Leichengeruch: Wenn ein Verstorbener lange in der Wohnung liegt, bis er gefunden wird, entsteht in den meisten Fällen ein äußerst unangenehmer Leichengeruch. Der Geruch kann nur schwer beschrieben werden, jeder nimmt ihn ein wenig anders wahr. Ich persönlich finde ihn süßlich, nach Fäulnis riechend, mit einer gewissen Moschusnote. Es ist ein sehr unangenehmer und meist sehr durchdringender Geruch. Leichengeruch unterscheidet sich deutlich von anderen Gerüchen. Wer ihn einmal wahrgenommen hat, erkennt ihn immer sofort wieder.
Man kann sich an Leichengeruch nicht gut gewöhnen. Wenn überhaupt, gelingt das erst nach längerer Zeit. Bestatter und andere Personen, die mit Leichnamen zu tun haben, schützen sich oft durch Gesichtsmasken (ähnlich den FP2-Masken, die ja inzwischen jeder kennt). Als sehr probates Mittel gegen den Geruch hat sich bei Bestattern, Polizisten und auch Obduzenten Wick-Vaporub bewährt. Dieses Einreibemittel gegen Erkältungen riecht sehr stark nach Menthol und man reibt es sich dünn unter die Nase1.
Wenn eine Leiche längere Zeit in einer Wohnung gelegen hat, treten fast immer größere Mengen Flüssigkeiten aus. Diese sickern, je nach Liegeort des Leichnams, in Polster, Teppiche, Holzfußböden, Matratzen, Tapeten, Wandputz, Ritzen von Fliesen usw. Schon nach kurzer Zeit sind Sekrete und Blut getrocknet. Der Geruch jedoch bleibt.
Fast schon von Glück kann man sprechen, wenn der Tod in einem Bett oder auf einem Sofa eingetreten ist. Dann kann das betreffende Möbelstück bzw. die Matratze komplett entsorgt werden.
Doch was kann man gegen den Leichengeruch tun?
- Lüften
Frische Luft hilft immer. Durch kräftiges und sehr langes Dauerlüften kann schon sehr viel bewirkt werden. Der Luftaustausch beseitigt den stickigen Druck, der sofort in die Atemwege steigt. Aber alleine durch Lüften bekommt man den Geruch nicht weg.
- Kontaminierte Gegenstände entfernen
Am besten ist es, wenn alle kontaminierten Gegenstände entfernt werden. Was aus der Wohnung raus ist, kann in der Wohnung nicht mehr riechen.
- Wertvolle Teppiche
Kostspielige Auslegeware gehört in die Hände von Fachbetrieben, die Teppichreinigung anbieten.
- Teures Mobiliar
Sehr teure, oft antike Möbel sollten zu einem Schreiner gebracht werden, der ggf. durch Abschleifen, Beizen und Lackieren noch viel erreichen kann.
- Holzfußböden
Am besten den Schreiner rufen und den Boden behandeln lassen
- Tatortreiniger
Kennt man ja aus dem Fernsehen, bloß dass es im wahren Leben weniger spektakulär zugeht. Man findet diese Betriebe z.B. unter Spezialreinigung, Tatortreinigung oder Intensive Cleaning etc. Diese Firmen verfügen über das notwendige Know-How und vor allem können sie die Reinigungsmittel erwerben, auf die der Laie nicht zurückgreifen sollte.
- Chemische Mittel
Die Klassiker sind Chlor, Ammoniak und Soda. Aber bitte nicht wild durcheinander und schon gar nicht mit anderen Putzmitteln vermischt! Chlor und Ammoniak kann man gut einwirken lassen. Beide Mittel riechen selbst sehr stark und können wirkungsvoll auch tief eingedrungenen Leichengeruch verdrängen.
Bitte die Anwendungshinweise auf den Packungen sorgfältig beachten.Unter Serienmördern und Tatortreinigern gleichermaßen gilt Zementschleierentferner als wahres Wundermittel. Besonders bei der Reinigung von Fliesen, Fliesenfugen, Steinfußböden und anderen glatten Flächen (mitunter auch Putz auf Wänden) wirkt dieses Reinigungsmittel besonders gut.
- Ozon-Generatoren
Ein Ozon-Generator/-luftreiniger ist ein überraschend preiswertes Gerät. Stellt man ein solches Gerät in einen kontaminierten Raum und lässt es (Gebrauchsanweisung beachten!) lange genug laufen, kann wirkungsvoll der üble Gestank beseitigt werden. Eventuell muss die Prozedur mehrmals wiederholt werden.
Fazit:
Leichengeruch ist unangenehm und hartnäckig. Die sicherste Methode zur Beseitigung ist die Beauftragung einer Fachfirma. Ansonsten helfen Geduld, die o.g. chemischen Mittel und vor allem der empfohlene Ozon-Luftreiniger.
1 Lies die Warn- und Anwendungshinweise auf dieser Seite: https://www.healthline.com/health/vicks-vaporub-benefits
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Blut beseitigen., Leiche beseitigen, Leichengeruch, Spuren vernichten
Auf die Idee mit dem Ozon-Apparat sind wir noch gar nicht gekommen.
Das ist sicher auch für uns Bestatter gut geeignet, um Kühlkammer und andere Räume aufzufrischen, oder?
Ja, sicher. Wir haben Hunde. Und es gibt Stellen im Haus, die nach Hund riechen. Nicht nach Urin oder so, die sind stubenrein. Aber am Fell haftet natürlicherweise ein Fett und speziell an Wänden und Türen oder auch auf Fußmatten usw. kann sich der Geruch trotz Reinigung festsetzen.
Türen und Fenster zu, Ozonreiniger 30 Minuten laufen lassen, dann mit angehaltener Luft rein, alle Fenster auf und anschließend riecht es frisch und das für lange Zeit.
In einem Interview berichtete Prof. Michael Tsokos, Leiter der Rechtsmedizin an der Charitè Berlin, auch wenn es noch so stark riecht, dass er keinesfalls wie oben beschrieben (Wick-Vaporup), bei einer Obduktion solche und/oder ähnliche Mittel verwenden würde. Zu groß wäre dann die Gefahr wichtige Hinweise auf die eventuelle Todesursache zu übersehen bzw. zu überriechen.
Scheinbar kommen Rechtsmediziner gar nicht so selten schon durch den Geruch den ein Leichnam verströmt vor, oder während der Öffnung, der möglichen Todesursache auf den Grund. Zumindest könnte so schon eine eindeutige Richtung zur Todesursache eingeschlagen werden.
Das stimmt, ich habe das auf einer Tagung von ihm auch schon mal gehört.
Das mögen auch andere Obduzenten noch so handhaben.
Aber ich war schon so oft in der Rechtsmedizin, dass ich Dir sagen kann, man nimmt Wick.
Im Übrigen soll Wick an der Nase gar nicht so gesund sein.
Wir haben früher -wegen des hierzulande hohen Preises von Wick Vaporub – lieber Japanisches Heilpflanzenöl tröpfchenweise in der FP2-Maske verwendet. Das verteilt sich viel besser, schmiert nicht so und hält auch länger.
Sehr interessanter Artikel. An so was denkt man ja gar nicht, wenn man mal wieder in der Zeitung liest, dass jemand so anonym verstorben ist.
Ich schließe mich an – super interessant! Danke.
Als vor zehn Jahre mein Onkel starb, musste ich den Teppich reinigen, auf dem er zwei Tage gelegen hatte. Ich hatte keine Ahnung, wie man so etwas macht und erst einmal diverse Putzmittel ausprobiert, aber Dauerlüften hat sehr geholfen.