Allgemein

Leichenwagen oder was?

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

„Ich lese bei Dir immer vom Bestattungswagen, heisst das nicht mehr Leichenwagen?“

In den Papieren eingetragen ist bei uns „Sonder-Kfz. Bestattungswagen“.
Aber die Bezeichnungen Leichenwagen, Totenauto und andere, oft nur regional gebräuchliche, Ausdrücke sind durchaus verwendbar und auch nicht falsch.
Ich denke mal, daß sich umgangssprachlich der Begriff Leichenwagen wohl am meisten durchgesetzt hat. Wir sagen hier in unserer Firma stets Bestattungswagen bzw. Bestattungsfahrzeug.
Das hat aber keinen wichtigen Grund, wir finden nur, daß es besser zu Bestattungshaus, Bestattung und Bestatter passt.

Schwarzfahrer nennen sich gerne diejenigen,

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… die privat einen ausgemusterten Bestattungswagen nutzen und unter Schwarzfahrern werden Leichenwagen gerne auch mit den Kurzwörtern Leiche oder Bestatter benannt: Ich habe einen 1959er Lincoln Bestatter und hatte vorher eine Opel-Admiral-Leiche.

Ich hatte schon mal eine Audi 100 Leiche, aber damit habe ich was anderes gemeint. (Da ist mir Rechtsanwalt Dr. Backenbach reingefahren, heul, der Wagen war noch soooo schön.)

Darf denn jeder mit sonnem Karren rumfahren, ich mein das ist doch bestimmt verboten wenn man kein Bestatter ist.

Bestattungswagen darf jeder fahren, die Eigenschaft ein Bestattungssonderkfz. zu sein, ist dem Fahrzeug im KFZ-Brief/Schein mitgegeben und bleibt ihm solange erhalten, bis das (etwa durch Umbau in ein Wohnmobil) geändert wird, normalerweise bis zur Schrottpresse. So wie jeder sich auch einen Bus oder ein Feuerwehrauto kaufen kann, kann sich auch jeder ein Bestattungsfahrzeug kaufen.
Da Bestattungsfahrzeuge steuerlich und versicherungsmäßig günstig sind, ist das für viele interessant.
Allerdings können Unfallreparaturen recht teuer werden, denn es sind vielfach Sonderteile verbaut, die nicht ohne weiteres überall beschaffbar sind.

Wo bekomme ich einen Leichenwagen her? Hast Du einen abzugeben?

Eine sehr gute Quelle ist das bekannte Internetauktionshaus. Hat man sich mal durch die endlosen Angebote von Powersellern, Profihändlern und Massenanbietern durchgewühlt, findet man ab und an ein richtiges Schnäppchen. Bei einem Bestattungsunternehmer zu fragen, hat eher wenig Zweck und lohnt sich nur, wenn man ein ganz bestimmtes, seltenes Modell im Auge hat und abwarten kann.
Auch die Hersteller von Bestattungsfahrzeugen haben oft Gebrauchtwagen im Angebot, die sie in Zahlung genommen haben.
Man muß allerdings berücksichtigen, daß Bestattungswagen oft von Bestatter zu Bestatter gehen und erst dann an Privat verkauft werden, wenn sie recht betagt sind und einen hohen Aufwand bedeuten.

Wir selbst haben schon Bestattungswagen im Internet versteigert. Einer ging an eine Musikgruppe, die den Wagen als Bandbus verwendet. Der 6-Sitzer bietet vorne genug Platz für die Musiker und hinten massig Raum für die Ausrüstung. Aber normalerweise finden sich immer andere Bestatter, die da noch Interesse haben.
Ein Wagen (VW-T4) hat einen interessanten Lebenslauf. Er fuhr zuerst an die 120.000 Kilometer für ein bekanntes Berliner Leichenfuhrunternehmen und wurde dann bei einem Hersteller in Zahlung genommen. Wir erwarben ihn dann als dritten Wagen und er erfreute sich bei den Fahrern aufgrund der guten Sitzposition und leichten Handhabbarkeit großer Beliebtheit. So kam es, daß er -anders als geplant- dann beinahe tagtäglich bei Krankenhausabholungen usw. im Einsatz war und bei uns nochmals 130.000 Kilometer zurücklegte. Für einen Bestattungswagen ist das viel, abgesehen von Streckenüberführungsfahrzeugen, fahren die ja eher immer nur im näheren Bereich Kurzstrecke.
Danach musterten wir das Fahrzeug aus dem aktiven Dienst aus und er stand ein halbes Jahr bei uns herum.
Wir haben dann die Verblendungen an den Fenstern entfernt, den Sargboden herausgenommen und das Fahrzeug komplett desinfiziert und grundgereinigt. Mit einer hinteren Sitzbank ausgestattet, diente das Fahrzeug dann mir und allen Mitarbeitern noch bis Kilometerstand 441.000 als Freizeit- und Transportfahrzeug für alle Gelegenheiten.
Danach verkaufte ich das Fahrzeug an einen Pferdehof, wo es heute noch Dienst tut und als Werkstattwagen der angegliederten Schreinerei im Einsatz ist. Mittlerweile hat er über 560.000 km auf dem Buckel. Ein Hoch auf den 5-Zylinder AAB-Dieselmotor, der übrigens ohne jeglichen Umbau seit über 400.000 Kilometern mit 20% Diesel und 80% Rapsöl von ALDi bzw. altem Frittenfett betankt wird.
(Ja, das darf man.)

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#leichenwagen #oder #was?

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