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Fundstücke

Leiche verloren – Bestatter soll 8 Mio. Dollar Entschädigung zahlen

Ein texanisches Gericht hat der Familie einer verstorbenen Frau eine hohe Entschädgigung zugesprochen.
Acht Millionen Dollar soll das Bestattungsunternehmen zahlen, bei dem der Leichnam der 25-Jährigen auf unerklärliche Weise „verschwunden“ ist.

Die 25-jährige Julie Mott starb 2015 an Mukoviszidose. Ihr Leichnam sollte eingeäschert werden.
Doch nach der Abschiedsfeier verschwand der aufgebahrte Körper der jungen Frau auf mysteriöse Weise aus dem Sarg.

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Die Suche nach der Leiche verlief ohne Ergebnis. Daraufhin verklagten die Eltern von Julie Mott die von ihnen beauftragte Bestattungsfirma.
Sie forderten Schadenersatz in Höhe von 10 Millionen US-$.

Das Bestattungsunternehmen verdächtigte mehrere Personen aus dem familiären Umfeld, die Leiche ihrerseits gestohlen zu haben.
Der Prozess dauerte mehrere Jahr. Erst jetzt, im Februar 2018, kam das Gericht zu einer Entscheidung.

Am 14.2.2018 entschieden die Geschworenen, dass der Bestattungsunternehmer der Familie von Julie Mott acht Millionen US-Dollar zahlen muss.

Die polizeilichen Ermittlungen des Police-Departements von San Antonio laufen aber nach wie vor weiter.

Quelle der Meldung: Daily News, gefunden von Oliver

Zu der hohen Entschädigungssumme, wie zu allen für unsere Begriffe unfassbar hohen Schadensersatzzahlungen in den USA, ist aber folgendes zu bemerken:

Die Honorare von Anwaltskanzleien sind in den USA frei verhandelbar. Anwaltskanzleien beschäftigen oft bis zu 400 Anwälte.
Die hohe Zahl von Anwälten und der Druck, sehr viel Umsatz einzufahren, sorgt dafür, daß sich die Kanzleien um solche Fälle besonders intensiv bemühen.
Oft macht die Kanzlei bei den Geschädigten das Rennen, die die höchste Schadensersatzsumme herauszuholen verspricht.

Für die Bemühungen der Kanzlei müssen die Geschädigten meist nichts bezahlen. Sie unterschreiben dafür im Vorfeld eine Abtretungserklärung, die der Kanzlei bis zu 33-75% der in Aussicht stehenden Summe überträgt.
Von 1 Mio. Dollar Schadensersatz bleibt schon nach Abzug der Anwalts- und Gerichtskosten oft nur ein Betrag in Höhe von 300.000 US-$ übrig.
Davon sind dann auch noch Reise- und Übernachtungskosten der Familie am Gerichtsort zu bestreiten.

Es sind Fälle bekannt, in denen von 1 Mio. Dollar nur 80.000-90.000 für die „Gewinner“ des Prozesses übrig blieben.

Zudem ist zu berücksichtigen, dass der Verurteilte die Summe oft gar nicht oder nur teilweise und in den meisten Fällen in Raten bezahlen muss.

„Außerdem muss man hierbei beachten, dass in den Vereinigten Staaten zu der eigentlichen Schadensersatzsumme oftmals auch sogenannte „punitive damages“ (übersetzt in etwa: „Strafschadensersatz“) erhoben wird“, sagt Leser A.J. noch dazu.

In der Kategorie „Fundstücke“ präsentiere ich Sachen, die ich zum Thema Tod, Trauer und Bestattungen irgendwo gefunden habe.
Hier erscheinen auch Meldungen aus der Presse und dem Internet, auf die mich meine Leserinnen und Leser hingewiesen haben.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 20. Februar 2018 | Peter Wilhelm 20. Februar 2018

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A.J
6 Jahre zuvor

Außerdem muss man hierbei beachten, dass in den Vereinigten Staaten zu der eigentlichen Schadensersatzsumme oftmals auch sogenannte „punitive Damages“ (übersetzt in etwa: „Strafschadensersatz“) erhoben wird.

Somit ist in den USA ein solcher Prozess nicht nur dazu da den entstandenen Schaden zu regulieren, sondern auch um eine Strafe aufzuerlegen.

Editor
Reply to  A.J
6 Jahre zuvor

@A.J: Inoffiziell gibt es das in D durchaus auch. Manch Zivilrichter bildet sich ein, eigentlich Strafrichter zu sein und hält dann den Streitwert extra auf Maximum (500.000,-), um „ein abschreckendes Exempel zu statuieren“, also sicherzustellen, daß nur Leute mit großem Vermögen Recht gesprochen bekommen.

Stellt sich nur die Frage, ob Bestatter wirklich mit Leichendieben rechnen müssen? Eigentlich werden Leichen doch, wenn schon, dann aus dem Grab gestohlen und nicht beim Bestatter.

Frau Katze
6 Jahre zuvor

Und trotzdem bleibt die Frage, ob das (viele) Geld über die Unwissenheit, was mit dem Leichnam passiert ist, hinwegtrösten kann.

bombjack
6 Jahre zuvor

Plus, was da auch nicht unterschlagen werden sollte (meines Wissens nach):

In den USA existieren im Hinblick auf Produkte und Dienstleistungen unwahrscheinlich viele Freiheiten und damit relativ wenig Vorschriften. Durch die exorbitanten Entschädigungen wird dafür gesorgt, dass Hersteller und Dienstleister trotz den vielen Freiheiten, ihrer Fürsorgepflicht bzw. dem Konsumentenschutz nachkommen.
Sprich Du kannst da vieles machen, wenn aber was passiert, dann bist Du richtig dran….

bombjack




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