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Roter Zettel

Gestern waren wir auf dem Friedhof und fanden am Grabstein meiner Oma einen roten Zettel vor: Dieser Grabstein ist umsturzgefährdet. Bitte stellen Sie die Standsicherheit wieder her und melden Sie sich bei der Friedhofsveraltung!
Was soll das denn?

Viele Friedhofsverwalter haben Hobbies. Manche sammeln Briefmarken, andere machen Square-Dance, aber alle lieben es, an Grabsteinen zu rütteln.

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Tatsächlich gehört es zu den Aufgaben der Friedhofsleute, zu überprüfen, ob die Grabsteine auf den Gräbern noch über genügend Standsicherheit verfügen. Dazu gehen sie in regelmäßigen Abständen durch die Gräberreihen und rütteln kurz an jedem Grabstein.
Die legendäre „Badische Rüttelverordnung‘ beispielsweise soll besagen, daß dieses Rütteln zunächst mit angewinkeltem Ellenbogen und dann mit ausgestrecktem Arm also mit größerer Kraft zu erfolgen hat.

Die genauen Bestimmungen hat die Gartenbau-Berufsgenossenschaft festgelegt.

Bewegt sich der Stein dabei oder zeigt er schon durch einfache Inaugenscheinnahme eine Schräglage, wird er entweder wie oben gekennzeichnet oder bei Gefahr im Verzug durch die Behörde gleich umgelegt.

Über den Sinn dieser Maßnahmen mag man geteilter Meinung sein.
Dort wo hohe Grabmale stehen oder wo die Grabsteine auf den Weg kippen könnten, da finde ich diese Sorgfalt angebracht.
Allerdings stehen auf vielen Friedhöfen sehr kleine Grabsteine zu Dutzenden in Reihe, die Gräber sind Kopf an Kopf und im ungünstigsten Fall kippten die Steine entweder nach hinten an einen anderen Grabstein oder nach vorne auf den oberen Teil des Grabes.
Ob man hier alle Nase lang am Stein wackeln muß, stelle ich persönlich mal in Frage.

Allerdings darf der Aspekt nicht unberücksichtigt bleiben, daß insbesondere bei Wiederbelegungen von Gräbern auch das Friedhofspersonal gefährdet sein kann. Das hat allerdings dazu geführt, daß vielerorts Grabsteine in solchen Fällen abgeräumt, zwischengelagert und später erneut versetzt werden müssen. Auch wieder ganz sicher nicht gegen den Willen der Steinmetze.

Die Steinmetze lieben das Rütteln, sind sie doch schließlich diejenigen, die dann anrücken und den Stein wieder befestigen müssen.

Wie kommt es zu diesen Lockerungen?
Nun, die Grabsteine werden nicht einfach nur auf das Erdreich gestellt, sondern haben ein regelrechtes Fundament, das ziemlich tief in die Erde reicht. Darauf sind sie mit einem Zement und oft auch Schrauben befestigt. Durch Witterung, Erdbewegungen, Erschütterungen und leider oft auch Vandalismus kann es zu Lockerungen zwischen Stein und Fundament kommen.

Bei neueren Systemen ist der Stein aber nicht mehr mittels eines Fundaments gesichert, sondern mit der schweren Umrandung des Grabes verschraubt. Da diese Steine, Platten und Tafeln kein Fundament benötigen, ist denen Aufstellung auch nicht mehr allein den Steinmetzen vorbehalten. Theoretisch kann jedermann, auch ein Angehöriger, dieses System bestellen und selbst aufstellen.

Näheres zur Grabsteinsicherheit findet sich auch auf dieser Seite hier.

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(©si)