Gestern Nacht hatten wir wolkenklaren Himmel, es wurde recht kühl, aber das beschert uns heute mit Sicherheit einen warmen, sonnigen Tag. Normalerweise schere ich mich nicht ums Wetter, ich nehme es seit jeher so wie es kommt, denn wenn ich irgendwas sowieso nicht ändern kann, dann ist es wohl das Wetter.
Dieses Auf und Ab des Wetters beschert uns aber in diesem Jahr eine ganz andere Situation als sonst. Ich schrieb ja schon mehrfach, daß Bestatter im Sommer normalerweise „Sauregurkenzeit“ haben und eher die wechselhaften, nasskalten Herbst- und Wintertage die richtige Zeit zum Sterben sind.
In diesem Jahr ist es aber anders. Die Aufträge kommen, so als ob kein Sommer stattfände, und auch auf den Friedhöfen hier in der Region ist Hochbetrieb.
Dieser Eindruck wird natürlich auch dadurch verstärkt, weil im Moment viele Friedhofsarbeiter in Urlaub sind und es dadurch zu logistischen Problemen kommt.
Einige der kleineren Friedhöfe ringsum haben keine eigenen Sargträger-Mannschaften. (Hier müssen die Bestatter keine Sargträger stellen, sondern diese kommen immer von der Kommune.) Stattdessen gibt es eine Mannschaft, die mit einem kleinen städtischen Auto von Friedhof zu Friedhof fährt und die Särge dort trägt. Dem Ganzen liegt eine Planung zu Grunde, die man normalerweise den „Städtischen“ gar nicht zutrauen würde.
Manchmal sind sogar zwei oder drei solche Trägergruppen unterwegs. Böse Zungen sagen, daß das die Männer sind, die zu doof waren, um sich hinten am Müllauto festzuhalten, aber das ist natürlich Quatsch.
Immerhin hat die Stadt für jeden einen Job und man weiß ja, daß die so gut wie nie einen rausschmeißen.
Derzeit sind viele dieser Männer in Urlaub und deshalb müssen die Trauerfeiern auf den kleineren Friedhöfen mit etwas größeren Abständen geplant werden, damit die Träger auch immer rechtzeitig ankommen können.
Tatsächlich finden wir das im Grunde ganz gut. Auf einmal geht es nicht mehr im Fließbandverfahren: 20 Minuten, hintere Tür auf, Sarg raus und durch die Vordertür drängt schon die nächste Trauergemeinde herein, sondern alles geht in Ruhe und mit genügend Zeit.
Glücklicherweise ist bei uns in diesem Jahr die Urlaubsplanung sehr entspannt. Sandy will erst im Spätjahr in Urlaub, Fahrdienstleiter Manni hat sowieso kein Geld für einen großen Urlaub und Frau Büser nimmt nur jeweils eine Woche, länger hält sie es mit ihrem Mann nicht aus.
Ansonsten funktioniert es bei uns auch ganz gut, wenn die Leute auf Abruf kommen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Hmmm. Ich dachte immer, im Sommer wird mehr gestorben. Vor allem alten Menschen bekommt große Hitze/Schwüle ja nicht so gut…
Also meinem subjektiven Empfinden nach, sterben die meisten beim Wechsel der Jahreszeiten.
„wolkenklar“? Ich kenne das als „sternenklar“ – so klar, dh wolkenlos, dass man die Sterne sehen kann… Am Ende wolltest du bloss eine Kombination aus Sternenklar und Wolkenlos erschaffen, stimmts? 😉
Urlaub, ja.
hatte ich bis heute morgen auch geplant, den ersten seit 3 Jahren. hat sich aber wahrscheinlich erledigt.
🙁
also ich würde auch lieber im Sommer sterben, damit es den leuten nicht so kalt ist auf dem friedhof ;).
Also gibt es doch Berufsgruppen die vom Klimawandel profitieren ^^
@ „jemand“ :
Ja, Intensivstationen „profitieren“ vom Klimawandel.
Denn bei mir auf Arbeit (Kardiologische Intensivstation) steppt bei plötzlichen Wetterwechsel und heißen Tagen der Bär.
Da bearbeitet der 75 jährige Opa bei 35° im Schatten den Baum im Garten und wundert sich dann über seine Herzschmerzen.
Komisch…
Das passt dann aber überhaupt nicht dazu, das es in Filmen auf Beerdigungen immer in Strömen regnet…
Das sind die Tränen der Kameraleute …
OT:
In Wien ist eine Frau von einem Grabstein erschlagen worden:
http://wien.orf.at/stories/294916/
Also nicht wundern, wenn in nächster Zeit Friedhofsmitarbeiter vermehrt an Grabsteinen rütteln. Das ist durchaus sinnvoll.
@ Arthur: Das mit dem Rütteln machen die Friedhofsarbeiter sowieso, um die Standfestigkeit zu prüfen und solche Unfälle möglichst zu vermeiden.
Da fällt mir der gestrige Beitrag des ZDF Auslandsjournal ein:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/545976?inPopup=true
(unten rechts zweimal auf den „Rechts-Pfeil“ klicken und dann auf „Wir sind dann weg…“)
„Ausnahmezustand…
…rund 80% der Beschäftigten – einfach weg!
…Auch das Bestattungsinstitut, erst ab August wieder geöffnet!“
na denn hgw herr undertaker … wir btreuen eine pathologie eines größeren klinikums (auf neudeutsch outsourcing) und bei uns wie auch in der klinik stirbt keiner … ein trend im moment bei uns im dorf …