Hausintern sprechen wir vom Projekt Reblaus und von den Rebläusen. Warum das so ist, steht in diesem Artikel hier.
Wir haben, um das noch einmal auch den neu Hinzugekommen zu erklären, ein Haupthaus mit Verwaltung und technischer Abteilung. An zwei weiteren Standorten haben wir Filialen, bei denen es sich im Wesentlichen um Ladenlokale handelt, die nur sporadisch besetzt sind und zu denen wir hinfahren, wenn sich in diesen Ortschaften jemand wegen einer Bestattung meldet.
Ursprünglich hatte ich geplant, das allgemeine Sterben des Einzelhandels schamlos auszunutzen und weitere lange leerstehende Ladenlokale in weiteren Ortschaften für diesen Zweck anzumieten.
Aber die Verhandlungen mit den Vermietern gestaltete sich extrem schwierig. Vor allem die total überzogenen Mietforderungen haben mich nur mit dem Kopf schütteln lassen. In einer klassischen B- oder C-Lage zahlt kein Mensch mehr als 5 Euro pro Quadratmeter.
In einer Ortschaft steht seit dreieinhalb Jahren eine ehemalige Buchhandlung leer. Seitdem hängt dort auch ein „Zu vermieten“-Schild im Fenster. Nach so langer Zeit sind die Mieterwartungen normalerweise auf einem bezahlbaren Level angekommen, nicht jedoch in diesem Fall.
Nein, schon alleine wegen dem Euro müsse er jetzt sogar mehr verlangen, als von seinem letzten Mieter und unter 2.000 Euro plus Steuer und Nebenkosten gehe da gar nichts. Der Laden hat gerade einmal 112 qm.
Ein anderer Vermieter beharrt darauf, daß ich das Geschäft über das Immobilienbüro seiner Tochter abwickele. Da ich aber von dem Mietobjekt erfahren habe, ohne einen Makler zu brauchen, sehe ich nicht ein, daß ich nun nachträglich noch 3.600 Euro als Courtage zahlen müsste.
Der nächste Hausbesitzer möchte gleich drei Monatsmieten Kaution, erklärt aber im selben Atemzug, daß er in 30 Jahren noch niemals eine Kaution wieder zurückzahlen musste, da er als ehemaliger Malermeister immer was findet.
In der nächsten Ortschaft äußerte der Vermieter gleich seinen abgrundtiefen Hass gegen alle Mieter. Das seien alles Mietbetrüger, Mietnomaden, Pleitegeier, die nichts Besseres zu tun haben als die Miete zu mindern und ständig Reparaturen einzufordern. Seinen Laden vermiete er nur gegen Vorauszahlung einer Jahresmiete.
Aber richtig geärgert habe ich mich über folgenden Vorfall:
Ein anderes Objekt hatte dann endlich anmieten können. Der Laden liegt optimal an einer Hauptstraße mit viel Durchgangsverkehr. Die Räumlichkeiten waren großzügig geschnitten und weil das vorher ein Blumengeschäft gewesen ist, mussten wir heftigst in Umgestaltungsmaßnahmen investieren. Sowas kostet Geld, vor allem weil wir viel Trockenbauarbeiten machen lassen mussten, denn die ursprüngliche Bausubstanz durfte nicht angetastet werden.
Nach einem Monat war alles fertig und wir eröffneten die Filiale Nummer 3. In Telefonbüchern, Branchenverzeichnissen und auf unseren Hausdrucksachen ergänzten wir die zusätzliche Adresse.
Einen Tag nach der Eröffnung kam dann der Vermieter in unser Hauptbüro und überreichte mir die Kündigung. In der Wohnung über dem Laden wohnt eine Familie und die Eltern haben sich der Gruppe der „Rosenkreutzer“ angeschlossen und heftigst mit sofortigem Auszug gedroht, sollte der Bestatter nicht ausziehen. Und das obwohl wir dort ja nur ein Beratungsbüro eingerichtet hatten, ohne technische Abteilung (sprich: ohne Leichen).
Bei gewerblichen Mietverträgen hat man keinen solchen Kündigungsschutz, wie das vielleicht viele von ihrem Wohnungsmietvertrag kennen. Jeweils alle 6 Monate kann so ein Vertrag u.U. gekündigt werden. Ich hatte wegen der Umbaumaßnahmen schon eine Option herausgeschunden, daß frühestens nach einem Jahr gekündigt werden kann. Gott sei Dank nur als Option! Denn die habe ich jetzt natürlich nicht gezogen. Eine Filiale kann ich weder für ein halbes, noch für ein ganzes Jahr brauchen.
Im Endeffekt sah das so aus, daß der Vermieter sich nicht umstimmen ließ und wir binnen zwei Wochen alles wieder abgebaut haben. Bloß daß keiner großartig was mitbekommt, denn eine schnell verschwundene Filiale nährt schnell das Gerücht, uns ginge es finanziell schlecht. Ich war froh, daß noch keine Reklametafeln angebracht waren und daß ich noch keine PR-Anzeigen geschaltet hatte. Zwei von drei Telefonbucheinträgen konnte ich auch noch stoppen.
Unterm Strich hat mich der „Spaß“ 11.000 Euro gekostet, inkl. einem halben Jahr Miete für den nicht genutzten Laden.
Man zahlt halt immer wieder Lehrgeld.
Das ist mit einer der Gründe, warum wir auf das risikolosere Projekt Reblaus setzen.
Inzwischen haben wir drei Herren gefunden und die entsprechenden Verträge abgeschlossen. Ab Anfang Dezember arbeiten diese Männer freiberuflich nebenher für uns. Bis dahin sind die Schaukästen und beleuchteten Schilder fertig und montiert und ab nächste Woche schulen wir die neuen Mitarbeiter.
Dann können die Bewohner der Ortschaften in denen diese Herren ihre „Filialen“ haben, direkt zu denen gehen und alles besprechen und bestellen. Die Leute müssen dann nicht mehr in die Stadt fahren.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: projekt, reblaus
Würde mich jetzt interessieren, warum Rosenkreutzer was gegen Bestatter haben – und wie die selbst bestattet werden, wenn es mal so weit ist…
@Christian: ja genau, mich auch, konnte auf die Schnelle in den diversen Ordensschriften, etc., die man im Internet findet, nichts entdecken. Aber generell sind die ja wohl etwas unübersichtlich gehalten….
Verstehe ich das richtig?
Der Vermieter hat Dich bauen lassen, hat Dir dann gekündigt, aber trotzdem fröhlich für ein halbes Jahr Miete kassiert?
Und Du bist nicht vor Gericht gegangen?
Hat Dir ein Anwalt davon abgeraten? Sind wir schon so weit in Deutschland, daß man sich sowas gefallen lassen muß?
Hast du dem Vermieter angeboten, die Miete für die Wohnung der Familie ein Jahr lang zu zahlen, für den Fall dass er dafür keinen Nachmieter findet?
Das wäre doch für dich sicher immer noch billiger gewesen.
Oder wollte der Vermieter sich definitv nicht von der Familie trennen?
Hmm…also ist Projekt Reblaus eigentlich nichts anderes, als die günstigere Vorgehensweise bekannter "Bestattungsketten"?! Diese haben das Geld, um komplette, kleine Filialen zu übernehmen, du hingegen lernst einfach Privatleute an und lässt diese in ihren Wohnungen/Häusern beraten, oder wie?
@oldschool: Was sollte ich denn da vor Gericht gewinnen? Ich hatte einen Mietvertrag der sagen wir von Januar bis Juni lief und sich immer automatisch um ein halbes Jahr verlängert. Kurz vor Ende Januar hat der Vermieter ihn dann zu Ende Juni gekündigt. Ich habe das bekommen, was mir laut Vertrag zustand, ein halbes Jahr lang ein Ladenlokal und dafür hat er beansprucht, was ihm zusteht, ein halbes Jahr Miete.
@Niels: Genau, die Familie wohnt schon 22 Jahre da und die war ihm näher als wir.
Im übrigen ist es tatsächlich so, dass viele Gesetze und Vorschriften – dazu gehört auch der Mieterschutz – für Selbständige und Unternehmer nicht gelten. Das Lehrgeld musste ich auch zahlen.
Man kann daher gegen solche Maßnahmen nicht vorgehen und ein Rechtschutz für gewerbliche Zwecke ist für kleine Unternehmen unbezahlbar.
Ich hab manchmal wirklich den Eindruck, dass ein Unternehmer, egal wieviel er wirklich verdient, allgemein als Melkkuh angesehen wird. Nach dem Motto: "Ach der, der hat eine eigene Firma. Der kann sich das leisten."
Warum hat der Vermieter Angst vor Altmietern ? Diese haben doch meist günstige Mietzinse und es ist für ihn sogar besser, wenn diese alten Mieter ausziehen, als das Geschäftslokal, das sicherlich mehr Miete/m2 bezahlt.
>Warum hat der Vermieter Angst vor >Altmietern ? Diese haben doch meist günstige >Mietzinse und es ist für ihn sogar besser, >wenn diese alten Mieter ausziehen, als das >Geschäftslokal, das sicherlich mehr Miete/m2 >bezahlt.
Soll Vermieter geben, die solche Dinge nicht nur aus der finanziellen Perspektive betrachten. 😉
Kommt im Weltbild der Rosenkreutzer der Tod nicht vor ? Das ewige Leben auf Erden ?
Muß ja ein toller Verein sein.
Läden anzumieten ist echt eine Qual, man ht den Eindruck, alle Hausbesitzer haben einen schweren Schaden. Wir suchen schon eine Weile nach einem brauchbaren Laden für eine zweite Kneipe. Mit einem Vermieter waren wir kurz vor dem Abschluss, doch dann wollte er immer mehr Sicherheiten. Nicht mal die Vorauszahlung einer halben Jahresmiete reichte ihm. Inzwischen bin ich froh, das nicht gemacht zu haben. Die schließlichen Mieter haben viel Spaß mit dem Arschloch.
Der nächste brauchbare Laden war vom Vermieter und der Miete her okay, ist nur blöd, wenn gleich bei der Besichtigung gesagt wird, dass die Frau, die über dem Laden wohnt, bisher jede Kneipe in die Knie gezwungen hat. Wir sollten halt nur tagsüber aufmachen. Klar, eine Kneipe nur tagsüber.
@Nicolas: Du betreibst nur Kneipen, wohnst aber nicht gegenüber oder über einer, oder?
Ich kann jeden verstehen, der einem Mieter mit Argwohn begegnen, der eine Kneipe in unmittelbarer Nachbarschaft eröffnen will – ich habe ein Jahr über einer gewohnt. Wenn man sich morgens um 1 erkundigt ob man nicht angesichts der Uhrzeit etwas ruhiger seines Weges gehen kann oder vielleicht auf das Vorführen des PS-starken Motors verzichtet werden könne bekommt man noch Schläge angedroht, von den Kondomen und Kippen im Hauseingang mal ganz zu schweigen…
Man möge mir verzeihen, aber ich sehe doch recht große Unterschiede ob man Mietraum für eine Kneipe oder ein Bestattungsunternehmen sucht.
"Der nächste Hausbesitzer möchte gleich drei Monatsmieten Kaution, erklärt aber im selben Atemzug, daß er in 30 Jahren noch niemals eine Kaution wieder zurückzahlen musste, da er als ehemaliger Malermeister immer was findet."
Das solltest du an Wikipedia schicken. Ist ja wohl die perfekteste Definition für dumm-dreist…
naja das problem der vermieter kann ich teilweise noch nachvollziehen, so ein haus kostet viel geld und auch reparaturen… wenn das ein mieter ewig keine miete zahlt und dann noch die entsprechende wohnung verwüstet kann das schon böse enden. vor allem wenn bei einem miethaus mit drei partien als „gewinn“ insgesamt nur eine halbe miete über bleibt!
trotzdem ein scheiss verhalten teilweise und extrem übertriebene reaktionen!
@pari:
Ich teile Deine Meinung, aber ganz so arg darfst Du über Wikipedia nicht urteilen, manche Artikel sind echt gut.
Ich hatte das mit den Maklern anders verstanden.
Meines Wissens nach bezahlt man nur dann, wenn man die Geier auch beauftragt hat, ein Objekt ausfindig zu machen.
Hat man nur auf eine Anzeige geantwortet, ist eigentlich höchstens die Anzeige zu bezahlen, man hat die Junx ja nicht beauftragt und steht so in keinem Geschäftsverhältnis mit denen. Eine Bekannte hatte das „Ihrem“ Makler zur Option gestellt und siehe da, keine Courtage nötig, nur ein paar EUR für die Anzeige waren fällig.
Und ganz ehrlich: eine so große Mühe machen den Geiern die Anzeigen in den Sonntaxblättchen nicht.
Manche Leute kommen echt mit „Geschäftsideen“ durch, da fasst man sich nur an’n Kopp!
@undertaker
In meinem Weltbild sollte ein Schadenersatz aufgrund von aufgeweneten Kosten für einen Umbau aufgrund
einer verbindlichen Zusage („Ich vermiete Ihnen mein Ladenlokal zur Nutzung als Beratungsräume eines
Bestattungsinstituts.“) die dann urplötzlich zurückgezogen wird durchaus drin sein.
Selbst nach den Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland sollte ein Vertragspartner bei Vertragsbruch des
anderen („Nein, meine Mieter wollen kein Bestattungsinstitut unter ihrer Wohnung! Bitte ziehen Sie wieder
aus!“) nicht auch noch zur Weiterzahlung der Miete verpflichtet sein…
Ich kann mir auch ehrlich gesagt nur schwer vorstellen, daß man dagegen nicht irgendeine Chance gehabt
hätte…andererseits weiß ich auch, wie teuer eine gewerbliche Rechtsschutzversicherung ist!
@Nölarsch: Grundsätzlich einmal ist gegen das Gewerbe der Makler nichts einzuwenden. Sie führen Angebot und Nachfrage zusammen und kassieren dafür eine Gebühr. Diese empfinde ich persönlich aber bei Vermietungen als viel zu hoch. Die Makler werden das anders sehen, ich jedoch würde 1 MM für angemessen halten.
Du hast Recht, die Gebühr wird erst fällig, wenn man den Makler auch mit der Vermittlung beauftragt hat. Aber genau das wollte dieser Vermieter erreichen. Ich sollte -obwohl ich das Objekt schon kannte- erst noch proforma seiner Tochter einen solchen Auftrag erteilen und vergüten. Das sehe ich dann dreimal nicht ein.
@Thomas: Das entspricht auch meinem Rechtsempfinden. Allerdings: Vertrag ist Vertrag. Und genau den hat der Vermieter erfüllt.
Nicht mehr und nicht weniger. Daß ich, über die Option 1 Jahr hinaus, die Hoffnung hegte, sehr lange dort zu bleiben und in dieser Hoffnung die Umbauten vornahm, ist tatsächlich allein mein Risiko.
"Inzwischen haben wir drei Herren gefunden und die entsprechenden Verträge abgeschlossen. Ab Anfang Dezember arbeiten diese Männer freiberuflich nebenher für uns."
Hej Tom,
mal ne Frage am Rande der Vermieter-Makler-Diskussion: wie sah denn die Bewerberquote bzgl. Männlein und Weiblein beim Projekt Reblaus aus?
Schönen Gruß,
elinore
@Undertaker:
Ja, _wenn_ man die Jungs mit einem Auftrag belastet, muss man natürlich zahlen – das ist wie in deinem Gewerbe.
Eine Anzeige in die Sonntaxbeilage zu setzen, empfinde ich jedoch nicht als Auftrag desjenigen, der sich dann daraufhin meldet. So sollte eigentlich, rein logisch gesehen, der Verfügungsberechtigte der Immobilie die Maklertätigkeit bezahlen.
Entweder missverstehen wir den Beruf des Maklers, oder „einige schwarze Schafe“ nutzen „in vereinzelten Fällen“ die Unkenntnis der Nichtmakler aus.
Im Nachhinein den Interessenten zum Makler zu schicken, obwohl das Objekt der Begierde bereits gefunden worden ist, ist reine Abzocke und sollte vorhandenem Berufsethos widersprechen. 😛
Zum Thema Maklercourtage bei Wohnungen: Es ist mir bis heute unbegreiflich, dass ein Mieter diese (und sei es zur Hälfte) zahlt. Den Vorteil durch die Dienstleistung hat der Vermieter, soll der doch die Dienstleistung vergüten (und meinetwegen in die Miete einpreisen).
Eigene Mietobjekte durch die Verwandschaft vermitteln zu lassen empfinde ich zudem als Halsabschneiderei, aber da ist leider meist nicht dran zu rütteln (es sei denn, der Verwandte verwaltet auch noch die Immobilie).