Geschichten

Lodernde Flammen -3-

Kaum war er weg, stürmte ein älterer Herr in unser Bestattungshaus. „Wo ist denn da jemand, der sich auskennt?“, herrschte er Frau Büser an, die ihn nur nach seinem Begehr gefragt und ihm den Gruß entboten hatte.
„Der Chef kommt gleich, bitte nehmen Sie doch einstweilen hier einen Moment Platz. Möchten Sie einen Kaffee?“

„Wenn ich Kaffee will, dann gehe ich ins Café Krämer. Sitzen will ich auch nicht, oder mache ich etwa einen gebrechlichen Eindruck auf Sie?“

„Wie Sie wünschen.“

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„Was soll das denn heißen? Warum kommen Sie mir mit solchen Floskeln? Wie ich es wünsche? Wenn ich es mir wünschen könnte, dann wäre ich nicht hier. Dann wäre ich mit meiner Frau jetzt in Bad Berleburg und würde mir einen schönen Lenz machen. Aber man hat ja keine Wahl. Das Leben ist eben keine Blumenwiese und deshalb bin ich hier. Man kommt um Euch Brüder ja nicht herum. Das Leben ist schon teuer genug, aber der Tod kostet immer nochmal richtig Geld. Und wenn ich schon mein sauer verdientes Geld hier lassen muß, dann will ich nicht mit einem Kaffee aus dem Pappbecher auf die Wartebank geschickt werden und von irgendeiner subalternen Figur beraten werden. Wo ist der Chef?“

Ich hörte das durch die angelehnte Bürotüre und eilte hinaus, um den armen Menschen zu retten. Nein, nicht Frau Büser, sondern den alten Herrn. In solchen Situationen neigt meine erste Bürodame nämlich dazu, anderen freundlich und milde lächelnd den Kopf abzubeißen…
An ihren hochgezogenen Augenbrauen erkannte ich, daß die Büserin schon kurz vor dem Beißen war und der zornige Alte ahnte nicht, daß ich es ihm durch mein Erscheinen erspart hatte, seiner Frau in die ewigen Jagdgründe zu folgen.

„Was ham’wer denn?“, lautete mein Gruß, den ich ganz absichtlich so formulierte. Ich wollte dem alten Herrn zeigen, daß ab jetzt wieder normal geredet wird. Und normal, das bedeutet für mich in erster Linie leise.

Nun war es ihm, seine buschigen Augenbrauen hochzuziehen. Ich überragte ihn um Haupteslänge und lächelte. Dabei hielt ich ihm meine ausgestreckte Hand zum Gruß hin. Unwillkürlich ergriff er sie und ich schüttelte sie und zog den Mann zugleich zum Sofa in der Hall hinüber: „Kommen Sie, wir setzen uns!“.

Und schon saß er und ich lächelte ihn weiter an: „Käffchen?“


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Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 1. März 2017

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Udo
7 Jahre zuvor

„Käffchen?“ Klasse! 🙂 YMMD




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