Herr Bauer war da und ich habe ihn mit einem Lächeln begrüßt, weil ich dachte, er käme nochmal in Sachen Olugulade und habe vielleicht Neuigkeiten für mich. Aber Herrn Bauer war nicht zum Lächeln zumute, seine Frau ist gestorben. Man darf vielleicht mit Fug und Recht sagen: endlich gestorben.
Wir werden uns darum kümmern, es ist ja alles schon lange besprochen, aber Herr Bauer fällt als Hilfe jetzt völlig aus, der ist nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber die Leute vom Pflegedienst, so erzählte er mir, kümmern sich darum, daß er nicht allein gelassen wird.
Die ermittelnden Beamten der Kripo kenne ich, aber ich kann dort niemanden erreichen, die Herren sind unterwegs.
Wie wird es weitergehen? Keine Ahnung!
Fakt ist ja, daß die Todesursache offenbar ungeklärt ist, sonst wäre der Verstorbene nicht beschlagnahmt und in die Rechtsmedizin gebracht worden. Die Wohnung, so hat mir Herr Bauer erzählt, sei aber nicht versiegelt. Das deutet für mich darauf hin, daß die Polizei aber eher nicht von einem Verbrechen ausgeht. Selbsttötung? Nein, das schließe ich mal aufgrund von Lebenserfahrung aus. Kein Mensch zieht mit einem kleinen Kind um und nimmt sich dann in der neuen Wohnung das Leben, ohne Vorkehrungen für das Kind zu treffen.
Immerhin ist Daniel jetzt bei uns. Ich werde mal beim Jugendamt anrufen und mich erkundigen, wie sowas jetzt funktioniert. Man kann ja nicht einfach ein Kind übernehmen. Außerdem muß Daniel ja auch irgendwann mal in die Schule und ich müsste mal in die Wohnung, um Sachen für ihn zu holen und es steht ja auch noch der geliehene Kleinlaster mit dem Hausrat auf der Straße.
Es gibt da wohl einiges zu tun.
Diese Geschichte wurde bereits 2007 im Bestatterweblog.de veröffentlicht. Sie ist eine der schönsten Fortsetzungsgeschichten im Blog überhaupt. Lies bitte alle Teile!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: olugulade
an dir ist ein sozialarbeiter verloren gegangen
Wer ist denn nun gestorben?!??
argh.. beide ja.. es ist noch früh..
Da kam der Tod aber im allerdümmsten Moment: Frau irgendwo schwanger im Krankenhaus, Sohn hat keinen Plan, Möbel sind noch im Umzugswagen. Und der eigentlich nette Vermieter hat jetzt auch seine eigenen Sorgen. Argh !
herr bestatter, Sie sind ein guter mensch….
Selbsttötung, Suizid also, ist schon ein Faktum, was vielen Menschen in dieser heutigen superschnellen Zeit gelegentlich durch den Kopf geht.
Immerhin töten sich in Deutschland jährlich 11.000 Menschen! Ein ganzes Dorf also! Von den meisten sagen die Hinterbliebenen: das hätte ich gerade von dem/der nicht gedacht. Ich weiß, wovon ich rede. Gerade mit dem Winter kommen solche Gedanken…::
Was mich erstaunt ist, dass man offensichtlich, auch wenn's nur vorübergehend ist, einfach so ein fremdes Kind übernehmen kann. Schaltet sich in solchen Fällen nicht sofort das Jugendamt ein? Ich meine, da könnte ja jeder losziehen, und verlassene Kinder einsammeln. Oder haben die, ehe Herr Bauer und dann der Undertaker Daniel aufgenommen haben, schnell nochmal in den Akten nachgesehen? Denn wenn man bedenkt, wie schwierig es ist, ein Kind zu adoptieren, und wenn man weiters bedenkt, was gerade in den letzten Jahren in Deutschland an Gewaltverbrechen an Kindern begangen wurde, würde man doch annehmen, dass die Behörden da sehr sensibel reagierten.
>Immerhin töten sich in Deutschland jährlich 11.000 Menschen!
Das sind ja nur die offiziellen Zahlen. Es gibt auch noch eine nicht unbeträchtliche Dunkelziffer. Z.B. wenn der Hausarzt auf dem Totenschein wider besseres Wissen (oder weil er den Suizid nicht erkannt hat) "Todesursache: natürlich" auf dem Totenschein ankreuzt. Denn "Todesursache: nicht natürlich" zieht automatisch bürokratische Folgen nach sich (Polizei muß eingeschaltet werden, evtl. Staatsanwaltschaft) und da tut sich ein Arzt im Angesicht von trauernden Angehörigen einfach schwer, denen das auch noch aufzuhalsen.
@middendorf: Im Frühjahr kommen noch mehr Leute auf die Idee sich zu töten. Wenn überall fröhliche Menschen herumlaufen und man den Kontrast zu seinem eigenen Elend sieht…
Na zum Glück hat der Undertaker keine Kunden wie der Shopblogger wo man immer wieder sagen kann:"Der wollte nur ins Blog"
Wer weiß wie hoch die Dunkelziffer wird wenn der Undertaker nicht mehr anonym ist.
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