Frag doch den Undertaker

Leichen für die Wissenschaft

Ja ok man soll einen Bestatter nicht duzen, vor allem dann nicht wenn der Angeprochene den Schreiber gar nicht kennt. Schwamm drüber, ich tus trotzdem. Ich habe Dein Buch mit Interesse gelesen. (Darf ich meine Oma selbst verbrennen?). Also wirklich schöne Geschichten zum“Totlachen!“
Weshalb ich Dir schreibe hat eigentlich folgenden Grund. Wie läuft eine Bestattung ab, wo der Verstorbene zu Lebzeiten bekanntgegeben hat er wolle seine Leiche Gunter von Hagen (Ein Pathologe der Leichen plastiniert und ausstellt!) zur Verfügung stellen, bzw. als Lehrobjekt für angehende Chirurgen. da Gunter von Hagen zur Zeit keine Leichen mehr annimmt. Ich hatte mich kürzlich mit meinem Sohn drüber unterhalten und hatten erstaunlicherweise diesbezüglich die gleiche Meinung wo unsere Leiche landen soll.
Gruß

Man darf mich hier ruhig duzen, das hat sich von Anfang an so ergeben, daß ich auch die Leser duze, was hauptsächlich damit zusammenhängt, daß hier viele Jahre sowieso nur der Vorname meines alter egos bekannt war.
Wenn der Leichnam eines Menschen der Wissenschaft übereignet wurde, ist er für lange Zeit oder gar für immer verloren und kann nicht bestattet werden.
Von vielen wissenschaftlichen Verfahren ist bekannt, daß von den dort eingesetzten Leichen nichts übrig bleibt.
Ist das aber doch der Fall, so wird das von Institut zu Institut unterschiedlich gehandhabt. Meistens erfolgt auf Kosten der wissenschaftlichen Einrichtung einmal jährlich eine gemeinsame Trauerfeier für alle Verstorbenen und die sterblichen Überreste werden eingeäschert und anonym bestattet.

Der Wunsch, daß der Leichnam der Wissenschaft übereignet wird, entspringt nach meiner jahrzehntelangen Erfahrung in den seltensten Fällen einer besonderen Zuneigung zu Wissenschaft und Forschung, sondern wird zumeist von Männern geäußert, damit die Angehörigen keinen Aufwand für die Bestattung treiben müssen.
Männer neigen dazu, zeitlebens das Thema Tod und Bestattung völlig zu ignorieren und zu verdrängen und wenn dann die Sprache doch einmal darauf kommt, sagen sie so etwas wie:“Mich könnt ihr einfach in den Rhein schmeißen“ oder „Legt mich an den Waldrand und gut ist’s“ oder ganz oft: „Verbrennen und Asche verstreuen“. (Wenn der Sensenmann dann am Horizont schon zu sehen ist, ändern sich diese Aussagen gerne auch schon mal in Richtung Eiche altdeutsch, Zweiergrab und klassische Pissnelken mit Schleife… Es scheint irgendwie als männlich zu gelten, seiner Familie gegenüber den harten einsamen Wolf zu geben, der sich unter einen Busch verkriecht und einsam verendet.)

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Und so ist es dann auch bei wissenschaftlichen Einrichtungen immer gewesen, die Verstorbenen waren einfach weg und die Familie hatte keine „Arbeit“ und Kosten damit.
Selbstverständlich kann man in der Kirche (günstig) oder in der Trauerhalle eines Friedhofs (teuer) trotzdem eine Trauerfeier (ohne Sarg und Urne) veranstalten, nur geht man eben anschließend nicht zum Grab.

Das alles war etwas einfacher, als die Krankenkassen noch rund 1.050 Euro Sterbegeld bezahlten. Da haben Kliniken und Forschungseinrichtungen dann auch immer genügend Mittel gehabt, um die Verstorbenen nach der „Behandlung“ beisetzen zu lassen.
Mit dem Wegfall dieser Leistung müssen nun aber die Angehörigen (bzw. der Verstorbene zu Lebzeiten) oft noch einen gewissen Betrag zuzahlen.

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(©si)