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Ökosarg, Ökobestattung

Ich habe jetzt viel über den Okösarg gelesen und möchte gerne in einem solchen bestattet werden. Muß ih den extra vorbestellen?

Warum weigert ihr euch bei Öko?

Es wird im Moment ein wenig Wirbel um „Ökobestattungen“ gemacht. Einige Bestatter, allen voran derzeit die Kollegen in England, haben die Begriffe Öko und Bio für sich entdeckt und bieten entsprechende Bestattungen an.
Die Särge haben ein Ökosiegel, Urnen sind aus abbaubarer Maisstärke oder Pappe und selbst beim Transport der Leiche wird ein Fahrzeug mit Biodiesel eingesetzt.

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Die Presse fragte in den vergangenen Tagen, warum deutsche Bestatter diese Nische nicht besetzen wollen und sich diesen Entwicklungen verschließen.

Man darf doch bitte eines nicht vergessen: Wenn irgendwo ein Mensch tot umfällt, dann muß man bitteschön gar nichts machen, irgendwann holt sich irgendwie die Natur alles wieder zurück. Nun wäre es schon aus ästhetischen Gründen unpraktisch, würden überall Leichen herumlümmeln, um auf dieses irgendwann und irgendwie zu warten. Da ist es schon praktischer, wenn der Bestatter vorbei kommt, das Herumlümmeln unterbindet und dafür sorgt, daß das Vergehen des Leichnams an einem besser geeigneten Ort geschieht. Aber im Grunde ist eine Bestattung nur eine geführte vollkommen natürliche Ökoverwertung.

Wenn ich mir eine Erdbestattung bei uns anschaue, dann sehe ich nur noch wenige Möglichkeiten, das noch ökologischer zu gestalten. Die Särge bestehen aus nachhaltigem Forstbau, haben ein Ökosiegel, sind aus reinem Vollholz, sind mit wasserlöslichen und abbaubaren Farben behandelt usw.
Jetzt noch ein wenig Theater um das machen, was wir sowieso schon haben und dann das Ganze Öko nennen.

Ich will den Ökogedanken aber nicht ins Lächerliche ziehen. Angesichts so mancher Entwicklung auf unserem Planeten kann es tatsächlich nicht verkehrt sein, sich auch im Kleinen darüber Gedanken zu machen. Aber wir haben bei einer Erdbestattung nur noch wenige Möglichkeiten, noch ökologisch einwandfreier zu arbeiten. Man kann jetzt natürlich jeden einzelnen Arbeitsschritt unter die Lupe nehmen usw. aber letztlich betrifft das dann irgendwann nur noch die zu vernachlässigenden Kleinigkeiten. Das Große und Ganze ist biologisch.

Es gibt aber zwei Punkte, die dem Ganzen etwas entgegenstehen. Das ist zum einen die Einbalsamierung und zum anderen die Verwendung der von den Krematorien mitgegebenen Aschenkapseln. Wir bieten Einbalsamierungen an und für etliche Kunden ist das ein großer Segen. Die gesamte bewahrenden und wiederherstellenden Maßnahmen können das Abschiednehmen erleichtern oder gar erst überhaupt möglich machen.
In manchen Instituten, vor allem aber fast schon grundsätzlich in Amerika, wird bei den Kunden der Eindruck erweckt, als gebe es überhaupt nur zwei Möglichkeiten: Entweder Einbalsamieren oder sofort ins Feuer und weg.

Jetzt behaupten die Amis, das müsse bei ihnen schon wegen der klimatischen Verhältnisse so sein. Wer aber jemals in den Staaten war und gesehen hat, daß dort sogar Hundehütten, Abstellräume und Garagen im Sommer wie im Winter auf bequeme 21 Grad klimatisiert werden, der weiß, daß das nicht wirklich etwas mit dem Klima zu tun hat.
Näheres zum Thema Einbalsamierung habe ich in diesem Grundlagenartikel hier aufgeschrieben, den ich jedem gerne nochmals ans Herz legen möchte.
Bei uns gehört das Einbalsamieren nicht zum Standard und das ist vermutlich auch gut so. Selbst wenn man jetzt die Zahl aller heute schon durchgeführten Einbalsamierungen verdoppeln würde, fiele das statistisch kaum ins Gewicht, so wenig ist das bis jetzt.

Der zweite Punkt sich die metallenen Urnen und Aschenkapseln. So eine Stahlblechurne ist ja irgendwann auch mal verrostet und verrottet, aber das dauert einerseits sehr lange und andererseits gibt es auch Urnen aus Kupfer, Bronze, Marmor, Edelstahl und anderen Materialien, die kaum vergehen.
Damit eine Aschenbeisetzung ökologisch unbedenklich ist, müsste der Bestatter eine Urne verwenden, die im Erdreich vergeht. Urnen aus Holz- oder Mineralpressstoffen, Zellulose, Maisstärke und Pappe sind heute schon im Angebot, hinzu kommt die breite
Palette an Holzurnen und das alternative Angebot mit Urnen aus ungebranntem Lehm, Pflanzenfasern usw.
Derzeit ist es aber so, daß ausschließlich bei der Seebestattung und bei der Beisetzung einer Urne im Beisetzungswald die Asche aus der Blechkapsel des Krematoriums direkt in eine auflösbare Urne umgefüllt wird.
Ansonsten kann man sich eine SuperBio-Öko-Urne, von Baldur Springmann mit den Ohrläppchen geklöppelt, kaufen: Es wird immer eine Stahlblechaschenkapsel drinstecken.

Hier ist aber einiges im Wandel. Viele Bestatter sind mittlerweile schon dazu übergegangen, die Aschenkapseln einfach zu öffnen und die Asche direkt in eine auflösbare oder verrottbare Urne umzufüllen.

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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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Tobias
15 Jahre zuvor

Wenn man aber mal bedenkt, wie viele Dosen Suppe, Ravioli, Erbsen, Mais, Rasiergel, Deospray usw. wir im Laufe unseres Lebens verbrauchen und entsorgen, fällt dann eine einzige Blechurne ganz am Ende wirklich ins Gewicht…?

Flöti
15 Jahre zuvor

Die Dosen werfen wir aber in den Müll und da werden sie aussortiert. Vergrab doch mal eine Dose Ravioli im Garten und schau mal nach 30 Jahren oder so nach!

Ausserdem ist es nicht eine einzige Blechurne ganz am Ende, sondern es sind so eine halbe Million jedes Jahr in Deutschland.

Klaus
15 Jahre zuvor

Da die Dosen teilweise im Supermarkt schon anfangen zu verrosten, wird es in der Erde nicht anders sein.

Lassen wir doch den zukünftigen Archäologen auch etwas zum finden.

J
15 Jahre zuvor

> Viele Bestatter sind mittlerweile schon dazu übergegangen, die Aschenkapseln einfach zu öffnen und die Asche direkt in eine auflösbare oder verrottbare Urne umzufüllen.

ist das nicht illegal, so wie ich das verstanden habe?*grübel*

MacKaber
15 Jahre zuvor

Was mit den Urnen, die sich in einer Wand befinden nach Ablauf der Ruhezeit geschieht weiß auch keiner. Die stehen dort doch die gesamte Zeit trocken und geschützt und dürften doch dann nahezu unversehrt sein?

15 Jahre zuvor

Im Englischen ist (zumindest bei Lebensmitteln) das, was bei uns „bio“ oder „öko“ heißt bekanntlich „organic“. Wie werden solche Begräbnisse denn beworben? Als „organic funerals“? LOL!

Ganz wichtig ist auch der Bio-Diesel im Leichenwagen. Vor allem dann, wenn die Trauergäste samt und sonders mit dem eigenen Auto und hundsgewöhnlichem Stinksprit angefahren kommen.

Roland
15 Jahre zuvor

[quote=“Tom“]Nun wäre es schon aus ästhetischen Gründen unpraktisch, würden überall Leichen herumlümmeln, um auf dieses irgendwann und irgendwie zu warten.[/quote]

Wunderbar! Köstlich! Wirklich toll formuliert 😀

Hans
15 Jahre zuvor

Herumlümmeln geht aber auch und scheint manchen sogar ganz recht zu sein. Als Bill Bass seinerzeit in Knoxville seine „Body Farm“ aufbaute, hatte er keine Probleme, dafür Bewohner zu finden.

Was die Ökobestattungen angeht: Hier lohnt es sich, mal das Buch von Mary Roach zu lesen (deutscher Titel: „Die fabelhafte Welt der Leichen“). Interessant darin sind in diesem Zusammenhang die Kapitel zum Gefriertrocknen und Kompostieren.

Bitghost
15 Jahre zuvor

Nina, ich glaube Du irrst.

„Organic“ bedeutet bei den Engländern nach meinem Wissen mitnichten „Bio“ oder „öko“, sondern lediglich „nicht chemisch“, also „organisch“

Und ist damit meist ein recht nutzloser, aber werberelevanter, Aufdruck.

Sascha
15 Jahre zuvor

Die Parsen lassen die Leichen einfach auf natürlichem Wege im Freien vergammeln. Entsprechend ist der Zutritt zu den sog. „Türmen des Schweigens“ auch stark eingeschränkt.

Quelle

http://de.wikipedia.org/wiki/Zoroastrismus#Kult

15 Jahre zuvor

Das wäre ja gerade meine erste Sorge, wenn ich einen Angehörigen zu bestatten hätte. „Ist das eine Biobestattung?“ Meine Güte….,

15 Jahre zuvor

@ Bitghost:

Ich kann es nicht hundertpro für die Engländer sagen, aber bei den Amerikanern ist „organic food“ soviel ich weiß schon das Äquivalent zu unserem „Bio“. Ich weiß natürlich nicht, welche Richtlinien die ansetzen, ob deren Bio auch bei uns als Bio durchginge, aber wenn man mal großzügig von der Subbotschaft „gesünder, da natürlich“ ausgeht, dann sollte es meines Wissens schon diese Bedeutung haben.
Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Vielleicht ist das ja wirklich regional unterschiedlich.

Djinni
15 Jahre zuvor

Also ich kenne „organic (food)“ auch als Synonym für das „Bio“ im Deutschen bei Nahrugsmitteln. Ich wüsste auch nicht, welche Übersetzung es sonst geben könnte. „Bio“ (sprich „Baio“) im Englischen kenne ich nur als „biodegradable“ im Sinne von „biologisch abbaubar“

15 Jahre zuvor

Zum Thema Särge: Haben die echt alle FSC oder PEFC-Siegel? Da diese Sache doch eine relativ neue Entwicklung ist, zumindest für die meisten Waldbesitzer/betreiber, wundert es mich ein wenig, dass Särge solche Siegel besitzen?
Zum Thema Schadstoffe: Wie ist das eigentlich mit Menschen? Wir dürften doch auch „umweltbedenklich“ sein, zumindest verschiedene Raucher?

Matthias
15 Jahre zuvor

Ich würde ganz gern mal eine Fotodokumentation zu sogenannten „vergänlichen“ Urnen hier veröffentlichen, weiß aber nicht wie?

14 Jahre zuvor

warum meint eigentlich jeder, er müsse den Leuten vorschreiben, wie sie ihre Toten zu bestatten haben?!
Das die deutschen Bestatter so rumzicken wegen den Särgen hat doch wohl nur einen einzigen Grund:
sie können es sich leisten.
Wenn ich mir etwas anderes als einen Sarg kaufen möchte, kann mir kein Mensch reinschwätzen. Wenn ich mich in einem Sarg aus handgesponnener Angorawolle beerdigen lassen möchte, weil ich das aus einem mir bekannten Grund so MÖCHTE haben irgentwelche Leute dazu etwas zu sagen, und können sogar mitbestimmen.
Ich halt´s nicht aus! Das geht doch wohl gar nicht.




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