon Bescheid geben, wo man sich aufhielt, wo man wann genau wo hin gehen wollte, damit der einen dann dort auch erreichen konnte, wenn ein Auftrag einging.

Natürlich hatten die Bestatter als Erste Betriebsfunk, Piepser und was es da sonst noch so alles gab, aber Fakt ist, daß das alles sehr kompliziert war und die Bewegungsfreiheit und somit die Freizeitmöglichkeiten sehr stark einschränkte.
Unter Bestattern galt die Aussage: Wohl dem, der eine fußkranke Oma zu Hause hat, die am Telefon sitzt.

So gesehen ist das Handy wirklich eine überaus praktische Sache.
Unsere Fahrer können fast völlig normal ihre Freizeit gestalten, sie müssen nur bei Bereitschaft innerhalb eines gewissen Radius bleiben und dürfen natürlich keinen Alkohol trinken.
Das Wichtigste aber: Das Telefon in der Firma muß nicht mehr direkt vor Ort besetzt sein, die Anrufe können überall hin umgeleitet werden.

Als Handys noch schier unerschwinglich teuer und die Gebühren kaum bezahlbar waren, da habe ich meinen Mitarbeitern sowohl die Geräte zur Verfügung gestellt, als auch einen Teil der Gebühren übernommen.
Heute ist das anders. Jeder hat bei der Gerätewahl seine eigenen Vorlieben und jeder hat auch seinen eigenen, persönlichen Tarif. Wir zahlen pauschal 25 Euro Handykostenzuschuß und damit kommt an und für sich auch jeder hin.
Ich denke, die Mitarbeiter verbrauchen diesen Betrag in der Regel nicht und deshalb meldet sich auch keiner, wenn er dann doch mal mehr auf der Rechnung hatte. Unterm Strich machen die ein Plus.

Nur einer, der steht jeden Monat bei mir auf der Matte und meckert über die Handykosten. Aber über den erzähle ich mal separat.

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(©si)