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Ich bin nur der Lebensgefährte

Es ging mit gleich zwei Fehlern los: Herr Gibnich stellte sich als Teilzeitgefährte der Verstorbenen vor und wollte die Feuerbeerdigung seiner ‚Frau‘ bestellen. Es stellte sich dann heraus, daß er der Lebensgefährte ist und ihm das beknackte Wort „Lebensabschnittspartner“ nicht eingefallen war. Außerdem kann man entweder feuerbestattet oder beerdigt werden, aber nicht feuerbeerdigt.

Das verstand er auch und tippte mit dem Zeigefinger auf eine der Urnen im Regal: „Hauptsache sie passt dann nachher da rein.“

Insgesamt entschied sich Herr Gibnich für eine ganz ordentliche Bestattung,…

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der Sarg war nach meinem Geschmack zu teuer und zu wuchtig um ihn zu verbrennen, aber Herr Gibnich schien über ausreichende Mittel zu verfügen und genau zu wissen was er tat. Dieser Eindruck erfuhr dann seine Bestätigung, als er nach dem Zusammenrechnen aller Posten sagte: „Ja, und die Rechnung, die schicken Sie mal schön an die Kinder meiner Frau.“

So geht das aber nicht. Wenn mehrere Personen zu mir kommen und gemeinsam aussagen, daß sie sich die Rechnung teilen wollen, dann haben wir kein Problem damit. Normalerweise lassen sich die Leute dann dazu bringen, daß wir an den Wortführer die Rechnung versenden und sich die Angehörigen untereinander wegen der Bezahlung einigen. Das macht am wenigsten Arbeit.

Wir haben dann einen Auftraggeber und Zahlungspflichtign. Früher war das immer die sicherste Sache, denn bei aufgeteilten Rechnungen war oft ein Wackelkandidat dabei. Eine aufgeteilte Rechnung bedeutet, daß wir mehrere Rechnungen über Teilbeträge erstellen und an verschiedene Personen versenden. Es kann z.B. sein, daß -wie neulich hier berichtet- ein Teil der Familie Friedhofsgebühren, Grab und Grabmal bezahlen und ein anderer Angehöriger für die Bestatterrechnung einsteht. Sind es aber noch mehr Leute, zum Beispiel sechs Geschwister, dann machen wir einen Zusatzvertrag in sechsfacher Ausfertigung, der in etwa besagt, daß sich der Unterzeichner als Mitauftraggeber zur Bezahlung von soundsoviel Euro bzw. Prozent verpflichtet.
Das machen wir eigentlich nicht gerne, es ist mit Aufwand verbunden, nervt die Buchhalterin und verkompliziert alles.

Mittlerweile ist aber die Zahlungsmoral so miserabel geworden, daß mir persönlich eine auf möglichst viele Personen verteilte Rechnung am Liebsten ist. Die kleineren Beträge können leichter bezahlt werden und wenn dann ein Nichtzahler darunter ist, betrifft es nur einen kleineren Teilbetrag und nicht die ganze Summe.

Was aber nicht geht: Daß einer hier bei uns auftaucht und die Rechnung dann an mir völlig unbekannte Dritte gehen soll. Ich brauche die Unterschrift, sonst redet man sich hinterher raus.

Herr Gibnich sieht das aber anders: „Äh, nee, wieso das denn? Ich bin ja nur Gefährte, nichma‘ verlobt. Die Kinder sollen sich mal fein selbst um ihre Mutter kümmern.“

„Dann müssen die Kinder hier vorbeikommen und mir das unterschreiben.“

„Machen die nicht, nee, das machen die nie und nimmer, wissen Sie, die sind ja schon alle seit Jahren zerstritten. Ich glaub‘ die Jenny und der Marlon haben noch manchmal Kontakt, aber die anderen nicht.“

„Das ist jetzt aber, ehrlich gesagt, nicht mein Problem. Wenn Sie hier den Auftrag erteilen und unterschreiben, dann bezahlen Sie mir auch die Rechnung. Wie Sie das dann mit Marlon, Jenny und den anderen Kindern verrechnen, das ist Ihre Sache.“

„Ich habe ja mit Nathalie gesprochen, das ist die Älteste, die hat gesagt, daß sie keinen Cent bezahlt, weil ich ja der Erbe bin. Aber ich hab im Internet nachgelesen, daß es gesetzliche Bestattungsverpflichtete gibt, das sind die Kinder, weil meine Frau ja keinen Mann hatte, ich bin nur der Lebensgefährte.“

„Und ich bin kein Anwalt. Aber meine Erfahrung zeigt, daß derjenige der erbt, auch die Bestattung bezahlen muß.“

„Dann schlag ich das Erbe jetzt aus, schreiben Sie das ruhig auf. Dann fällt das ja an die Kinder und die müssen bezahlen.“

„Bei mir hier können Sie das sowieso nicht machen, gehen Sie am Besten zum Nachlassgericht oder lassen Sie sich von einem Anwalt beraten. Man kann da leicht in Teufels Küche kommen.“

„Hmm, daß das aber auch alles so kompliziert ist. Können wir nochma‘ wegen dem Sarg gucken gehen? Wenn ich es mir so recht überlege, dann ist der doch ein bißchen arg wuchtig. Meine Frau hat den ganzen Firlefanz ja gar nicht gewollt.“

Klar doch!

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#lebensgefährte

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