Geschichten

Nimm zwei!

Meine Frau neigt dazu, ihre Probleme zu meinen machen zu wollen.
Damit meine ich nicht, dass ich mich als treusorgender Ehemann und Vater um allerlei Dinge kümmern muss, um die ich mich ohne die Allerliebste und die Kinder nicht kümmern müsste. Ich komme meinen Gatten- und Vaterpflichten gerne nach und habe anerkannt, dass es unter der strahlenden Sonne von Mittelerde sowieso nur mich geben kann, der zum Superhelden taugt.

Nein, ich meine diese kleinen täglichen Dinge. Ich habe mein Büro ganz oben, das Wohnzimmer ist unten. Die Batterien in einer von den 762 Fernbedienungen sind leer. Sie schreibt mir ne SMS, ich solle Batterien wechseln, und zwar die dünnen. Dünne? Ja, wie dünn? Dünn im Durchmesser? Also längliche, die dünner sind als andere? Dann meint sie AAA-Batterien. Oder meint sie dünn im Sinne von flach, also mithin so Knopfzellen und deren Derivate? Sie kommt dann hoch, zeigt mir die offene Fernbedienung und die herausgenommenen Batterien. So weit, so gut. Aber wo befinden sich die Batterien für Fernbedienungen bei uns im Haus? Natürlich unten im WOhnzimmer, genau dort, wo sie die Fernbedienung auseinandergenommen hat und die Batterien entnommen hat.

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„Du, ich habe diesmal nur die 75er Aspitolicinomin-Tabletten bekommen, ich brauch doch aber die 150er.“

„Dann nimm einfach zwei.“

„Ja, aber da musst Du erst zum Arzt und ein neues Rezept holen.“

„Du hast doch die 75er, nimm einfach zwei.“

„Ruf doch mal in der Apotheke an.“

„Wozu? Nimm einfach zwei.“

„Lies doch mal den Beipackzettel, vielleicht steht da was drin.“

„Nimm einfach zwei.“

„Ja, aber es wird doch einen Grund haben, dass es 75er und 150er gibt.“

„Ja, damit man von den 75ern zwei nehmen kann. Nimm die einfach.“

„Nicht, dass das dann zu stark ist.“

„Wie denn? Zweimal 75 ist doch 150.“

„Ja, aber das sind ja dann zwei Tabletten, das muss doch stärker sein. Also das Doppelte.“

„Es sind zwar zwei Tabletten, aber die haben ja nur die Hälfte drin.“

„Ob das dann reicht, wenn da nur die Hälfte drin ist?“

„Das reicht, nimm zwei.“

„Willst Du nicht doch vorsichtshalber beim Arzt oder in der Apotheke anrufen?“

„Mach doch selbst.“

„Du kannst sowas besser.“

„Was kann man da schon falsch machen? Nimm einfach zwei und lass mich dann damit in Ruhe.“

„War doch nur ne Frage.“

„Und die hab ich beantwortet, nimm zwei.“

„Dass ihr Männer auch immer alles so kompliziert machen müsst.“

Hinweis:
Nehmen Sie Medikamente nur nach Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers ein.
Beachten Sie die Packungsbeilage.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 22. März 2022

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Nobody
2 Jahre zuvor

Hach ja, welcher Mann fühlt sich da nicht ertappt? Und alleine das wir das immer wieder, ohne handgreiflich zu werden, lösen, macht uns zur Reinkarnation von Gandhi und Mutter Theresa in einer Person. Oder im Umkehrschluss würde uns jeder Richter freisprechen wenn ein Familienmitglied einen dieser Tage nicht unbeschadet übersteht 😉

Georg
Reply to  Nobody
2 Jahre zuvor

Gandhi hat seinen Sohn verstoßen und enterbt weil der sich erdreistete seinen Glauben zu wechseln und diese falsche Nonne wollte nur missionieren,Hilfe haben die Armen kaum von ihr bekommen,deren Reinkarnation möchte ich nun wahrlich nicht sein…..

Melancholia
Reply to  Georg
2 Jahre zuvor

Über Mutter Teresa liest man tatsächlich nicht nur Gutes.

Nobody
Reply to  Georg
2 Jahre zuvor

Woher wusste ich nur schon vorher, dass das kommen würde 😀 ein Hoch aufs Internet. Aber nichts desto trotz stehen die Namen immer noch für Friedfertigkeit und Mildtätigkeit. (Und das nicht alles Gold ist was glänzt und man hier sicher nicht an der Oberfläche kratzen sollte, steht außer Frage.)
Aber sei es drum, ich zucke schließlich auch bei Worten wie „jedem das seine“ jedes Mal innerlich zusammen und will aufschreien und demjenigen erklären warum man das besser nicht sagt.

Nobody
Reply to  Peter Wilhelm
2 Jahre zuvor

Jaaa… da bin ich ganz bei dir… Geht mir ähnlich, von den Großeltern/Eltern ganz normal verwendet, nie etwas dabei gefunden, ist mir immer locker über die Lippen gekommen. Seit dem ich weiß wie es noch verwendet wurde/gemeint wurde, liegt es mir zwar immer noch auf der Zunge, aber ich Schluck es schnell wieder runter und ersetze es meist durch etwas wie „jedem wie er mag“ oder rheinländischer „jeder jeck is anders“. Aber der schöne Ausspruch wurde mir tatsächlich gänzlich versaut. Und ich zucke doch jedesmal innerlich zusammen, wenn jemand es vielleicht nur in Unwissenheit, aber in jedem Fall ohne böse Absicht verwendet. Eine Belehrung verkneife ich mir allerdings fast immer, denn irgendwie wünsche ich mir auch das es wieder reingewaschen wird und irgendwann diese unsägliche Bedeutung verliert und wir diese Phrase ohne schlechtes Gewissen wieder verwenden können. Ob ich das jetzt bei Sprüchen über/mit Gandhi oder Mutter Theresa genauso sehe, eher nicht… zumindest nicht im Spass. Tatsächlich betrachtet ist die weiße Weste wohl bei weitem nicht so weiß wie man gedacht hat. Aber das sie… Weiterlesen »

2 Jahre zuvor

Szenen einer Ehe! Loriot hätte es nicht besser gekonnt.

Melancholia
2 Jahre zuvor

Böse :-))
Bei uns bin ich die Hobby-Pharmazeutin, und die Fernbedienung greife ich nicht mal mit der Grillzange an!

Olaf
2 Jahre zuvor

Geschichten, die das Leben schreibt 🙂

Anonym
2 Jahre zuvor

Kleiner Einspruch zu den Tabletten von jemanden der PTA gelernt hat….Deine Rechnung stimmt nur, wenn beide Tabletten(stärken) von der Galenik her, gleich sind.

Praktisches Beispiel, wo die Addition tierisch und u.U. mit sehr beschissenen Konsequenzen für den Einnehmer in die Hose geht:
Tramadol AL 150 mg Retardtabletten vs. Tramadol Tabletten 50 mg
Das erstere gibt die 150 mg auf einen längeren Zeitraum ab, während die andere die 50 mg auf einen Schub freisetzt. Nimmst Du von der letzteren drei Stück, bist Du wahrscheinlich ein sehr guter Kandidat für eine Überdosierung….

Daher von beiden Packungen den Waschzettel durchlesen…..ob es von der Art der Wirkstofffreisetzung (= ein Aspekt der Galenik) die gleichen Teile sind….

bombjack

Ichtio
2 Jahre zuvor

Des Pudels Kern ist: Männer versuchen auf alle Probleme zu lösen, die Frau ihnen vorlegt. Dabei wollen Frauen keine Lösung, sie wollen nur ihr Problem und somit sich selbst gepflegt wissen.

Felix
2 Jahre zuvor

Aspitolicinomin 75mg und Aspitolicinomin 150mg sind nicht nur „galenisch“ gleich. Die Wirkung entspricht nämlich jeweils etwa der von 33 1/3 Globuli und einem Fingerhut belebten Wassers bei Neumond.
Warum gibt es also die 150er Größe? Weil viel viel hilft.
Übrigens: Aspitolicinomin retard in der Anstaltspackung wird laut Apotheken-Umschau exclusiv nördlich des Lakritzäquators vermarktet und ist strengstens verschreibungspflichtig.

Dreana Leskad
2 Jahre zuvor

Die Diskussion erinnert mich an einen harmlosen Spielenachmittag mit den (fast erwachsen) Kindern im Hause meiner besten Freundin. In einer Spielpause sprachen wir über diverse Gesellschaftsspiele und meine Freundin fragte mich im Zuge dessen, ob ich Spiel “XY“ kenne, was ich verneinte. Sie sagte dann: “Was? Echt nicht? Das haben wir früher bis zur Vergasung gespielt …“.
Die Kinder wurden sehr still, rissen entsetzt die Augen auf und standen wortlos vom Tisch auf und wollten zuerst gehen, bis wir sie fragten, was das denn nun soll, warum usw.

Die Tochter machte uns dann ziemlich unwirsch deutlich, was sie von der Aussage “bis zur Vergasung“ hielt. Ähm … schluck … ja, natürlich, völlig daneben , richtig. Entschuldigung, war so aber ja gar nicht gemeint und nur so dahergesagt.
Gespielt haben wir dann nicht mehr, sondern diskutiert über die Gedankenlosigkeit der deutschen Sprache, das “Einfachnursodahinsagens“ etc.pp.

MIR ist es bis dato nicht mehr “passiert“, diesen Ausdruck zu gebrauchen ☝.

Nobody
Reply to  Dreana Leskad
2 Jahre zuvor

Oh ja, das ist auch son schöner Ausspruch… lange nicht benutzt, aber als Kind durchaus normal und üblich…

Robbi
Reply to  Nobody
2 Jahre zuvor

War bei uns auch normal. Ebenso hat meine Mutter, wenn jemand verstarb, den Spruch von sich gelassen: „Wieder ne Brotkarte mehr.“ Wohl in Erinnerung an die Nachkriegszeit.




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