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Praktikantenschicksal

Jetzt schwärmen gerade wieder Tausende von Schülern aus, um in den nächsten Wochen und Monaten im Rahmen ihrer Schulausbildung ein mehrtägiges Praktikum in einem Betrieb zu absolvieren. Offenbar gilt es bei manchen als „cool“, sich beim Bestatter zu melden und dort nach einer Praktikantenstelle zu fragen.

So für ein paar Tage oder Wochen nehmen wir immer mal wieder Praktikanten, es trägt schließlich mit dazu bei, daß der Beruf des Bestatters enttabuisiert wird und daß die Menschen sehen, was bei uns alles zu tun ist:

Bier holen, Hof fegen und Mülleimer raustragen.

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Nun habe ich ja schon etliche Male die Fragen sogenannter „Goths“ beantwortet und bin schon ein paar Mal auf dieses Thema eingegangen. Niemand hat weniger gegen dicke Schuhe, schwarze Klamotten und gefärbte Haare. Ich sag ja immer: Meinetwegen können sich die Leute ’ne Frikadelle an’s Knie nageln oder glauben, der Mond sei aus grünem Käse.

Für mich zählt die Persönlichkeit und die Leistung. Schließlich kommen die Leute, egal jetzt ob als Festangestellter oder Praktikant, zu uns um Geld zu verdienen, einen Job abzuliefern und nicht um ihre persönlichen Schwächen und Nachteile auszuleben. Das wird leider heute allzu gerne vergessen. In der realen Welt gibt es Geld für Arbeit.
Man kann also auch als Anhänger der Gothic-Szene, so finde ich, annehmbar aussehen. Grellweiß geschminktes Gesicht und sichtbarer Körperstechschmuck gehen nicht, eine Frisur wie die Hupfdohle von Peking-Hotel geht auch nicht, aber sonst bin ich da sehr tolerant.

Heute Morgen stellte sich spontan eine junge Frau vor, die ganz offenbar dieser Szene angehört. Ich muß es näher beschreiben: Ich glaube, sie würde gerne ein bißchen zu dieser Szene gehören und schmückt sich mehr so als Modegag mit schwarzer Kleidung, langen schwarzen Haaren und etwas zuviel heller Schminke.
Leicht übergewichtig aber nicht unhübsch saß sie vor mir und beantwortete meine Fragen.
An und für sich waren die Antworten auch in Ordnung, nur störte mich kolossal, daß sie zwei oder drei Mal ihre Sätze mit „…ey Alter“ beendete.
Etwas genervt fragte ich dann, ob sie der Meinung sei, daß das die richtige Art sei, mit mir zu sprechen.
Ihre Antwort: „Ich lass mich nicht verbiegen, ich spiele nur nach meinen Spielregeln, mich wollen sowieso alle verbiegen. Entweder apzeptieren (!) mich die Leute oder sie lassen es.“

„Dann lassen wir es lieber.“

„Sehn’se, Sie haben auch was gegen Goths!“

„SAAAAANDY!!!“

Sandy ist im Moment wieder total schwarz gefärbt, tolle Augenbemalung, die langen Beine in schwarzen Netzstrumpfhosen, die aussehen wie ein Spinnennetz und darüber eine lange schwarze Jacke von der man nicht so genau weiß ob es eine Jacke oder ein Mantel ist. Sie kommt herein, schaut mich fragend an, ich schaue die Bewerberin an, deute auf Sandy und sage:
„Ich soll was gegen Goths haben?“

Die junge Frau steht auf, schnaubt kurz und meint dann schmollend: „Dann ist es eben weil ich so dick bin!“

Schade, daß Antonia nicht mehr da ist.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#praktikantenschicksal

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(©si)