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Klunker im Sarg

Fehler durch Lektorin Alexandra bereinigt.

In hellster Aufregung präsentierte sich heute früh eine Familie beim Friedhofswärter des Ostfriedhofs.
Da stimme etwas mit der Leiche nicht und der Bestatter müsse sofort kommen.

Der Friedhofsverwalter rief uns dann an und bestellte uns zum Friedhof: „Ich gaub da müßt ihr mal kommen, da stimmt was mit Eurer Leiche nicht, die Leute sind voll sauer und aufgeregt.“

Ausgerechnet dieser Friedhofsverwalter ist uns nicht besonders wohlgesonnen. Man muß wissen, daß es in dieser Stadt einen kommunalen Bestatter gibt, also ein Bestattungsinstitut, das der Stadt gehört. Viele städtische Bedienstete sehen in uns niedergelassenen, freien Bestattern eine lästige Konkurrenz und sowas wie Parasiten, die man am Besten bekämpfen sollte.
Unser Tun wird als laienhafter Versuch eingeordnet und so kommt es immer wieder dazu, daß auch das Pflegepersonal in den kommunalen Altenheimen den Angehörigen eines jüngst Verstorbenen kurzerhand nur den Weg ins städtische Beerdigungsbüro nennt. Im Krankenhaus ist es nicht viel anders, rühren sich die Familien nicht schnell genug, dann wird unverzüglich der kommunale Bestatter gerufen und wir wissen ja: Wer die Leiche hat…

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Manche Friedhofsverwalter lassen sich auch schon mal zu Sätzen hinreißen, wie: „Warum sind sie denn nicht zu uns gekommen? Die Stadt kann das doch besser!“

Kurzum, man stellt die seit Generationen bestens arbeitenden freien Bestatter dar, wie die NASA zwei mit Silvesterraketen spielende Kinder darstellen würde, die behaupten, sie könnten mit den Knallkörpern zum Mars fliegen.

Umso ärgerlicher ist es für uns, wenn so ein verbohrter „Städtischer“ uns einen Fehler aufs Brot schmieren kann und deshalb hat sich Sandy gleich in Schale geworfen und ist zu dieser Familie auf den Friedhof gefahren.

Die Angehörigen standen vor der offenen Tür der Aufbahrungszelle und Sandy befürchtete schon das Schlimmste. Fortgeschrittene Verwesung, irgendwelche Ausflüsse oder sonst ein Erscheinungsbild der Verstorbenen, das die Familie in Schrecken versetzt haben könnte. Ja, und nicht zuletzt hätte es ja auch sein können, daß uns irgendein ernstzunehmender Fehler passiert ist, Leiche vertauscht, verkehrt herum in den Sarg gelegt, falschen Sarg geliefert… Nicht, daß uns sowas passiert, aber Angst hat man immer irgendwie vor so was.

„Was ist denn passiert?“

„Ach, sind Sie vom Institut?“

„Ja, ich bin extra schnell hergekommen…“

„Gut! Es ist was Schreckliches passiert!“

Sandy schaut vorsichtig in die Aufbahrungszelle und sieht, daß alles völlig in Ordnung ist, dann schaut sie die Familie fragend an. Eine ältere Dame tritt vor:

„Sie müssen uns unbedingt helfen, wir sind ja völlig aufgelöst!“

„Ja, was ist denn passiert?“

„Sehen Sie das denn nicht? Schauen Sie mich mal an!“

Sandy schaut die alte Dame an und kann nichts erkennen.

„Schauen Sie ganz genau! Gucken Sie mal auf mein Ohr!“

Sandy sieht immer noch nichts und zuckt hilflos mit den Achseln.

Die alte Dame stampft energisch mit dem Fuß auf und sagt:

„Mein Ohrring! Ich habe mich über meine tote Schwester gebeugt und mein Ohrring ist in den Sarg gefallen! Den müssen Sie jetzt rausholen!“

Na, wenn’s mehr nicht ist!

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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