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Sabrina und Torsten

Sabrinas Bruder heißt Jens und war vorhin kurz bei mir. Jens ist 30 und man sieht ihm an, daß er kein Auge zugetan hat, Er ist seit gestern im Dauereinsatz und ich weiß auch warum. Mit der Hyperaktivität, die er an den Tag legt, beschäftigt er seine Hände und sein Hirn, um ja nicht über das schreckliche Unglück von gestern nachdenken zu müssen. Deshalb wirkt er auch ziemlich gefasst, ich weiß aber, daß er noch weinen wird, drücke jetzt aber noch nicht die richtigen Knöpfchen, um ihn zu erlösen, sondern nutze seinen Tatendrang.

Es ist nämlich gar nicht verkehrt, jemanden zu haben „der jetzt alles in die Hand nimmt“. Dann kommt es familienseitig nicht zu so vielen Verwirbelungen, vor allem weil es sich ja um zwei Familien handelt. Aber Jens signalisiert, daß auch die Familie von Torsten zu uns kommen wird. Mir würde das gefallen, einerseits natürlich aus geschäftlichen Gründen und andererseits könnte man mit einer Doppeltrauerfeier den Familien einen zweifachen Friedhofsgang ersparen.

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Gestern habe man im Familienkreis den Geburtstag einer Cousine gefeiert und Sabrina und Torsten hatten sich wegen eines gemeinsamen Familiengeschenks besonders ins Zeug gelegt. Als die beiden dann weder um 18 Uhr noch um 19 Uhr auftauchten, wurden die ersten Handys gezückt, um den Verbleib abzuklären. Aber weder dort, noch am Festnetztelefon waren sie zu erreichen.
Wenn zwei normale Gäste nicht kommen oder sich verspäten, macht sich wohl kaum einer einen Kopf, aber wenn ausgerechnet die Paten, Trauzeugen, Ehrengäste, Redner, Musikanten, Tortenanschneider oder Geschenkebesorger nicht zur Familienfete erscheinen, macht man sich schon mehr Sorgen.
Jens ist dann zur Wohnung von Sabrina und Torsten gefahren, hat gesehen, daß dort im Wohnzimmer helles Licht brennt und hat dann Sturm geklingelt. Normalerweise hat er selbst einen Ersatzschlüssel, aber der hing daheim am Schlüsselbrett und den hat er bei Familienfeiern nicht dabei. Glücklicherweise konnte der Hausmeister aushelfen, der sowohl die Bewohner, als auch Jens kennt und der dann unter vollkommen menschlicher Außerachtlassung aller rechtlichen Bedenken, einfach mal aufgeschlossen hat.
Gemeinsam haben sie von der Tür aus die Namen der beiden Vermissten gerufen, sind dann in die Wohnung und haben schließlich die Toten in der Wanne gefunden.

Wir wurden von der Polizei verständigt, die Verstorbenen sind jetzt zur Obduktion im Rechtsmedizinischen Institut und die Ermittlungen vor Ort werden erst morgen fortgesetzt. Erstaunlicherweise war auch die Feuerwehr kurz da und sogar der zuständige Bezirksschornsteinfegermeister. Vielleicht liest ja ein Vertreter des anderen schwarzen Gewerbes hier mit und kann mir/uns erklären, was der Kaminkehrer da macht. Ich denke es mir so, daß der für Kamin- und Feuerungsanlagen eine gewisse Mitverantwortung hat, denn er hat mit einem Apparat Messungen vorgenommen, das erzählten wenigstens meine Fahrer.

Badezimmer sind fast immer eng, bei solchen Unglücksfällen stehen immer zuviel Leute herum und nasse Leichen zu bergen ist ohnehin nicht einfach. Meine Männer waren froh, als sie dem Trubel da entrinnen konnten.

Alles in allem müssen die Ermittler wohl jetzt schon routinemäßig überprüfen, ob Fremdverschulden oder gar Selbsttötung ausgeschlossen werden können. Klar, kaum einer zweifelt an der Unfallversion, aber ermitteln muß man trotzdem, ist ja auch gut so.

Wenn alles gut läuft, das konnte ich heute auch Jens sagen, werden die Leichen am Dienstag vom Staatsanwalt freigegeben, das erfahre ich aber erst morgen. Vorher können wir schlecht Termine machen. Ich gebe Jens eine Liste, damit er die benötigten Unterlagen besorgen kann (vor allem entweder die Geburtsurkunden der beiden ledigen Verstorbenen oder die Stammbücher der Eltern mit einem Geburtseintrag). Jetzt warte ich mal, ob auch die Verwandten von Torsten sich melden und habe Jens gesagt, daß sie am besten um 11 Uhr zu mir kommen sollen.

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