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Püree

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Antonia ist unheimlich lustig. Sie liebt es, Witze zu erzählen und lustige Wortspiele zu veranstalten. Nun gehen bei ihr aber der Spaß an der Sache und die Fähigkeit es zu tun völlig getrennte Wege, was zur Folge hat, daß sie einen ganz bekannten Witz immer und immer wieder ungefähr folgendermaßen erzählt:

Antonia steht Frau Büser gegenüber, löffelt dabei aus einem Schälchen Exquisa Ananas-Mango Brotaufstrich und fragt Frau Büser: „Ha! Jetzt kommt einer! Aufpassen!“

Dann stellt sie sich in ihre Witzpositur. Dabei dreht sie einem die rechte Seite zu, schaut mit einem neckisch, gespannten Blick so halb über ihre Schulter, setzt einen Fuß etwas vor und holt immer ganz tief Luft, so als wolle sie jetzt die Schlussarie einer ganz großen Oper singen. Dann leckt sie noch einmal über ihre Lippen, was mit dem Frischkäsekrempel nicht besonders elegant aussieht, und erzählt endlich ihren Witz:

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„Wie heißt das Kartoffelpüree mit Vornamen?“

Sofort nachdem sie die Frage gestellt hat, beginnt sie innerlich zu glucksen, kann es kaum abwarten, daß jemand eine falsche Antwort gibt und ihr gestautes Lachen gluckst sich in einer Art wabberndem Tidenhub wellenartig vom Bauch über die Brust bis zur Unterkante des Mundes hoch.

Natürlich kann keiner auf ihre spaßige Frage eine vernünftige Antwort geben. Normalerweise fragt man ja, wie das Reh mit Vornamen heißt und wenn keiner eine Antwort weiß, sagt man „Kartoffelpü“. Hahaha…

Frau Büser kennt diese Scherzfrage schon, sie gehört zum unerschöpflichen Repertoire von Antonia, das vielleicht insgesamt drei Witze umfasst, die sie immer wieder mal anbringt. Ob sie selbst an Witze-Demenz leidet oder glaubt, alle anderen Menschen litten daran, ich weiß es nicht.

Aber Antonia ist an sich so lebenslustig, fröhlich und komisch, daß es immer wieder eine Freude ist, ihr zuzuschauen, wie sie innerlich abgeht, wenn sie mal wieder einen Witz verhunzt.

Natürlich weiß auch dieses Mal keiner eine Antwort auf die Frage, wie das Kartoffelpüree mit Vornamen heißt und nur aus Höflichkeit fragt Auszubildende Nadine: „Reh?“
Antonia gluckst, sie kann ihr Lachen nicht mehr unterdrücken, ihr Kopf ist schon ganz rot und endlich platzt das Lachen aus ihr heraus und nur unter Lachtränen und Schwierigkeiten gelingt es ihr, die aus ihrer Sicht einzig richtige Antwort zu geben: „Kartoffel!“

Hahaha… Alles lacht, aber man lacht entweder aus Höflichkeit oder eben über Antonia selbst.

Sandy mischt sich ein und fragt nun ihrerseits: „Und was ist schwarz-weiß und sitzt auf einer Schaukel?“
Frau Büser versucht es mit „Ein Schiedsrichter?“ und Sandy schüttelt grinsend den Kopf und sagt: „Ein Schwinguin!“

Der ist gut, den kannte ich noch nicht. Immerhin werde ich meine Kinder und vielleicht den Hund damit zum Lachen bringen. Aber so einen in der Art kenne ich auch: „Was ist grün und am Boden festgefroren?“
Ich schaue erwartungsvoll in die Runde, doch ich sehe nur ratlose Frauengesichter.
Also gebe ich lächelnd selbst die Antwort: „Der Froscht!“

Peinliches Schweigen…
Etwas betreten schauen mich Sandy, Antonia, Frau Büser und Nadine mit großen Augen an, keine Spur von einem Lächeln, geschweige denn von einem Lachen. Sie treten von einem Fuß auf den anderen, schauen auf den Fußboden, an die Decke oder an mir vorbei.

Ich wiederhole etwas eindringlicher: „Der Froscht!“, vielleicht haben sie es ja beim ersten Mal nicht verstanden, haben jenes beinahe schon an Sprachgenialität grenzende Wortspiel nicht verstanden…
Frau Büser ringt sich ein müdes Lächeln ab, es wirkt gequält.

„Der Froscht! Grün, versteht ihr, am Boden festgefroren, der Froscht!“

Sie schütteln mitleidig mit dem Kopf, wenden sich von mir ab und ich, der ich ganze Hallen spontan zum Lachen bringen kann, stehe da, als habe ich den Scheiß mit dem Kartoffelpü erzählt.

„Frohoscht! Das ist doch nicht schwer zu verstehen, Mensch Mädchen, das ist zusammengezogen aus Frost und Frosch…“

Antonia gähnt und geht in ihr Zimmer, Sandy schüttelt mitleidig den Kopf und Nadine schaut fragend zu Frau Büser, die sich kopfschüttelnd abwendet.

Noch einmal rufe ich „Froscht!“, erziele keinerlei Wirkung damit und gehe betrübt zurück in mein Büro, bevor ich die Tür schließe, versuche ich es noch einmal: „Frohoscht! Festgefroren, grühün!“

Nix.

Ich will mich gerade hinter meinen Schreibtisch setzen, da höre ich unterdrücktes Lachen von drüben, es schwillt an und wallt in ein lautes Lachen aus mehreren Frauenkehlen über. Ich gehe rüber und finde meine Damen vor Lachen über die Tische gekrümmt, Sandy wälzt sich auf dem Boden und hält sich den Bauch, Antonia, die mir den Rücken zudreht, sagt gerade: „Und wie er da zum dritten Mal ‚Frohoscht‘ gerufen hat, zuuu goldig, ich könnt‘ mich wegschreien. Der war aber auch zu gut und ich konnte mir kaum ein Lachen verkneifen. Mal gucken was er morgen bringt, wenn ich wieder nach dem Kartoffelpüree frage.“

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(©si)