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Köln, die Stadt der Schwulen und der Bestatter

Bestatter gibt es viele in Köln und Homosexuelle, wie man mir erzählte, auch. Köln sei so etwas wie das deutsche San Francisco und es gebe dort eine ziemlich große „Gay-Community“ erzählte mir ein Taxifahrer.
Ich habe nur einmal in einem Restaurant einen Mann gesehen, der aus seiner Vorliebe für sehr weibliche Kleidung, Handtaschen und Frauenparfume keinen Hehl machte und auch durch seine Gangart auffiel.
Ich war aber nicht wegen der Schwulen nach Köln gekommen, sondern um in einer Sendung des WDR als Experte mitzuwirken.
Und weil ich es Euch, liebe Leser, unter anderem zu verdanken habe, daß ich erfolgreich sein darf, möchte ich Euch ein wenig an meinen Erlebnissen teilhaben lassen und davon in Wort und Bild erzählen.

Da der Westdeutsche Rundfunk sehr ordentlich arbeitet und alles hochprofessionell gemacht wird, nimmt man sich für die wenigen Minuten die ich zu sehen sein werde immerhin zwei Drehtage Zeit. Ich war Montag sehr früh hier abgefahren, schon gegen 9 Uhr in Köln und bin am Mittwoch gegen Mittag wieder abgereist, weil ich noch einen Anschlußtermin im Ruhrgebiet hatte und dann wieder bei Regen, Nebel und zig Baustellen auf die Autobahn ihn Richtung Heidelberg mußte.

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Angekommen in Köln landete ich zunächst in einer Hölle von Baustellen, Einbahnstraßen, verwinkelten Gassen und Umleitungen und mußte feststellen, daß Köln, mal abgesehen von einigen Glanzstückchen, eigentlich keine besonders schöne Stadt ist. Das gilt im Übrigen auch für „mein“ Mannheim hier nebenan und auch -das werden manche der Eingeborenen nicht gerne hören- für das vielbesungene und noch mehr besuchte Heidelberg, ebenfalls hier nebenan.
Abseits der Altstadt und der touristischen Meile herrscht auch da Tristesse.

Untergebracht hatte mich der WDR im Antik-Hotel Bristol, das durch seine liebevoll eingerichteten Zimmer glänzt.

© Antik-Hotel Bristol

In dem Hotel habe ich mich sehr wohl gefühlt, das Personal war überaus aufmerksam und freundlich, die Zimmer extrem sauber und das Frühstück reichhaltig, wenngleich es auch nur das übliche Hotel-Frühstücksbuffet war, das man allerdings in sehr schönem Ambiente einnehmen durfte.

Selbst Auto gefahren bin ich in Köln gar nicht, außer bei der An- und Abfahrt. Das Auto hatte ich die ganze Zeit in der Tiefgarage vor dem Hotel abgestellt (35 Euro/2,5 Tage) und bin ansonsten etwa ein Dutzend mal mit dem Taxi gefahren.
Da erlebt man einiges, vor allen Dingen gewinnt man die Erkenntnis, das moderne Autos, auch wenn sie von Mercedes sind, innen drin kleiner sind, als sie von außen aussehen. Richtig Platz für die Beine habe ich nur bei einer netten Taxifahrerin gefunden, die einen größeren Van fuhr.
Ein Fahrer konnte es überhaupt nicht verstehen, daß ich -ohne Frau und Kinder unterwegs- gegen Abend sein Angebot, mich in den Puff zu fahren oder mir die tolle Mia-Mia aufs Zimmer zu schicken, nicht annehmen wollte.
Ein anderer Fahrer war kurz davor, mich zu Tode zu würgen, weil ich ihn bei strömendem Regen am Hauptbahnhof in Domnähe aus der langen Warteschlange fischte und mich zum Hotel fahren ließ. Die 10 Euro-Fahrt war ihm zu billig und das sagte er auch deutlich, sofern man bei diesem Inder von deutlichem Sprechen überhaupt reden kann. Schon anderthalb Stunden stehe er in der langen Reihe der Taxis und nun sei er endlich vorne angekommen und dann „steige sonne Tünnes ein, der nur um Ecke fahren will.“
Tja, Pech gehabt, mein lieber Herr Gesinghsverein! Ich bin (mittlerweile wieder) fremd in Köln, es regnete in Strömen, ich hatte meine unbequemen Fernsehschuhe an und als Ortsfremder auch überhaupt keine Ahnung, wie weit jetzt mein Hotel vom Hauptbahnhof entfernt war.
Tut mir leid, aber ich finde, daß eine 10-Euro-Fahrt auch nicht zu verachten ist. Ein anderer Fahrer bestätigte mir später, 80% seiner Fahrten lägen zwischen 5 und 12 Euro, das sei ganz normal: „So jroß is Kölle ja nu mal nisch.“

Übrigens: Fernsehschuhe… Eigentlich ganz normale Herrenschuhe, die ich aber schöner finde als meine Bequemschuhe, die ich sonst so trage und mit Bikerboots wollte ich nicht schon wieder Stirnrunzeln bei den Redakteuren erzeugen. Hier zu Hause waren die Schuhe noch bequem und ich hatte sie schon ein paar Mal an, aber dann so den ganzen Tag mit viel Lauferei… Aua!
Die Bikerstiefel, die ich sonst oft trage, sind auch deshalb bei den Fernsehleuten nicht so beliebt, weil sie mich bei knapp 1,90 m noch etwas größer machen und die Kameraleute dann den Interviewreporter meistens auf eine Kiste stellen müssen, damit man uns beide gleichzeitig aufs Bild bekommt.

Ein Fädchen bin ich noch nicht, aber mehr als 30 Kilo sind runter; und es folgen noch mehr.

Am ersten Tag drehten wir im Trauerhaus Müschenborn. Der Inhaber und seine Mitarbeiter waren so freundlich gewesen, das schöne Ambiente des modernen Bestattungshauses für einen Teil der Dreharbeiten zur Verfügung zu stellen.

Modern, geschmackvoll, zweckmäßig und sehr stilvoll

Im Gedenkbuch des Trauerhauses bekommt jeder Verstorbene seinen eigenen Eintrag.

Die Ausstellung von Särgen und Urnen ist eher klein, erschlägt den Kunden aber nicht sofort. Verborgen hinter einer Nischenwand wird der Trauernde auch nicht sofort mit Särgen konfrontiert. Vorbildlich.

Eine sehr umfangreiche Büchersammlung zu den Themen Tod, Trauer, Sterben und Bestattung steht Hinterbliebenen und Mitarbeitern zur Verfügung.

Mehrere helle Beratungsräume, durch Trennwände unterteilbar, ermöglichen die gleichzeitige Beratung mehrerer Familien.

Die Miniatursärge regten schon die Phantasie der Facebook-Leser an, als ich das Bild dort vorgestern vorab veröffentlichte.

Die Kölner und ihr Köln. Die Kölner und ihr Dom.
Er ist allgegenwärtig, der Dom.

Nach den Aufnahmen im Trauerhaus hatten wir noch eine kurze Drehbesprechung, dann bin ich in die Stadt gefahren und habe mich, meine Fernsehschuhe mal wieder verfluchend, auf die Suche nach Dom und Souvenirs gemacht.
Gut, der Dom ist nicht zu übersehen, er ist auch noch genau an derselben Stelle, wo er vor über 30 Jahren war, als ich während meines Studiums mal einige Monate in Köln gelebt habe:

Es gibt bessere Perspektiven, aber es begann auch noch zu nieseln und da habe ich dann lieber die erstbeste Stelle genommen, bei der man den Dom irgendwie halbwegs aufs Bild bekommt.

Der Nieselregen ließ dann nach und ich konnte schön bummeln gehen. Alle Arten von typischen Köln-Souvenirs habe ich konsequent gemieden, weil die sowieso fast alle „made in China“ sind. Stattdessen habe ich in den Seitengassen schöne kleine Läden gefunden und für die Allerliebste und die Kinder jeweils was Passendes gefunden.

Als dann der Regen etwas stärker wurde, hatte ich ja die Grenzerfahrung mit Herrn Taxi-Singhgupta, der die ganze Fahrt über nur mich böse anblickte, mit den Zähnen fletschte und gutturale Grunzlaute von sich gab. Ähnlich muß es sein, bevor ein tasmanischer Beutelteufel angreift.
Daß er mich am Hotel nicht mit beiden Füßen aus dem Taxi getreten hat, war alles…

Am späten Nachmittag war ich dann in einem schönen, kleinen italienischen Lokal essen, ganz alleine und ganz in Ruhe.
Die Wirtin hatte eine ganz merkwürdige Eigenart an sich. Sehr freundlich und gesprächig begrüßte und verabschiedete sie ihre (Stamm)Gäste, ging dann aber jedesmal in eine Ecke neben der Theke und verbalisierte tonlos, nur mit Lippenbewegungen das ganze vorangegangene verbale Geplänkel noch einmal nach, rollte dabei mit den Augen, verzog den Mund und gestikulierte. Offenbar arbeitete sie dort alles das ab, was sie wirklich über die Gäste dachte, um dann wieder mit großer Freundlichkeit den nächsten Gast zu begrüßen und dann wieder in ihrer Ecke, lippenbewegend, gestikulierend und augenrollend zu verharren…

Ihr Mann gab sich große Mühe beim Bedienen und wollte offenbar den ersten Preis im Wettbewerb zum Arroganzpinsel des Jahres gewinnen. Ehrlich, ich bin da nicht anspruchsvoll und alle möglichen Kellner und Wirte gewohnt, aber einer, der nur böse guckt und keine Miene verzieht, kaum etwas sagt und dann auch noch -bei wenig Gästen- abgehetzt wirkt… Nun ja, vielleicht hat er Mimik und Gestik an seine Frau verliehen, die hatte ja zu viel davon.
Aber immerhin: Das Essen war wundervoll! Also wirklich erstklassig, was mich trotz alledem dazu verleitete, am nächsten Abend mit der Redakteurin gemeinsam nochmals dort einzukehren.

Nachdem ich montags bereits seit 4.30 Uhr auf den Beinen war, fast 300 Kilometer LKWs überholt hatte und fünf Stunden Dreharbeiten hinter mir hatte und auch noch Dom (von innen und außen) und Einkäufe erledigt hatte, telefonierte ich vom Hotelzimmer aus (mit dem Handy, weil das Hoteltelefon dreimal so teuer gewesen wäre) mit meiner Familie, duschte ausgiebig und bin dann schon um 18 Uhr ins Bett gefallen. Totenstarre bis zum nächsten Morgen.

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    Lesezeit ca.: 9 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 8. November 2012 | Revision: 19. November 2012

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